...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
angeschleppt. Nachdem ich meinen Kopf vorschriftsmäßig mit einem bunten Halstuch bedeckt hatte, wurden wir in das Amtszimmer des Rabbiners geführt, eines bärtigen, verehrungswürdigen Patriarchen mit erschreckend dicken Brillengläsern und noch dickerem jiddischen Akzent. Der Rabbi grüßte mich herzlich. Offenbar hielt er mich für die Braut. Ich korrigierte ihn, worauf er die Daten des Brautpaares in ein mächtiges Buch schrieb und sich dann wieder an mich wandte, als spürte er, daß ich das schwächste Glied in der Kette war.
»Wie lange kennst du den Bräutigam, mein Sohn?« »36 Jahre, Rabbi.«
»Gab es irgendwann eine Zeit, eine noch so kurze Zeit, in der ihr nicht gut miteinander standet?«
»Nicht eine Minute, Rabbi.«
Alles ging planmäßig. Der Rabbiner schluckte Brody kommentarlos, wußte nicht, was eine Reportage war, führte die Eintragungen durch und fragte mich nochmals:
»Du kannst also bezeugen, mein Sohn, daß der Bräutigam niemals verheiratet war?«
»Nie im Leben. Rabbi.«
»Du kennst ihn gut?«
»Ich müßte lügen, wenn ich behaupten wollte, daß ich ihn besser kennen könnte.«
»Dann weißt du vielleicht auch, mein Sohn, ob er einer kohanitischen Familie entstammt?«
»Natürlich entstammt er einer kohanitischen Familie. Und ob!«
»Ich danke dir, mein Sohn. Du hast großes Unglück verhütet«, sagte der Rabbi und schloß das vor ihm liegende Buch. »Dieser Mann darf diese Frau nicht heiraten. Niemals kann ein Kohen, ein Nachkomme des Hohepriesters, mit einer geschiedenen Frau in den heiligen Stand der Ehe treten.«
Schulamit Ploni brach in hysterisches Schluchzen aus, Jankel sah mich haßerfüllt an.
»Verzeihen Sie, Rabbi«, stotterte ich. »Ich habe in Ungarn eine weltliche Erziehung genossen und wußte nichts von der Sache mit den Kohanim. Bitte streichen Sie diese Stelle aus meiner Zeugenaussage.«
»Es tut mir leid, mein Sohn. Wir sind fertig.«
»Einen Augenblick.«
Wutschnaubend sprang Jankel auf.
»Vielleicht hören Sie auch mich an? Mein Name ist Kuchmann, und ich war nie im Leben ein Kohen. Im Gegenteil, ich stamme von ganz armen, unbedeutenden Juden ab, man könnte fast sagen von Sklaven.«
»Warum hat dann Ihr Zeuge gesagt, daß Sie ein Kohen sind?«
»Mein Zeuge? Ich sehe ihn heute zum ersten Mal. Woher soll ich wissen, wie er auf diese verrückte Idee gekommen ist?«
Der Rabbiner warf mir über den Rand seiner dicken Brille einen Blick zu, vor dem ich die Augen senkte.
»Es ist wahr«, gestand ich. »Wir haben uns erst heute kennengelernt. Ich habe keine Ahnung, wer er ist und was er ist. Ich dachte, es könnte ihm nicht schaden, ein Kohen zu sein. Vielleicht wäre es sogar gut für ihn, dachte ich, vielleicht verbilligt das die Trauungsgebühr. Lassen Sie die beiden heiraten, Rabbi.«
»Das ist unmöglich. Es sei denn, der Bräutigam weist nach, daß er nicht aus einer kohanitischen Familie stammt.«
»Um Himmels willen«, stöhnte Jankel. »Wie soll ich so etwas nachweisen?«
»Das weiß ich nicht, und es ist auch noch niemandem gelungen«, sagte der Rabbi. »Und jetzt verlassen Sie bitte das Zimmer.«
Draußen entging ich nur mit knapper Not einem Mordanschlag. Jankel schwor beim Andenken seiner armen, unbedeutenden Vorfahren, daß er es mir noch heimzahlen würde, und Schulamit besprengte das Straßenpflaster mit ihren Tränen.
»Warum haben Sie uns das angetan?« heulte sie.
»Warum drängen Sie sich dazu unser Zeuge zu sein wenn Sie überhaupt nicht wissen was Sie sagen sollen ein Lügner sind Sie jawohl das ist es was Sie sind ein Lügner ein ganz gemeiner Lügner.«
Sie hatte recht. Gott soll sich meiner verlorenen Seele erbarmen.
Affenliebe
Die Bewohner des Mea-Schaarim-Viertels von Jerusalem, die den jüdischen Staat nicht anerkennen, weil er nicht vom Messias ausgerufen wurde, suchen schon lange nach Lösungen, wie man den Ruhetag ohne Probleme einhalten könne. Ein Tierpfleger aus dem Tel Aviver Zoo erzählte, daß jene Leute ihn gefragt hätten, ob man nicht einen Affen dressieren könne, am Sabbat einen Elektroschalter zu betätigen. Es wäre eine Möglichkeit dieses Gesetz zu umgehen, daß die Betätigung eines Lichtschalters am Sabbat verbiete. Die Rabbiner erlaubten die Affenlösung, allerdings nur unter der Bedingung, daß der Affe aus eigener Initiative handle. Der Tierpfleger schätzte die Dauer der Dressur auf rund sechs Jahre. Daraufhin wurde die Angelegenheit vertagt.
Auch die Überlegung, die Fotos mit dem Affen am
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