...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
kennt in unserer hektischen Konsumgesellschaft die Heilige Schrift wirklich. Man weiß gerade noch, daß die Bibel etwas mit dem lieben Gott zu tun hat, und das ist es dann auch schon. Aber bis heute läßt sich jede Diskussion kinderleicht mit dem Hinweis abwürgen: »Verzeihung, meine Gnädigste, aber das steht bereits in der Bibel.«
Und was tut Gott? Es steht wirklich da. Bis auf das Fernsehen. Der Begriff Fernsehen kommt in der Bibel kein einziges Mal vor.
Kein Wunder, das Buch ist besser als der Film.
Gottes langer Arm
Die Krise brach aus, als in der Druckfarbenfabrik »Blackprint« eine Beschwerde des Hauptrabbinats einging. Darin wurde der Direktor von »Blackprint« aufgefordert, umgehend die Lieferung von Druckerfarben an die Zeitung »Der Morgen« einzustellen. Es sei nämlich bekannt geworden, daß der Chefredakteur des Blattes unkoschere Wurst esse. Der Direktor von »Blackprint« wurde aufgefordert, der Anordnung des Rabbinats unverzüglich zu folgen, sonst werde man von den Druckfarben seiner Firma den Koscherstempel entfernen, und die Vierfarbbeilagen der Wochenendausgaben würden dann von einer anderen Firma gedruckt.
»Wegen unsittlichen Verhaltens in der Öffentlichkeit«, hieß es abschließend, »und teuflischer Taten, trotz mehrfacher scharfer Abmahnung, sei die Thora zu preisen und zu verherrlichen, mit heiligem Eid und innigem Schwur, gelobt sei Sein Name in Ewigkeit, Amen.«
»Wenn ihr meint«, sagte der Direktor von »Blackprint«.
»Aber was passiert, wenn ich euch nicht folge?«
»Dann werden wir dir die Hölle heiß machen, Freundchen.«
Gesagt, getan. Bereits einige Tage danach gab der Kühlschrank des Direktors seinen Geist auf, und er mußte einen Handwerker bestellen. Aber kein Handwerker wagte, sein Haus zu betreten, denn auch die Gewerkschaft der Kühlschrankinstallateure hatte unterdessen ein Schreiben des Rabbinats erhalten. Darin hieß es, man werde ihre Enkelsöhne nicht mehr beschneiden, wenn einer von ihnen das Haus des sündigen Klecksers betrete. Nur der Installateur Nußbaum, offenbar ein Mann mit etwas labilem Charakter, ließ sich mit ein paar größeren Geldscheinen zur Reparatur hinreißen. Offenbar plagte ihn aber mitten in der Arbeit das Gewissen, er packte sein Werkzeug wieder ein und sah zu, daß er nach Hause kam. Zu spät. Seine Frau ließ ihn nicht mehr in die Wohnung, da inzwischen der Apotheker von nebenan ein Fax des Rabbinats erhalten hatte, es dürfe dem Frevler kein Milchpulver fürs Baby mehr verkauft werden, andernfalls würde der gesamte Vorrat des Apothekers an Aspirin zu unreinen Mottenkugeln erklärt.
Zu guter Letzt wurde die Angelegenheit in einer außerplanmäßigen Regierungsdebatte erörtert, und nachlangwierigen Beratungen der Koalitionsparteien fand sich ein Kompromiß: Der Chefredakteur von »Der Morgen« ißt jetzt nur noch koschere Wurst.
Moses’ Kolumne
Da ich heute das Alte Testament endlich im Original lesen kann, verstehe ich sehr viel besser, warum die Religionslehrer in meinem Gymnasium so viele Kapitel übersprungen haben, als ständen sie unter Jugendverbot. So etwa das 20. Kapitel der Genesis, wo unser Urvater Abraham seine gesetzlich angetraute Ehefrau Sara als seine Schwester vorstellt, um sie dann an König Abimelech zu einem exorbitanten Preis zu verkaufen. Immerhin blieb das Geld in der Familie. Auch die delikate Geschichte der beiden Töchter Lots, der Nichten Abrahams, ist nicht unbedingt jugendfrei. Die Mädchen und Papa nehmen Gottes Gebot an Noah, »Gehet hin und mehret euch«, in ihrer Notlage etwas zu ernst.
Abrahams Hagar-Affäre ist auch nicht gerade ein Lieblingsstück der Religionslehrer. Als Sarah feststellte, daß sie keine Kinder mehr bekommen kann, hat sie ihren Gemahl zunächst dazu überredet, sein Glück mit der schönen Sklavin Hagar zu versuchen. Als aber Hagar dann den Sohn Ismael gebar, bekam die beste Ehefrau von Abraham einen Wutanfall und schickte das impertinente Flittchen samt Sohn in die Wüste.
Seither hat sich nicht viel verändert. Höchstens die Wüste.
Ein fremder Brauch
Wie bekannt ist auf dem gregorianischen Kalender der 31. Dezember als »Silvester« verzeichnet. An diesem Tag feiern die Nichtjuden die Jahreswende, und zwar mit diversen Partys, Bällen, Strömen von Alkohol und einer Mordsgaudi. So etwas kennt man bei uns überhaupt nicht, da in Israel das Steuerjahr erst am 31. März mit der Einreichung der Steuererklärung endet.
Das soll natürlich nicht heißen, daß wir
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