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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ihn Isidor Bunzl. Gott der Herr war noch nicht überzeugt. Sturmwolken zogen auf, einige Engel begannen zu zittern.
    »Mit gefällt das alles nicht«, sprach der Herr. »Nach Meinem Gebot soll das Land in jedem siebenten Jahr ruhen, und es ruhe auch der, welcher es bebaut. Nie habe Ich gesagt, daß dieses Gebot auf verkauftes Land nicht anzuwenden ist.«
    »Verzeih, Allmächtiger.« Isidor Bunzl warf sich dem Herrn zu Füßen. »Schlage mich, wenn Du willst, mit starker Hand, aber in dieser Sache kenne ich mich besser aus als Du. Es steht ausdrücklich geschrieben -«
    »Was steht ausdrücklich geschrieben?« unterbrach ihn zürnend der Herr. »Ich möchte das Protokoll sehen.«
    »Moses, Moses!« schallte es durch den Raum.
    Der Gerufene erschien unter Sphärenklängen, die fünf Protokollbücher unterm Arm. Freundlich nickte der Herr ihm zu.
    »Lies Mir die Stelle vor, Mein Freund.«
    Schon nach kurzem Blättern hatte Moses die Stelle gefunden.
    »In meinem dritten Buch, Kapitel 25, Absatz 2, 3 und 4, heißt es wie folgt. Rede mit den Kindern Israels, und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land dem Herrn die Feier halten.«
    »Da habt ihr’s.« Gott blickte triumphierend in die Runde. »Ich wußte es doch.«
    »Sechs Jahre sollt ihr eure Felder besäen«, fuhr Moses fort, »und eure Weinberge beschneiden und die Früchte einsammeln. Im siebenten Jahre aber soll das Land seine große Feier dem Herrn feiern, und sollt eure Felder nicht besäen noch eure Weinberge beschneiden.«
    Moses klappte das Protokollbuch zu. Eine Pause entstand. Dann ergriff Bunzl das Wort.
    »Du siehst, König der Könige, es heißt ausdrücklich: eure Felder. Somit bezieht sich Dein Gebot nicht auf fremden Landbesitz.«
    »Von Landbesitz ist nirgends die Rede«, widersprach Gott, aber es klang ein wenig unsicher.
    »Herr der Welten, das Rabbinats-Gremium der Orthodoxen Partei hat diese Interpretation des Textes auf einer eigens einberufenen Tagung feierlich gebilligt.«
    »Wurde das Schofar geblasen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Hm .«
    Der Heilige, gepriesen sei Sein Name, schien sich allmählich mit dem Arrangement abzufinden. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch Sein Gefolge. Aber da verfinsterte sich Gottes Antlitz von neuem, und Seine
    Stimme erhob sich grollend.
    »Ihr könnt sagen, was ihr wollt, da stimmt etwas nicht. Irgendwo steckt doch ein Betrug.«
    »Herr«, flüsterte Isidor Bunzl mit leisem Vorwurf.
    »Herr, Du willst doch nicht sagen ...«
    »Ruhe, Ich bitte mir Ruhe aus. Also wie war das? Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat eine Vollmacht vom Landwirtschaftsministerium bekommen?«
    »Ja, o Herr. Eine schriftliche Vollmacht.«
    »Wie darf ein Ministerium sich die Macht anmaßen, Mein Land zu verkaufen? An einen Araber? Für wieviel haben sie es verkauft?«
    »Für fünfzig Pfund«, antwortete Dr. Krotoschiner. »Und selbst diese Summe hat man dem arabischen Käufer rückerstattet.«
    »Die Geschichte wird immer undurchsichtiger«, zürnte der Ewige. »Was soll das alles? Ich habe dieses Land, in welchem Milch und Honig fließt, den Nachkommen Abrahams zu eigen gegeben für alle Zeiten. Und dann kommt irgendein Landwirtschaftsminister und verschleudert es für fünfzig Pfund?«
    »Wir haben das Schofar geblasen«, versuchte Isidor Bunzl zu beschwichtigen, aber auf Gott den Herrn machte das keinen Eindruck mehr.
    Der Herr erhob sich. Gewaltig dröhnte seine Stimme durch das All, gewaltige Donnerschläge begleiteten sie.
    »Ich lege Berufung ein«, sprach der Herr. »Und wenn nötig, bringe ich den Fall vor das Jüngste Gericht.«
    Damit wandte Er sich ab. Aber einige Engel wollen gesehen haben, daß Er in Seinen Bart schmunzelte.

Feinschmecker
    Die epochale Erfindung des ersten Exodus war das ungesäuerte Brot, im Volksmund »Mazzes« genannt. Begreiflicherweise hatten unsere Vorfahren auf der Flucht aus Ägypten keine Zeit, sich mit der Zubereitung von Sauerteig zu beschäftigen, und zur Erinnerung daran essen wir noch heute während des achttägigen Passahfestes ausschließlich ungesäuertes Brot.
    Falls irgend jemand einmal versucht haben sollte, acht Tage lang von purem Pappendeckel zu leben, wird er begreifen, warum wir für den Rest des Jahres nur noch auf gesäuertes Brot Wert legen.

Hürdenlauf der Propheten
    Die Juden sind bekanntlich das Volk des Buches und waren es schon, als die Welt zu bestehen anfing, ein Vorgang, der mit einiger Zuverlässigkeit

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