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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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sie nur tanzen sehen. Oder singen hören. Otschi tschornaja, otschi krasnaja. Und jede Familie hat mindestens drei bis vier Kinder.«
    »Unsere Zukunft! Ein fleißiger, disziplinierter Menschenschlag. Da sie unter kommunistischem Regime aufgewachsen sind, haben sie gelernt, in aller Herrgottsfrühe aufzustehen und hart zu arbeiten. Eine neue Pioniergeneration. Die Auswirkungen auf die Entwicklung unseres Landes lassen sich noch gar nicht absehen.«
    »Drei Millionen neue Menschen!«
    »Und was für Menschen!«
    »Grüßen Sie sie von mir.«
    »Nun, das können Sie persönlich tun.«
    »Leider ist mein Wagen in Reparatur.«
    »Kein Wagen nötig. Sie kommen her.«
    »Wer kommt her?«
    »Die Russen.«
    »Zu wem?«
    »Zu Ihnen. Natürlich nicht alle drei Millionen. Nur eine Familie.«
    »Ich habe keine Familie in Rußland.«
    »So ist es nicht gemeint. Jeder israelische Haushalt wird eine russische Familie aufnehmen. Ich bin gekommen, Sie darüber zu informieren.«
    »Ist das eine gesetzliche Maßnahme?«
    »Vorläufig nicht. Wir versuchen es zuerst auf freiwilliger Basis.«
    »Also was heißt dann >informieren    »Nach Ihrem Freudenausbruch habe ich das eigentlich für überflüssig gehalten.«
    »Freudenausbruch, Freudenausbruch. Natürlich freue ich mich. Das ist doch klar. Mich brauchen Sie nicht zu belehren, worüber ich mich freuen soll. Mein Haus steht dem Strom der Sowjetjudenschaft immer offen. Allerdings ...«
    »Allerdings?«
    »Dworahs Musik.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Das werde ich Ihnen sofort erklären. Der einzige freie Raum in unserem Haus ist das Gästezimmer. Und im Gästezimmer steht der Flügel. Und meine Tochter Dworah nimmt dort dreimal in der Woche Privatstunden bei Frau Preßburger. Frau Preßburger unterrichtet auch am Konservatorium. Wir haben Jahre gebraucht, bis sie Dworah als Schülerin akzeptierte.«
    »Vielleicht läßt sich der Flügel anderswo unterbringen?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wo? Mein Arbeitszimmer ist zu klein, das Speisezimmer ist zu voll, und überhaupt ist es keine Kleinigkeit, einen Konzertflügel zu verrücken.«
    »Nur für kurze Zeit .«
    »Wenn Sie früher gekommen wären, bevor Dworah mit den Klavierstunden anfing. Ich hätte gerne etwas für unsere russischen Brüder getan. Aber jetzt ist es zu spät. Haben Sie schon in der Nachbarschaft gefragt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ihre Nachbarn sind sehr musikalische Menschen. Alle. Violine. Trompete. Klarinette. Alphorn.«
    »Ja, so geht’s. Die Leute haben sich eben aus kleinen Anfängen emporgearbeitet. Ich selbst, was hatte ich denn schon, als ich herkam?«
    »Eine Dreizimmerwohnung.«
    »Nur zweieinhalb Zimmer, bitte. Aber Ihre Russen sind ja an ganz andere Wohnverhältnisse gewöhnt. Sie sind in größter Not und unter ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen, das ist allgemein bekannt.«
    »Also nichts zu machen?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich bin immer zu Opfern bereit, wenn es unbedingt nötig ist. Warten Sie. Ich habe doch irgendwo einen Lotterieschein. Der Höchstgewinn ist zwölf Millionen Pfund. Ich verzichte auf ihn. Geben Sie den Schein den Russen.«
    »Und bis dahin?«
    »Bis dahin möchte ich wenigstens in meinem eigenen Hause Ruhe haben. Diese Menschen stehen in aller Herrgottsfrühe auf und machen einen fürchterlichen Wirbel. Ich kenne sie. Nichts als tanzen, nichts als singen, otschi tschornaja, otschi krasnaja, es ist zum Verrücktwerden. Und alle haben mindestens drei bis vier Kinder. Sie kommen eben aus einer anderen Welt. Glauben Sie mir, da hilft alles nichts.«
    »Also was nun?«
    »Tja, das ist ein schwieriges Problem. Bekommt man einen Zuschuß, wenn man die Leute aufnimmt?«
    »Nein.«
    »Ja dann .«
    »Sollen wir sie zurückschicken?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Schade. Wirklich schade.«
    »Nur Geduld. In ein paar Jahren wird meine Tochter mit dem Klavierunterricht hoffentlich fertig sein. Oder Frau Preßburger geht in Pension. Da fällt mir ein, Frau Preßburger hat eine riesige Wohnung und lebt, wenn ich richtig informiert bin, ganz allein. Wollen Sie die Telefonnummer?«

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