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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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»Ich muß dringend mit Ihnen sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Nicht telefonisch.«
    »Es tut mir leid«, wehrte ich ab, »aber ich bekomme täglich ungefähr ein Dutzend solcher Anrufe, und meistens handelt sich’s dann um die Bar-Mizwa des kleinen Jonas, für die ich eine Rede schreiben soll.«
    »Glauben Sie«, unterbrach mich empört mein Gesprächspartner, »daß ich Sie wegen einer solchen Lappalie so früh anrufe? Kommen Sie sofort.«
    Er nannte mir seinen Namen, der mir bekannt vorkam, irgendwas zwischen Regierung und Großindustrie. Nun, man kann ja nie wissen. Ich beeilte mich.
    Der Regierungsindustrielle erwartete mich vor der Haustür.
    »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte er streng, während wir die Stiegen hinaufkeuchten. »Mein Sohn Jonas begeht in wenigen Tagen seine Bar-Mizwa und braucht eine Rede.«
    Ich wollte wortlos kehrtmachen, aber er hielt mich zurück.
    »Bitte enttäuschen Sie uns nicht«, flehte er. »Wir bauen auf Ihre Hilfe. Der Junge liebt und verehrt uns und hat keinen sehnlicheren Wunsch, als uns für all unsere Güte von Herzen zu danken.«
    »Soll er.«
    »Durch eine Rede.«
    »Die soll er sich selbst schreiben.«
    »Das kann er nicht. Bitte, bitte. Sie müssen uns helfen. Nur ein Genie wie Sie ist dazu imstande. Selbstverständlich gegen Honorar, wenn Sie es wünschen. Geld spielt keine Rolle. Wichtig ist nur die Zeit. Sie drängt. Jede Stunde ist kostbar. Jede Minute. Verstehen Sie mich doch! Verstehen Sie ein besorgtes Vaterherz.«
    Er wollte vor mir niederknien.
    Ich hinderte ihn daran und fühlte, wie ich weich wurde.
    »Nur eine klitzekleine Rede. Gefühlvoll, überquellend von kindlicher Dankbarkeit, womöglich in Reimen. Wie oft im Leben hat man denn schon Bar-Mizwa? Ein einziges Mal. Sie können nicht Nein sagen.«
    Ich konnte wirklich nicht. Das besorgte Vaterherz hatte mich herumgekriegt.
    »Bis wann wollen Sie das Manuskript haben?«
    »Bis gestern. Wir sind verzweifelt knapp dran.«
    »Ich brauche mindestens zwei Tage.«
    »Unmöglich! Bedenken Sie, das Kind muß ja noch den ganzen Text auswendig lernen. Heute abend, ich beschwöre Sie. Heute abend!«
    »Na schön. Sagen wir, um neun.«
    »Halb neun! Ich verdopple das Honorar, wenn Sie um halb neun liefern!«
    Beinahe hätte er mir die Hand geküßt. Von der Tür rief er mir nach:
    »Um acht! Vergessen Sie nicht, spätestens um acht!«
    Zu Hause empfing mich die beste Ehefrau von allen mit der Nachricht, es hätte soeben jemand angerufen und nur gesagt »Zehn Minuten vor acht«. Ich bat sie, mir einen enorm starken, enorm schwarzen Kaffee zu kochen, und machte mich an die Arbeit.
    Zunächst versuchte ich, die geistigen und seelischen Wallungen des jungen Jonas nachzuempfinden. Wie würde er sie wohl ausdrücken? Vielleicht so:

    Ihr lieben Eltern alle zwei Habt mich umsorgt vom ersten Schrei. Dafür dank ich euch noch heute, Ihr seid wirklich nette Leute.

    Vielleicht ein wenig trocken, aber immerhin ein brauchbarer Anfang.
    Während ich über die Fortsetzung nachdachte, brachte ein Bote einen Blumenstrauß mit einem Kärtchen: »Alles Gute! Bitte um halb acht!«
    Die nächste Strophe lautete:

    *

    Lieber Vater und liebe Mutter, Dank Euch ist nun alles in Butter. Ihr schenktet mir das schönste Leben. Dafür will ich jetzt die Hand Euch geben.

    Die nächste Störung erfolgte telefonisch.
    »Wie sieht’s aus?« erkundigte sich das besorgte Vaterherz. »Haben Sie schon etwas fertig?«
    Ich las ihm das bisherige Ergebnis vor.
    »Nicht schlecht«, meinte er. »Aber auch der Name des Jungen sollte gereimt werden. Er liebt uns abgöttisch. Sieben Uhr zwanzig?«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach ich, schaltete das Telefon aus und machte mich auf die Suche nach einem Reim auf Jonas. Es war zu dumm. Hätten die Leute ihren überflüssigen Sprößling nicht anders nennen können? Zum Beispiel Gideon, mit dem eingebauten Reim auf Sohn? Ganz zu schweigen von Ephraim, ein wahrhaft vorbildlicher Name, der sich wie von selbst auf Jeruscholajim reimt, und das paßt immer. Aber nein, Jonas muß er heißen.
    Endlich hatte ich ihn erwischt:

    Euch Eltern, gilt mein kindlich Sehnen, Euch gelten meine Dankestränen. Schon machen sie mein Mikrofon naß, Es schluchzt vor Rührung euer Jonas.

    Ein Expreßbote riß das Papier aus meiner Schreibmaschine und verschwand. Ich hatte die Ablieferungszeit genau eingehalten. Dann fiel ich in tiefen, traumlosen Schlummer.

    *

    Wochen vergingen, ohne daß ich von meiner

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