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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ohne Sinn und Zweck.
    Als ich mich, zum Beispiel, während einer Theaterpremiere der Saison 1984/85 am Pausenbuffet erholte, kam Stockler auf mich zu.
    »Hören Sie«, sagte er. »Wir müssen uns unbedingt treffen. Ich haben Ihnen einen Vorschlag zu machen. Wenns Ihnen recht ist, rufe ich Sie morgen an. Oder besser Dienstag. Okay?«
    »Okay«, gab ich gelassen zurück, ohne tatsächlich mit seinem Anruf zu rechnen. Ich kenne Stockler nur flüchtig, ein Wichtigtuer, der vorgibt, alle möglichen Leute zu kennen und alle möglichen Geschäfte zu machen. Aber wenn er mir etwas vorschlagen will und wenns ein guter Vorschlag ist, warum nicht.
    Aber es kam kein Anruf von Stockler.
    Einen Monat später sahen wir einander durch Zufall auf der Straße.
    »Für Sie habe ich etwas sehr Interessantes«, hielt er mich fest. »Wir müssen die Sache in Ruhe besprechen. Stehen Sie im Telefonbuch?«
    »Ja.«
    »Fein. Dann rufen Sie mich Mitte nächster Woche an.«
    Warum ich ihn Mitte nächster Woche nicht anrief, weiß ich nicht mehr. Auch hatte ich Stockler mitsamt seinen Vorschlägen längst vergessen, als ich ihn ein Jahr später plötzlich am Telefon hatte.
    »Ich wollte Sie schon die ganze Zeit anrufen, um Ihnen etwas vorzuschlagen. Sind Sie um die Mittagszeit erreichbar?«
    »Immer.«
    »Gut, dann werde ich Sie anrufen.«
    Da ich am nächsten Tag für eine Woche verreiste, weiß ich nicht, ob er mich wirklich angerufen hat. Jedenfalls verging wieder ein Jahr, bis er sich auf einer Gartenparty vor mir aufbaute.
    »Ich bin gerade aus Frankreich zurückgekommen«, raunte er, während er mich in eine stille Ecke zog. »Ich habe einen interessanten Vorschlag für Sie. Wir müssen irgendwo eine stille Ecke ausfindig machen und über die Details sprechen.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Einverstanden. Wir telefonieren noch miteinander.«
    Es folgte eine Zeit ohne jeden Kontakt. Sie dauerte zwei Jahre. Dann meldete sich plötzlich Stockler am Telefon und wollte meine Telefonnummer wissen, weil er etwas Wichtiges mit mir zu besprechen hätte. Ich gab sie ihm. Wir vereinbarten, daß an einem der nächsten Tage entweder er mich oder ich ihn anrufen würde, um ein Treffen zu vereinbaren.
    Um die Mitte des Jahres 1993 sah ich Stockler auf einer Kaffeehausterrasse sitzen, offenbar in Gedanken in seinem Tee rührend. Ich ging auf ihn zu und stellte mich vor. Er freute sich, meine Bekanntschaft zu machen. Er hätte mich übrigens in Kürze anrufen wollen, um mir eine sehr interessante Sache vorzuschlagen. Am besten, überlegte er, wäre es, wenn wir uns auf einer Kaffeehausterrasse zusammensetzen und die Sache in Ruhe besprechen könnten. Er würde mich am Donnerstag oder Freitag anrufen, um den Termin zu vereinbaren. Bis dahin hatte erkeine Zeit.
    Im Mai 1996 begegneten wir einander in einem Philharmonischen Konzert, konnten aber nur wenige Worte wechseln, weil die Musik zu laut war.
    Aus Andeutungen, die er mir voriges Jahr machte, erriet ich, daß er mich mehrmals angerufen hätte, aber es sei immer besetzt gewesen. Ich riet ihm, es in den frühen Abendstunden zu versuchen, so zwischen 6 und 7 Uhr. Er versprach, sich diese Zeit zu merken, und ergänzte, sein Vorschlag würde mich bestimmt interessieren.
    Das ist eigentlich das Ende der Geschichte.
    Kurz nach unserem letzten Gespräch wurde Stockler krank, und etwas später starb er.
    Ich erhielt die traurige Nachricht durch einen Brief seiner Witwe. Sie berichtete, ihr verstorbener Mann hatte noch auf dem Totenbett an mich gedacht und immer wieder von den großen Plänen gesprochen, die er mit mir und nur mit mir verwirklichen wollte.
    Gestern nacht klingelte mein Telefon. Es war Stockler.
    »Ich habe jetzt etwas mehr Zeit«, sagte er mit Grabesstimme. »Und ich möchte Ihnen einen sehr interessanten Vorschlag machen.«
    »Ausgezeichnet«, antwortete ich. »Rufen Sie mich bald einmal an.«

Parade der Wunderkinder
    Die jüdische Religion schreibt in grenzenlosem Optimismus vor, daß ein Kind männlichen Geschlechts sich an seinem dreizehnten Geburtstag übergangslos in einen
    Erwachsenen zu verwandeln hat. Dieses schicksalsschwere Ereignis heißt »Bar-Mizwa«, und das Wunderkind wird dressiert, wie ein Rabbiner zu beten und sich bei den prachtvollen Eltern für alle angeblichen Wohltaten zu bedanken. Das Kind wird vielleicht zum Mann, die Eltern aber in jedem Fall infantil.

Ein Dichter wird geboren
    Im ersten Morgengrauen läutete das Telefon.
    »Hallo«, sagte eine gedämpfte Männerstimme.

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