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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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machen will, mich wirklich kennen zu lernen ...«
    »Um Zeit zu sparen«, sagte Van Leeuwen.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, fuhr der Hoofdcommissaris fort, als hätte er die Bemerkung gar nicht gehört. »Ich habe dich vor eine Entscheidung gestellt, vor die ich dich nicht hätte stellen dürfen. Versteh mich nicht falsch, dienstrechtlich gesehen, gab es daran nichts auszusetzen. Aber trotzdem ...« Er drehte sich um, eine schma le schwarze Silhouette vor den Lichtern der Autos auf der Nassaukade. »Ich möchte, dass du wieder die Leitung der Ermittlungen im Fall der beiden toten Jungen übernimmst.«
    Er ging zu seinem Schreibtisch, schaltete die Tischlampe ein und setzte sich. »Du kannst mit der Sonderkommission arbeitenoder sie auflösen, was immer du willst. Du hast meine volle Unterstützung.«
    Er zog eine Schublade auf, warf einen Blick hinein und runzelte die Stirn, als gefiele ihm ganz und gar nicht, was er darin sah. »Ich habe noch nie selbst einen Mordfall bearbeitet«, sagte er. »Ich glaube, ich habe ein ziemliches Chaos angerichtet.«
    Auch Van Leeuwen setzte sich. »An diesen Punkt kommt man früher oder später bei jeder schwierigen Morduntersuchung«, sagte er. »Einen Punkt, wo alles, was man bis dahin in Erfahrung gebracht hat, nur eins ergibt: das reine Chaos. Ein Bild vollständiger Verwirrung. Opfer, Tatort, Waffen, Modus Operandi, mutmaßliche Täter, mögliche Motive, wer, wann, wo, warum, echte und falsche Alibis, richtige und falsche Zeugenaussagen, das alles wimmelt einem im Kopf herum wie ein Sardinenschwarm, und man steht davor und versucht das Unmögliche: jedes einzelne Fischchen die ganze Zeit im Auge zu behalten. Den ganzen Tag über hast du diesen Schwarm im Kopf, und in der Nacht auch, da wimmelt er weiter, während du schläfst. Die Zeit läuft dir davon, und der Druck wird stärker und stärker. Immer wieder nimmst du einen Käscher und fischst ein paar Sardinen heraus und schaust sie dir genauer an, bevor du sie wieder zurückwerfen musst, weil sie dir allein nicht weiterhelfen, aber irgendwann – wenn du lange genug durchhältst –, irgendwann erkennst du pötzlich ein Muster in diesem Schwarm, die ganzen kleinen durcheinanderwimmelnden Fische ergeben ein Bild. Ein Bild, das die ganze Zeit da war, ein Sardinenmosaik, wenn du so willst, und es zeigt dir den Täter und sein Motiv. Du musst noch ein paar Fischchen aussortieren, einige Hindernisse aus dem Weg räumen, vielleicht alles einen Moment lang in einem anderen Licht betrachten. Aber das Bild wird plötzlich immer klarer. Wir sind ja nur Ermittler. Wir sind keine Künstler, wir haben das Bild nicht gemalt. Wir haben es nicht versteckt. Wir sind auch keine Erfinder. Wir sind Entdecker. Denn alles, was da ist, auch wenn es noch so gut versteckt wurde, kann von jemandem gefunden werden, er muss nur geduldig genug sein.«
    Der Hoofdcommissaris blickte weiter mit gerunzelter Stirn indie offene Schublade. Was immer er darin sah, es ergab kein Bild; oder das Bild gefiel ihm nicht. »Tu alles, was nötig ist«, sagte er. »Und wenn du etwas tun musst, das ich besser nicht wissen sollte, dann erzähl es mir nicht, und schreib es auch nicht in deinen Bericht. Und wegen deiner Frau –«
    Van Leeuwen unterbrach ihn: »Ich habe mich nach einem Pflegeplatz für sie umgesehen.«
    »Und ich habe meinen Bruder besucht«, sagte der Hoofdcommissaris. »Letzte Woche.« Abrupt schloss er die Schublade, als könnte er den Anblick nicht eine Sekunde länger ertragen. »Sie kommen da nie wieder raus, weißt du.«
    Noch in derselben Nacht stand Commissaris Bruno van Leeuwen, wieder in Amt und Würden, am Fenster seines Büros und sagte: »Ab jetzt verfolgen wir nur noch eine Spur, aber wir reden mit niemandem mehr darüber. Nicht mit den Medien, nicht mit den Verwandten der Opfer, nicht mit den Anwälten der Eltern. Der Mann, auf den wir unsere Ermittlungen konzentrieren, ist Professor Josef Pieters. Er hält sich zurzeit weder in seinem Büro noch in seinem Landhaus auf. Er ist untergetaucht, zusammen mit seinem Adoptivsohn Keo, vierzehn, und niemand weiß, wo. Ich will aber wissen, wo er ist. Ich will wissen, warum er gerade jetzt abgetaucht ist. Und ich will wissen, wann er zurückkommt. Ein Nobelpreiskandidat kann doch nicht einfach so vom Erdboden verschwinden.«
    »Was ist mit dem Zeug in den Tütchen ?«, fragte Hoofdinspecteur Gallo. »Ich habe es zur Analyse in die Sarphatistraat geschickt, das war doch richtig ?«
    »Ja«,

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