...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Lichtschalter zu einer Pressesensation zu machen, scheiterte. Dafür hätte nämlich ein zweiter Affe dressiert werden müssen, da schließlich auch fotografieren am Sabbat verboten ist.
Salzberger antwortet nicht
Das Telefon läutete, und jemand fragte schon zum dritten Mal, ob er mit der Vereinigten Holzwolle AG verbunden sei.
»Vereinigte Holzwolle? Nein, da haben Sie eine falsche Nummer«, sagte ich und legte auf. Als es zum vierten Mal läutete, griff ich zum Hörer und sagte:
»Vereinigte Holzwolle.«
»Endlich«, sagte eine erlöste Stimme. »Ich möchte mit Salzberger sprechen.«
»Bedaure«, antwortete ich. »Herr Salzberger hat mit unserer Firma nichts mehr zu tun.«
»Wieso nicht, ist etwas geschehen?«
»Man ist ihm auf seine Betrügereien gekommen.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Das überrascht Sie? Solche Sachen müssen doch einmal auffliegen.«
»Wem erzählen Sie das. Ich warte schon seit Monaten darauf.«
»An Ihrer Stelle würde ich mich jetzt aber auch aus dem Staub machen.«
Hier endete das Gespräch. Manche Leute haben wirklich keine Geduld.
Hexenjagd
Der Prototyp unserer heimischen Telefonistin ist eine magere Sabra mit durchdringendem Blick und Adlernase.
Sie trägt einen knielangen braunen Pullover, wird morgens von Hustenanfällen gequält und haßt unter anderem auch mich.
Die Feindseligkeiten zwischen uns werden damit eröffnet, daß wir die Nummer wählen, die hebräische Telefonistin an der gegnerischen Front den Hörer abhebt und sagt:
»«
Sie sagt gar nichts, sie hebt nur ab. Sie beschert uns andächtige Stille, ewiges Schweigen. Im besten Falle hören wir in weiter Ferne, ganz im Hintergrund, das dünne Stimmchen von Schlomo Grienspan, der soeben eine Transportfirma verzweifelt anfleht, die Rechnung diesmal doch bitte an die neue Adresse zu schicken, nicht wie im letzten Herbst ...
»Hallo«, brüllen wir in die Muschel, »hallo!«
Die hebräische Telefonistin hört uns, und sie hört Grienspan, hält uns jedoch unerbittlich auf Stand-by. Tief in ihrem Inneren hofft sie, daß wir aus einer Telefonzelle anrufen und uns nicht wegrühren können. Zu Hause haben wir nämlich straferleichternde Bewegungsfreiheit und verlassen die andächtige Stille, gehen in die Küche, machen uns ein Käsebrot mit Tomaten und kehren gerüstet für die lange Belagerung an den Apparat zurück.
»Hallo«, rufen wir mit noch vollem Mund, »hallo!«
Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß sie doch antwortet. Schließlich richtet sich der abgrundtiefe Haß der heimischen Telefonistin nicht gegen uns persönlich, sondern gegen die feindliche Außenwelt, die auf tausend Wegen hinterlistig versucht, in ihre Zentrale einzudringen. Persönlich wird der Konflikt erst, wenn sie sich zu erkennen gibt:
»Hier 729556, bitte sehr.«
Sie nennt weder Namen noch Adresse, denn die sind streng geheim und nur einigen wenigen Eingeweihten bekannt. Man könnte den Namen vielleicht in Erfahrung bringen, jedoch nicht telefonisch. Telefonisch gibt es nur eine schlichte Nummer, sonst gar nichts.
»Hallo«, sagen wir, »könnte ich bitte mit Herrn Zerkowitz sprechen?«
»Mit wem?«
Wir sehen verunsichert auf unseren Zettel. Nein, nein, es war schon der richtige Name.
»Mit Zer ... Zerko ... witz ...«
»Bitte sehr, mein Herr.«
Jetzt ertönt hoffnungsfrohes, elektronisches Klicken verschiedener Tasten und Knöpfe, eine drahtlose Verbindung wird hergestellt. Und andächtige Stille. Die Welt des ewigen Schweigens kehrt in ihrer ganzen göttlichen Pracht zu uns zurück. Vielleicht gibt es ein wenig Zerkowitz, vielleicht auch nicht. Das kann man jetzt noch nicht sagen.
Das wird sich schon noch zeigen. Wir knien neben dem Telefon und summen Märsche aus der Zeit des Befreiungskrieges. So müssen sich Astronauten auf der anderen Seite des Mondes fühlen, völlig abgeschnitten vom Rest der Menschheit.
»Hallo«, sagen wir hin und wieder, »hallo!«
Man kann mit dem Mittelfinger auf den Hörer klopfen und versuchen ihn damit zum Leben zu erwecken. Man kann es aber auch lassen. Nach einer Viertelstunde haben wir kapiert, legen auf und schalten uns damit kurzerhand aus dem Nichts aus. Da aber das Gespräch mit Zerkowitz nicht ganz ohne Bedeutung ist, denn wir wollen ihn um die Telefonnummer seines Schwagers bitten, drücken wir erneut und mit frischer Energie auf die Tasten. Diesmal erhalten wir sofort eine Antwort.
»Naftali wird das Paket nach vier Uhr abholen«, sagt die hebräische Telefonistin. »Ich
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