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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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an diesem Tag nicht auch Freunde besuchen könnten. Wir achten allerdings streng darauf, daß diese Besuche im üblichen Rahmen bleiben. Wir begnügen uns damit, den Gästen ein paar Kanapees und einen guten Tropfen anzubieten. Und warum die gute Laune künstlich schmälern, nur weil am gleichen Tag auch dieses Silvester, oder wie man es nennt, stattfindet. Einfach lächerlich. Wir lassen uns von den Nichtjüdischen, im Volksmund Gojim genannt, doch nicht vorschreiben, wann und wie wir Spaß haben. Und wenn wir gerade an diesem Abend ein paar Gläschen über den Durst trinken, dann trinken wir eben gerade an diesem Abend ein paar Gläschen über den Durst. Sollte uns zufällig danach sein, an diesem Abend nicht ins Bett zu gehen, dann gehen wir halt nicht ins Bett, sondern singen und tanzen und machen durch bis zum frühen Morgen, lassen Raketen steigen, machen um Mitternacht das Licht aus und fallen uns in die Arme.
    Die Gojim machen es genauso. Von mir aus, sollen sie uns doch ruhig nachmachen.

Die böse sieben
    Vermutlich habe ich schon erwähnt, daß wir ein ungewöhnlich traditionsbewußtes Volk sind. Genauer gesagt, unsere Traditionen haben uns unharmherzig im Griff. Man braucht nur an jenes Gebot aus dem Buch der Bücher zu denken, welches uns auferlegt, in jedem siebenten Jahr unsere Sklaven zu befreien und unser Land nicht zu bebauen. Mit der Sklaverei kommen wir schon irgendwie zurecht, aber was soll mit den Äckern geschehen? Wenn wir das Land brachliegen lassen, müssen wir verhungern. Wenn wir es bebauen, rufen wir den Zorn des Allmächtigen auf uns herab. Wie so oft im Leben hilft nur ein Kompromiß.

Etwas stimmt hier nicht
    Die himmlischen Regionen lagen in strahlendem Licht. Allüberall herrschte majestätische Ruhe. Gott der Herr saß auf Seinem Wolkenthron und lächelte zufrieden, wie immer, wenn alles nach Seinen Wünschen ging.
    Einer der Himmelsbeamten, ein nervöser kleiner Kerl mit schütterem Spitzbart, bat um Gehör.
    »Allmächtiger Weltenherr«, begann er. »Bitte verzeih die Störung, aber ...«
    »Was gibt’s?«
    »Es handelt sich schon wieder um Israel.«
    »Ich weiß.« Gott machte eine resignierte Handbewegung. »Die unreinen Fleischkonserven aus Argentinien.« »Wenn es nur das wäre. Aber sie bearbeiten das Land. Auch auf den Kibbuzim der religiösen Parteien.«
    »Sollen sie arbeiten. Es wird ihnen nicht schaden.«
    »Herr der Welten«, sagte der Beamte beschwörend.
    »Heuer ist ein Schmitta-Jahr. Ein siebentes Jahr, Herr, ein Jahr, in dem alle Landarbeit zu ruhen hat, auf daß Dein Wille geschehe.«
    Der Herr der Welten schloß nachdenklich die Augen. Dann widerhallte Seine Stimme durch den Weltenraum.
    »Ich verstehe. Sie bearbeiten das Land, das Ich ihnen gegeben habe, auch im Jahr der Sabbatruhe. Sie mißachten Meine Gebote. Das sieht ihnen ähnlich. Wo ist Bunzl?«
    Geschäftiges Durcheinander entstand. Himmlische Boten flogen in alle Richtungen, um Ausschau zu halten nach dem Vertreter der Orthodoxen Partei Israels im Himmel, Isidor Bunzl, früher Preßburg. Blitze durchzuckten das All. Bunzl kam angerannt. Sein Gebetsmantel flatterte hinter ihm her.
    »Warum bebaut ihr euer Land in einem Schmitta-Jahr?« donnerte der Herr. »Anworte.«
    Isidor Bunzl senkte demütig den Kopf.
    »Adonai Zebaoth, wir bebauen unser Land nicht. Wir besitzen gar kein Land in Israel.«
    »Sprich keinen Unsinn. Was ist los mit eurem Land?«
    »Es wurde vom Rabbinat verkauft. In ganz Israel befindet sich derzeit kein Land in jüdischen Händen.«
    Das Antlitz des Herrn verfinsterte sich.
    »Verkauft? Ganz Israel? Wo ist Mein Rechtsberater?«
    Im nächsten Augenblick schwebte Dr. Siegbert Krotoschiner herbei.
    »Herr der Heerscharen«, begann er, »wir stehen einer rechtlich vollkommen klaren Situation gegenüber. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat aufgrund einer Vollmacht, die im Landwirtschaftsministerium erteilt wurde, das gesamte israelische Ackerland für die Dauer eines Jahres an einen Araber verkauft.«
    »Und warum verkauft man das Land ausgerechnet in einem Schmitta-Jahr?« Die Stirn des Herrn runzelte sich.
    »Und ausgerechnet für die Dauer eines Jahres? Alles Land? An einen Araber? Sehr merkwürdig.«
    »Die Beteiligten haben den Vertrag ordnungsgemäß gezeichnet und versiegelt und in einem Banksafe deponiert«, erläuterte Dr. Krotoschiner. »Er ist juristisch unanfechtbar.«
    »Wurde das Schofar geblasen?« fragte Gott der Herr.
    »Selbstverständlich«, beruhigte

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