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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einfiel, welche Telefonnummer in der Mitte eine Ziffer hatte, die der Differenz zwischen den beiden ersten und den beiden letzten Ziffern entsprach. Er schied aus. Seine Frage wurde nicht ohne Mühe von Ing. Glanz beantwortet.
    »Gardosch, Schoschana, Tel Aviv, Seite 180, zweite Spalte, 29. Nummer von oben 2-3-1-6-7.«
    Das Publikum tobte. Auch ich klatschte mit, obwohl ich inzwischen ein wenig skeptisch war.
    »Wozu soll das eigentlich gut sein«, wandte ich mich an meinen Nachbarn, »jede Nummer im Telefonbuch auswendig zu kennen?«
    »Wie meinen Sie das, wozu das gut sein soll?«
    »Das Telefonbuch ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk, das ist mir klar. Ohne Telefonbuch könnten wir keinen einzigen Tag überleben. Aber wozu muß man es auswendig lernen, wenn man alles nachschlagen kann?«
    »Und wenn Sie eines Tages in der Wüste sind und kein Telefonbuch haben?«
    »Dann hätte ich ja auch kein Telefon.«
    »Nehmen wir an, Sie hätten eines.«
    »Dann würde ich die Auskunft anrufen.«
    Da mußte ich mir sagen lassen, daß die vier Geistesgiganten oben auf der Bühne schon in frühestem Kindesalter, echt jüdischem Brauch folgend, sich dem Studium jedes Buchstabens, jeder Ziffer, jeden Druckfehlers gewidmet hatten, bis sie zu jenen geistigen Höhen gelangt waren, denen sie jetzt Beifall und Bewunderung aller verdankten.
    Auf der Bühne hatte mittlerweile die Endrunde begonnen. Soeben löste Ing. Glanz ein übermenschliches Problem.
    »Wenn man eine Nadel durch die dritte Ziffer der vierten Zeile der zweiten Spalte auf Seite 421 steckt, welche Ziffern durchdringt sie auf den folgenden Seiten?«
    Ing. Glanz kam bis Petach-Tikwah, Seite 505. Länger war die Nadel nicht.
    Das Publikum hielt den Atem an. Als er die letzte richtige Ziffer nannte, brach ein Sturm von Bravorufen los. Mein Nachbar flüsterte: »Gepriesen sei der Ewige.« Einige Zuschauer weinten, andere fielen in Ohnmacht.
    Der Rektor bat um Ruhe. Bevor er die Namen der Sieger bekanntgebe, wolle er noch eine vom Ministerpräsidenteneingesandte Frage stellen. Sie lautete:
    »Wie telefoniert man?«
    Die vier Champions verfielen in betretenes Schweigen.
    Towah murmelte etwas von Tasten, aber es war klar, daß keiner der vier die richtige Antwort wußte. Nach einigem Gemurmel erhob sich der Dichter Tola’at-Shani und reklamierte, daß die Frage über den Rahmen der hier veranstalteten Konkurrenz hinausginge, da sie nicht in Ziffern zu beantworten war. Der Vorsitzende der Jury beschwichtigte das Publikum, indem er Ing. Glanz zum »Telefonbuch-Meister des Jahres 1998« ausrief und Towah mit dem zweiten Preis auszeichnete.
    Die Menge stürmte das Podium und trug ihre Idole auf den Schultern hinaus.
    Ich wollte zu Hause anrufen, um der besten Ehefrau von allen das Ergebnis mitzuteilen, aber ich hatte meine Nummer vergessen.

Gott ganz Privat
    Ich befinde mich in einer unmöglichen Situation. Ihr schreibt mir die Erschaffung der Welt zu, ich gelte euch als ein überirdisches Wesen, dessen Werke das menschliche Fassungsvermögen weit übersteigen. Und trotzdem behandelt ihr mich wie einen Schmierenschauspieler, dem der Applaus über alles geht. Jeden Morgen muß ich mir die gleichen unterwürfigen Lobeshymnen anhören: »Herrscher der Welt, unser Vater, der König der Könige, Dem nichts verborgen bleibt, wir preisen Dich in Ehrfurcht, Allmächtiger, der Du entscheidest über Leben
    und Tod und Dessen Augen alles sehen. Und so weiter und so fort. Ich muß schon sagen.«
    DER HERR IN EINEM EXKLUSIV-INTERVIEW

UND WENN JA, WARUM NICHT?

Esperanto
    Die Einwohner Israels schreiben hebräisch, lesen englisch und sprechen russisch.

»Otschi tschornaja«
    »Lassen Sie mich der erste sein, der Ihnen die gute Nachricht bringt. Eine Sensation.«
    »Einwanderung aus Rußland?«
    »Ja! Im Rahmen der Familienzusammenführung dürfen ab sofort drei Millionen Personen nach Israel kommen. Man erwartet den ersten Transport bereits für Donnerstag.«
    »Endlich! Endlich! Ich möchte Sie am liebsten umarmen.«
    »Gott segne Sie. Die Sache lag Ihnen ja schon immer am Herzen.«
    »Das kann man sagen. Keine Petition, die ich nicht unterschrieben habe, keine Versammlung, in der ich nicht aufgestanden bin, um die Heimkehr unserer in Rußland schmachtenden Brüder zu fordern.«
    »Sie sind russischer Herkunft?«
    »Nein. Ich bin ein Sympathisant. Was für wunderbare Menschen das doch sind! Groß, stark, gesund, essen gern, trinken gern, leben gern.« »Ja, wunderbar.«
    »Man muß

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