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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Staubwölkchen stehen.
    Ihr Herz begann zu klopfen, beruhigte sich aber wieder, als sie hinter der Windschutzscheibe einen roten Schopf erspähte. Nicht fair. Sie konnte nicht der gesamten Polizei von Millers Kill vorwerfen, nicht Russ zu sein.
    »Hey! Reverend Fergusson!« Kevin winkte ihr unbeschwert zu, während er aus dem Streifenwagen stieg. »Was machen Sie denn hier draußen?«
    Sie wedelte in Richtung Scheune und Schlafbaracke irgendwo dahinter. »Ich habe Amado hergefahren, damit er seine restlichen Sachen holt. Ich nehme ihn mit ins Pfarrhaus.«
    Kevin bedachte das. »Weiß der Chief Bescheid?«
    Sie widerstand der ersten Bemerkung, die ihr durch den Kopf schoss. »Ich glaube, er hat ein wenig mehr zu tun, als sich über häuslichen Angelegenheiten meines Interimsküsters Gedanken zu machen, meinen Sie nicht?«
    In einer perfekten Imitation von Russ hakte er die Daumen in sein Halfter. »Die Christies werden morgen Kaution stellen, wissen Sie.«
    »Darum bin ich heute hier. Und Sie?«
    Seine Miene hellte sich auf. »Ich habe vorgeschlagen, zu überprüfen, welche Wanderarbeiter letztes Jahr hier in der Gegend waren, als die anderen beiden ermordet wurden, und der Chief hat mir zugestimmt.« Seine erfreute Miene verdunkelte sich. »Tja, ehrlich? Zugestimmt trifft es nicht ganz. Aber er hat mir erlaubt, die Spur zu verfolgen.« Er sah sich um, musterte die weißgestrichene Scheune, die Egge und den Heuwagen und den Truck, die zwischen den Nebengebäuden eingepfercht waren, und die grasenden Kühe, die weit genug entfernt waren, um malerisch zu wirken, statt eine Geruchsbelästigung zu sein. »Das ist meine erste Station.«
    Bei Russ’ Schwester. Die angeblich keine Wanderarbeiter beschäftigte.
    »Hoffen Sie herauszufinden, wer die beiden Männer gestern waren?«
    »Nein. Wir versuchen, ihren Mörder zu finden.« In der Art, wie Kevin »Mörder« sagte, lag ein gewisses Vergnügen.
    »Ein Wanderarbeiter? Das soll wohl ein Witz sein. Diese Männer schuften sechs oder sieben Tage die Woche für Löhne, über die wir die Nase rümpfen würden. Warum, um alles in der Welt, sollte einer von ihnen so etwas tun?«
    Obwohl sie auf dem Hof vollkommen allein waren, beugte Kevin sich vor. »Wir denken an einen … Serienmörder.«
    »O bitte. In Millers Kill? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    Er zuckte die Achseln. »Drei Männer sind tot, alle auf dieselbe Weise ermordet, mit denselben Waffen und innerhalb eines Jahres. Alle wurden in einem Umkreis von sieben Meilen entdeckt. Wenn das irgendwo am Green River passiert wäre statt in Millers Kill, was würden Sie dann denken?«
    Gütiger Himmel. Kevin Flynn wird erwachsen und ein richtiger Polizist. Ein ziviler Humvee fuhr am Hof vorbei, dessen Bass ihre Autoscheiben zittern ließ. Die Sache ist viel zu weit gegangen. Janet muss auspacken.
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, sagte er: »Sind die McGeochs hier irgendwo?«
    »In der Scheune«, antwortete sie.
    »Danke.« Er lief zur Scheune, während sie sich einredete, dass es nichts mit ihr zu tun hatte, oder ihrer Gemeinde oder Kirche. Außer … Schwester Lucia hatte sie gebeten, sich um diese Männer zu kümmern. Und bisher hatte sie nichts anderes getan, als den Mund über den Aufenthaltsort der Männer zu halten, um die Aufgabe der Schwester weiterzuführen.
    »Warten Sie auf mich«, rief sie. Kevin blieb in dem breiten Durchgang stehen und sah ihr entgegen, während sie über den staubigen Hof trabte. Im Inneren war es kühl und weiträumig. Sie erschreckten ein paar Schwalben, die in der staubigen Luft flatterten, ehe sie durch das Tor nach draußen schossen.
    »Mr. McGeoch?«, rief Kevin. »Mrs. McGeoch?«
    »Hier drüben!« Die schwache Antwort ertönte aus einem schmalen Durchgang gegenüber dem Scheunentor. Clare folgte Kevin, der sich hindurchduckte, und sie traten in einen langen, langen Kuhstall. Clare stolperte, und der junge Officer packte ihren Arm. Sie blickte den Mittelgang auf und ab. Zement. Abflüsse. Lampen in Drahtgeflecht vor jeder Box. Ihre Haut wurde klamm. Sie schluckte.
    »Alles in Ordnung?« Kevin ließ ihren Arm los.
    »Ja«, antwortete sie. »Hier sieht es nur … es sieht so ähnlich aus wie bei den McEntyres.« Sie holte Luft. Mist und Urin und Heu, erdig und beißend und grün. Kein Kupfergeruch von Blut.
    »Keine Bange«, meinte Kevin. »Sie sind hier sicher.« Er wollte sie beruhigen, aber Clare hörte nur die vollkommene Sicherheit eines Menschen, dem niemals etwas

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