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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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die Erregung der Jagd hinzu. Er rief sich die Berichte des Pathologen und der Spurensicherung in Erinnerung. Auf der untersten Stufe der Treppe stehend, richtete er den Lichtstrahl auf den Motorradhelm. Er dachte, Haare, Hautpartikel, Schweiß .
    Dann richtete er den Lampenkegel auf den Kamin und sah einen kleinen Berg feiner weißer Asche unter dem Rauchabzug. Kokosöl und Kalk . Er richtete die Lampe auf die verschiedenen Bambusgeräte an den Wänden und dachte an den Splitter, den er in einem Kuvert in seinem Schreibtisch verwahrte.
    Er ging in die Küche, und als er alle Schränke öffnete, entdeckte er mehrere Flaschen mit Öl und Essig. Er hielt sie an die Nase, aber keine roch nach Kokosnuss. Danach suchte er alle Toiletten auf, und in einer fand er eine Flasche, die nach Kokosnuss roch. Er holte eine Plastiktüte und einen Holzspatel aus der Innentasche seines Jacketts und träufelte etwas von dem Öl auf den Spatel, den er dann in der Tüte verstaute, bevor er sie sorgfältig wieder verschloss und einsteckte. Er zupfte Haare aus den Bürsten und riss einige Borsten aus den Zahnbürsten, die er in einer zweiten Tüte verstaute.
    Wieder am Fuß der Treppe, nahm er den Motorradhelm genauer in Augenschein. Er fand ein weiteres Haar, das er mit etwas Abrieb vom Schaumstofffutter des Helms in eine weitere Tüte schüttelte. Anschließend legte er den Helm wieder so hin, wie er ihn gefunden hatte. Im Licht der Taschenlampe bemerkte er eine kleine Tür im Sockel der Treppe, vor der sich ein staubfreier Halbkreis auf dem Holzboden abzeichnete. Er öffnete die Tür mit dem drehbaren Knauf, der als Griff diente, und leuchtete in das Fach dahinter.
    Auf dem Boden lag eine Plastiktüte. Er zog sie heraus, um hineinzuschauen. Die Tüte enthielt einen Walkman der Marke Sony . Das schwarze Gehäuse wies Spritzer einer getrockneten Flüssigkeit auf, bei der es sich um Blut handeln konnte. Außerdem war es mit einem schwachen Film roter Farbe bedeckt, die vielleicht beim Sprayen darauf geraten war.
    So einfach.
    Warum hatte Pieters zugelassen, dass diese Gegenstände in seinem Haus blieben ? Weil er nicht damit rechnete, dass jemand ihn verdächtigte, geschweige denn hier eindrang ? Oder weil er keine Ahnung davon hatte, dass sie überhaupt da waren ?
    Der Commissaris widerstand der Versuchung, die Plastiktüte mitzunehmen; stattdessen legte er sie zurück und schloss das Fach wieder. Es war mehr, als er erwartet hatte, und er wusste nun, wo er es finden konnte. Er richtete sich wieder auf und überlegte, was noch ? Das Frösteln umschloss ihn jetzt ganz, vom Nacken bis zu den Lenden. Er schaltete die Taschenlampe aus und überlegte.
    Das Arbeitszimmer . Vielleicht fand er dort etwas, das ihm Aufschluss über die Zusammenhänge gab: warum alles so gekommen war; warum zwei Jungen ihr Leben verloren hatten und die Beweise gegen den Täter sich in diesem Haus befanden. Vielleicht fand er Briefe, ein Tagebuch, Aufzeichnungen, wie jeder Wissenschaftler sie vornahm.
    Das Arbeitszimmer des Professors war schlicht. Der Strahl der Taschenlampe erfasste einen Büffelgrasteppich, mehrere überquellende Bücherregale und einen Klappstuhl hinter einer großen aufgebockten Holzplatte, die als Schreibtisch diente. Auf der Holzplatte stand ein Computer.
    An der Wand gegenüber vom Schreibtisch hing ein faustgroßes knochiges Gebilde in einem Gestell aus Bambusstäben, an dem eine Muschelkette baumelte. Eine zweite Kette schien aus einem Dutzend vertrockneter Bohnenschoten zu bestehen. Eine Pendeluhr tickte abwechselnd laut und leise vor sich hin. Auch hier gab es einen Dschungel aus tropischen Pflanzen, der von allen Seiten auf den Schreibtisch zuwucherte.
    Der Commissaris legte die eingeschaltete Taschenlampe auf den Schreibtisch, setzte sich auf den Klappstuhl und suchte den On -Schalter des Computers. Er drückte ihn, und während er darauf wartete, dass das System hochfuhr, fiel sein Blick auf ein Foto neben dem Monitor.
    Das Foto zeigte Professor Pieters und einen dunkelhäutigen Jungen,beide etwa in dem Alter, in dem sie auch in dem Expeditionsvideo am Feuer des Krals gewesen waren. Der Anthropologe, groß und schlank, hatte seinen Arm um die Schultern des zierlichen und viel kleineren Jungen gelegt. Sie standen vor einer Hütte aus Lehm und Blättern, übergossen von grellem Sonnenschein, der die Aufnahme etwas überbelichtet wirken ließ. Pieters schien trotz seines Lächelns ein wenig verlegen zu sein.
    Der Computer summte. Die Uhr

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