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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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nicht feucht, sondern kühl. Sollte der Winter gekommen sein? Und weil wir schon von >gekommen< sprechen, in unser Studio ist heute ein sehr lieber Besuch gekommen, ein guter alter Freund, dessen Name Ihnen allen bekannt ist, besonders den Besuchern der Or-Kabuki-Synagoge ...« - hier machte ich mich mit einer Handbewegung bemerkbar, die Frau Traubman sofort kapierte - ». aber auch alle anderen werden den großen israelischen Dichter kennen, der soeben eine kurze Inspektionsreise durch die Vereinigten Staaten unternimmt. Er ist aktiver Oberst in der israelischen Luftwaffe und Reserve-Astronaut. Wie geht es Ihnen, Herr Kitschen?«
    »Danke«, antwortete ich. »Sehr gut.«
    »Das freut mich. Wie gefällt Ihnen New York?«
    »Sehr gut, danke.«
    »Waren Sie schon im Theater?«
    »Noch nicht, aber was mein eigenes Off-BroadwayStück angeht .«
    »Jakobovskys Speiseöl kocht von allein«, bemerkte Frau Traubman freundlich. »Für eine leicht verdauliche und dennoch nahrhafte Mahlzeit, für Sirup und Salat, für Gebäck und Gemüse, nur Jakobovskys Speiseöl. Was meinst du, Max?«
    Der mürrische Glatzkopf unterbrach seine Zeitungslektüre. Widerwillig beugte er sich zum Mikrofon. Er war, wie ich später erfuhr, der politische Kommentator und Theaterkritiker des Senders, half aber auch bei den Werbespots der »Fanny-Swing-Show« mit.
    »Jakobovskys Speiseöl ist das beste koschere Öl der Welt«, bestätigte er. »Nichts schmeckt besser als Jakobovsky!«
    Er schmatzte hörbar mit den Lippen und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
    »Jakobovskys Speiseöl enthält kein Nitroglyzerin«, resümierte Fanny Swing, und dann war wieder ich an der Reihe. »Sie schreiben Ihre Gedichte selbst, Herr Kitschen?«
    »Ja«, antwortete ich, »danke.«
    »A schejn git’n Tug«, ließ Fanny sich daraufhin vernehmen. »Mein Großvater hat immer jiddisch gesprochen, wenn er wollte, daß wir Kinder ihn verstehen. Er hat auch Gedichte geschrieben. Nicht jiddisch, sondern russisch. Gott hab ihn selig.«
    Ich konnte geradezu spüren, wie mein Ruhm von Minute zu Minute wuchs. Dank dieser grandiosen Sendung würde er demnächst Alaska erreicht haben. Es war ja auch wirklich keine Kleinigkeit, in der »Fanny-Swing-Show« mitzuwirken. Manch einer würde sich das etwas kosten lassen, und ich durfte es ganz umsonst tun. Tante Trude schätzte die jüdische Einschaltquote auf 35 Prozent im Schatten. So etwas will ausgenützt sein.
    »Jiddisch und Russisch sind schöne Sprachen«, sagte ich. »Was mich betrifft, so schreibe ich hebräisch.«
    »Wie schön.«
    »Ja, danke.«
    »Ich für meine Person habe keine Sorgen mit dem Essen«, tröstete mich Frau Traubman. »Jakobovskys Speiseöl kocht von allein. Ob Fleisch- oder Teigwaren, ob Braten oder Beilagen, es gibt nichts Besseres als Jakobovskys Speiseöl. Nicht wahr, Liebling?«
    »Ich koche nur selten«, antwortete ich, aber Fanny Swing machte eine nervöse Gebärde zum mürrischen Glatzkopf hin, der die Situation sofort erfaßte.
    »Jakobovskys Öl ist koscher bis zum letzten Tropfen. Für mich gibt’s nur mit Jakobovskys Öl zubereitete Speisen.«
    »Schmackhaft und leicht verdaulich, kein Nitroglyzerin, wenn Öl, dann Jakobovsky«, bekräftigte Fanny, ehe sie sich wieder mir zuwandte.
    »Herr Friedmann, wo werden Sie an den Feiertagen singen?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Wir alle kommen in Ihre Synagoge, um Sie zu hören.«
    »Das freut mich.«
    »Ich bin sicher, daß Sie großen Erfolg haben werden, Herr Friedmann.«
    »Wie sollte ich nicht?« fragte ich. »Mit Jakobovskys Speiseöl gibt’s keinen Fehlschlag.«
    »Sehr richtig. Es kocht von allein.«
    »Jakobovskys Speiseöl ist das beste«, ergänzte ich bereitwillig. »Hab ich nicht recht, Max?«
    »Für mich gibt’s nur Jakobovsky«, improvisierte Max.
    »Koscher, schmackhaft und leicht verdaulich.«
    Ich schnalzte mit den Lippen ins Mikrofon.
    Frau Traubman-Swing sah nach der Uhr.
    »Vielen Dank, Herr Friedmann. Es war schön, Sie als Gast in unserem Studio zu haben und einmal aus wirklich kompetentem Mund etwas über den israelischen Synagogengesang zu hören. A git’n Tug und Schalom.«
    »Schalom und Salat«, erwiderte ich. »Und Öl.«
    Meine amerikanische Karriere war nicht mehr aufzuhalten.

Fundgrube
    Ja, die Bibel ist ein Medienliebling, ein Publikumshit, obwohl das Alte und das Neue Testament trotz des Generationsunterschiedes ihrer Verfasser oft miteinander verwechselt werden.
    Unter uns gesagt, keiner

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