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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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und die anderen, und, wie wir wissen, auch Keo. So war es ein Leichtes für ihn, die Freunde zu belauschen.«
    Alle schwiegen. Schließlich sagte Hoofdinspecteur Gallo: »In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich ?«»In der Steinzeit«, sagte Van Leeuwen. »Und von der Steinzeit bis in die Gegenwart hat man seine Beute immer auf dieselbe Weise gefangen. Man wiegt sie in Sicherheit und lockt sie dann in eine Falle.«
    »Und was sollen wir jetzt machen ?«, wollte Gallo wissen.
    »Darüber denke ich noch nach«, sagte der Commissaris. Etwas zusammenhanglos fügte er hinzu: »Ich war heute auf dem Land, um mir ein Pflegeheim anzusehen, für Simone.«
    Niemand sagte etwas. Schließlich stand Gallo auf und sagte: »Hör mal, das ist vielleicht ganz gut. Oder ? Vielleicht ist es das Beste, für dich und für sie.«
    »Es ist sehr weit weg«, sagte Van Leeuwen.

 31 
    Am übernächsten Morgen, nach zwei Nächten ungestörten Schlafs, erhielt der Commissaris die Ergebnisse der Laboranalyse. Der Technische Dienst hatte die Haare einem DNA-Test unterzogen, das Gemisch aus Kalk und Öl mit den an der Haut der Opfer gefundenen Proben verglichen und die Hautpartikel aus dem Motorradhelm zugeordnet. Die Haare und die Haut wiesen dieselbe DNA auf wie das Blut unter den Fingernägeln von Deniz Aylan, auch das Öl war identisch.
    Van Leeuwen musste sich eingestehen, dass er sich geirrt hatte: Sein Täter war kein Erfinder; er hatte sich keinen neuen Mord ausgedacht, um ihn als Erster zu begehen. Er hatte nur auf eine Weise gemordet, die so alt und so fern und fremd war, dass sich niemand daran erinnern konnte. Niemand konnte es sich vorstellen, der nicht gleichzeitig in der Gegenwart und in dieser fernen, fremden alten Zeit lebte.
    Er saß noch immer über den Bericht gebeugt, als Inspecteur Vreeling klopfte und sein Büro betrat. »Ist Ihnen schon was eingefallen, wie Sie Pieters in die Falle locken können ?«, fragte er.
    »Noch nicht«, sagte der Commissaris.
    »Ich habe eine Idee, wollen Sie sie hören ?« Ohne auf Van LeeuwensAntwort zu warten, fuhr er fort: »Wenn Pieters nicht von selbst wieder auftaucht, weil er Angst hat, dass wir seinen Sohn verhaften, lancieren wir die Meldung, dass wir den Mörder gefasst haben. Dann gibt es keinen Grund mehr für ihn, sich vor uns zu verstecken.«
    »Das geht nicht.«
    Der Inspecteur schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Wieso nicht ? Ich kann das machen. Sie brauchen ein Gesicht, ein farbiges Gesicht, das Sie der Öffentlichkeit verkaufen können, dem Fernsehen, den Zeitungen, den Leuten da draußen. Aber Sie können nicht irgendjemanden nehmen, es dürfen nur wenige Leute eingeweiht sein. Sie brauchen jemanden, der dichthält, der dem Druck standhält. Offiziell ein Polizist, der plötzlich durchgedreht ist, weil er mit der Straßenkriminalität nicht mehr klargekommen ist. Sie nehmen mir meine Marke weg, lassen mich festnehmen, und ich wandere in U-Haft. Es muss so echt wie möglich aussehen. Irgendwann, wenn wir Pieters haben, rücken Sie mit der Wahrheit heraus und rehabilitieren mich.«
    Der Commissaris war fast gerührt. »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte er.
    Aber in der kurzen Zeit, die Vreeling gebraucht hatte, um seine Idee vorzubringen, hatte Van Leeuwen den Vorschlag in Gedanken bereits in all seinen Aspekten und Konsequenzen geprüft, Vorteile und Nachteile gegeneinander abgewogen und den Plan tatsächlich kurz in Erwägung gezogen. »Es muss einen anderen Weg geben«, sagte er.
    Im selben Augenblick klopfte wieder jemand an die Tür. Er rief: »Ja !« Die Tür flog auf, Vreeling wurde zur Seite geschoben, und Gallo platzte ins Zimmer. »Pieters ist wieder aufgetaucht«, verkündete er.
    »Wo ?«, fragte der Commissaris.
    »Schiphol.«
    »Am Flughafen ? Wann ?«
    »Vorgestern. Allem Anschein nach hat er ein Flugticket gekauft. Und jetzt ratet mal, wohin.«
    »Was heißt ›allem Anschein nach‹ ?«, fragte Van Leeuwen. »Hat er oder hat er nicht ? Und wohin ?«
    »Nach Port Moresby, via Auckland. Mit KLM. Aber nicht für sich, sondern für seinen Adoptivsohn Keo.«
    »Er schafft ihn außer Landes. Wann geht der Flug ?«
    »Du meinst, wann er ging . Gestern. Inzwischen dürfte der Junge längst in Neuseeland sein.«
    »Herrgott, warum erfahren wir das erst jetzt ? Woher weißt du das alles überhaupt ?«
    »Vom Finanzamt.«
    »Seit wann greift das Finanzamt uns bei einer Morduntersuchung unter die Arme ?«
    »Offenbar besteht der

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