...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
nicht einfach auflösen.«
Zum Abschluß der Konferenz sangen die 14005 Delegierten das alte OJWEH-Lied mit leicht aktualisiertem Text:
»Wir Juden haben, wie bekannt, von alters her ein Heimatland.
Wir haben’s wirklich, aber
Jetzt drohn uns die Araber.
Drum hört, ihr Juden in der Welt:
Wir brauchen Geld, wir brauchen Geld!«
Nachdem der Fortbestand der Organisation gesichert war, holte man zahlreiche Organisationsfachleute aus dem Ausland, die eine Reihe vielversprechender Projekte ausarbeiteten. Der Slogan »Ein Blumentopf in jedes Fenster!« erwies sich als ähnlich erfolgreich wie einst die Kanarienvogel-Kampagne, und die Aktion »Ein Beamter -ein Baum« veranlaßte die Einwohner Israels zum Pflanzen von Bäumen in Patenschaft der einzelnen OJWEH-Beamten.
Danach war klar, daß die OJWEH auf Dauer nicht ohne offizielle Unterstützung existieren konnte. Der XXXVII.
Kongreß in Neuseeland richtete an die Regierung den eindringlichen Appell, »eine Vereinigung, an deren Bedeutung für unser Land nicht gezweifelt werden kann, gesetzlich anzuerkennen und dadurch 136000 Beamte und Wähler vor dem Gespenst der Arbeitslosigkeit zu schützen«.
Wie es sich für ein demokratisches Staatswesen gehörte, wurden nicht alle Forderungen des Kongresses von der Regierung erfüllt. Es wurde ausdrücklich festgelegt, daß die OJWEH kein Recht hatte, von den Bürgern des Staates Geldmittel einzutreiben, es sei denn, der betreffende Bürger: bewohnt ein Haus; trinkt Wasser; besucht Kinovorstellungen; raucht; ist über drei Jahre alt; und lebt in Israel.
Quintessenz
Israel ist bis heute das einzige Land, in dem ein Jude kein Jude ist.
Jüdisches Poker
Jossele langweilte sich. »Weißt du was?« sagte er endlich. »Spielen wir Poker!«
»Nein«, sagte ich. »Ich hasse Karten. Ich verliere immer.«
»Wer spricht von Karten? Ich meine jüdisches Poker.« Jossele erklärte mir kurz die Regeln. Jüdisches Poker
wird ohne Karten gespielt, nur im Kopf, wie es sich für das Volk des Buches gehört.
»Du denkst dir eine Ziffer und ich denk mir eine Ziffer«, erklärte mir Jossele. »Wer sich die höhere Ziffer gedacht hat, gewinnt. Das klingt sehr leicht, hat aber viele Fallen. Nu?«
»Einverstanden«, sagte ich. »Spielen wir.«
Jeder von uns setzte fünf Pfund ein, dann lehnten wir uns zurück und dachten uns Ziffern aus. Jossele deutete mir durch eine Handbewegung an, daß er eine Ziffer hätte. Ich bestätigte, daß auch ich soweit sei.
»Gut«, sagte Jossele. »Laß hören.«
»11«, sagte ich.
»12«, sagte Jossele und steckte das Geld ein. Ich hätte mich ohrfeigen können. Denn ich hatte zuerst 14 gedacht und war im letzten Augenblick auf 11 heruntergegangen, ich weiß selbst nicht warum.
»Höre«, sagte ich zu Jossele. »Was wäre geschehen, wenn ich 14 gedacht hätte?«
»Dann hätte ich verloren. Das ist ja der Reiz des Pokerspiels, daß man nie wissen kann, wie es ausgeht. Aber wenn deine Nerven zu schwach dafür sind, dann sollten wir Schluß machen.«
Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, legte ich zehn Pfund auf den Tisch. Jossele ebenso. Ich kam mit 18 heraus.
»Verdammt«, sagte Jossele. »Ich hab nur 17.«
Zufrieden strich ich das Geld ein. Jossele hatte sich wohl nicht träumen lassen, daß ich die Tricks des jüdischen Pokers so rasch begreifen würde. Er hatte vielleicht an 15 oder 16 gedacht, aber bestimmt nicht an 18. In seinem Ärger verdoppelte er seinen Einsatz.
»Wie du willst«, sagte ich und unterdrückte nur mühsam den Triumph in meiner Stimme, weil ich mittlerweile auf eine phantastische Ziffer gekommen war: 35!
»Komm heraus«, sagte Jossele.
»35!«
»43!«
Und nahm die vierzig Pfund. Ich fühlte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Meine Stimme zitterte.
»Warum hast du vorhin nicht 43 gesagt?«
»Weil ich mir 17 gedacht hatte«, antwortete Jossele entrüstet. »Das ist ja das Aufregende an diesem Spiel, daß man nie ...«
»Fünfzig Pfund«, unterbrach ich trocken und warf die Banknote auf den Tisch. Jossele legte seine Pfundnote herausfordernd langsam daneben. Die Spannung wuchs ins Unerträgliche.
»54«, sagte ich mit gezwungener Gleichgültigkeit.
»Zu dumm«, fauchte Jossele. »Auch ich habe mir 54 gedacht. Wir müssen noch einmal spielen.«
In meinem Hirn arbeitete es blitzschnell. Du glaubst wahrscheinlich, daß ich wieder mit 11 oder etwas Ähnlichem herauskommen werde, mein Guter. Aber du wirst eine Überraschung erleben! Ich wählte die unschlagbare Ziffer 69
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