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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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die zerbeulte Metallkassette im Fußraum abgestellt hatte, starrte ich den braunen Umschlag eine Weile nur an.
    Schließlich öffnete ich ihn und zog zwei quadratische Zettel daraus hervor, auf denen in einer seltsamen Anordnung Buchstaben in mehreren Ausrichtungen zu sehen waren. Als ich den Umschlag umdrehte, fielen mir noch einige Puzzleteile in den Schoß, doch ich hatte zunächst nur Augen für die Zettel.
    »Noah, das ist eine verschlüsselte Botschaft.«
    Aufgeregt studierte ich die Buchstaben und Wortfetzen. Auf den ersten Blick ergaben sie keine eindeutige Nachricht, was aber auch nicht anders zu erwarten gewesen war. Ich drehte und wendete die Zettel, um Sätze daraus zu lesen, doch es war zwecklos. Welche Hinweise auch immer darin versteckt sein mochten, sie würden nicht leicht zu finden sein. Doch ich wusste, dass es zwar Zeit kosten, aber nicht unmöglich sein würde.
    Noah nahm mir die Zettel aus der Hand und untersuchte sie genau. Schweigend drehte er einen nach dem anderen um und starrte grimmig auf die Buchstaben. Ich merkte, wie schwer es ihm fiel zu akzeptieren, was nun offensichtlich war: Jack hatte uns diese Botschaft hinterlassen, was bedeutete, dass er noch am Leben war.

    Noah gab mir die Zettel zurück. »Ich weiß, du bist dir jetzt sicher, dass Jack noch am Leben ist, aber denk doch mal nach, Jocelyn. Vielleicht hat er die Kassette vor langer Zeit unter der Stufe versteckt. Vor Monaten oder vielleicht sogar vor Jahren.«
    »Ich bin froh, dass ich keinen gelben Ballon bei mir habe.«
    »Was?«
    »Du würdest doch bestimmt versuchen ihn platzen zu lassen, oder?«
    Ich schob die Zettel und die Puzzleteile in den Umschlag zurück und öffnete die Wagentür. Eine Windböe fuhr in den Innenraum. »Danke für deine Hilfe.«
    »Wie kommst du nach Hause?«
    »Ich gehe nicht nach Hause. Ich habe nur zugestimmt aufzuhören, wenn wir in Jacks Versteck nichts finden würden, erinnerst du dich?«
    »Und was hast du jetzt vor? Du hast noch immer weder Geld noch ein Auto.«
    Ich schwieg. Daran hatte ich vor Aufregung gar nicht mehr gedacht. »Darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich das hier gelöst habe.«
    Noah drehte den Schlüssel im Zündschloss und startete den Motor. »Mach die Tür wieder zu.«
    »Warum?«
    »Du brauchst meine Hilfe.«
    Er sah mich mit diesen unwiderstehlichen, warmen, braunen Augen an, auch wenn er dabei nicht gerade freundlich wirkte. Ich wandte den Blick ab. »Mir ging es beschissen. Die ganze Zeit musste ich an meinen Bruder denken. Jeden Morgen bin ich mit dem Gefühl aufgewacht, mein Herz wäre unter einer Tonne Steine begraben. Dann kam der Brief.«
    »Ich weiß.«
    »Weißt du nicht, sonst würdest du mir das nicht nehmen.«
    »Ich bin nur Realist.«
    »Wann bist du je Realist gewesen, Noah? Als du dich als Vampir oder Ninja verkleidet hast? Als du Luke Skywalker gespielt hast und ich Chewbacca sein sollte? Du und ich, wir haben unser ganzes Leben in einer Fantasiewelt gelebt.«
    »Damals waren wir noch Kinder. Es ist Zeit, erwachsen zu werden, Jocey.« Er rieb sich die Stelle zwischen den Augenbrauen, als hätte er Kopfschmerzen. »Wie gern würde ich daran glauben, dass Jack genauso lebendig ist wie du. Aber wenn er es nicht ist und dies alles hier nur eine Täuschung, dann müssen wir beide einen weiteren herben Schlag hinnehmen.«
    Ich verstand, was er meinte, und war erleichtert, ihn zumindest wieder etwas menschlicher zu erleben. Ich schloss die Tür. »Du hast Recht. Ich brauche deine Hilfe.«
    Er legte den Gang ein und wir fuhren schweigend los. Von Zeit zu Zeit strich ich mit den Händen über den Umschlag wie über einen Schatz. Als wir wieder bei ihm zu Hause waren, führte mich Noah in seinen Computerraum. Das Zimmer war klein. Außer einem Schreibtisch, auf dem ein Haufen technischer Geräte stand, gab es dort nicht viel.
    »Gib mir die Zettel«, forderte er.
    Ich reichte sie ihm. Noah scannte sie ein und öffnete ein Programm, das ich nicht kannte. Er gab den Befehl ein, aus den Buchstaben einen Text zu machen.
    »Wo hast du das her?«
    »Ein befreundeter Programmierer hat es geschrieben und mir eine Kopie geschenkt. Es entschlüsselt wirklich alles, aber es kann eine Weile dauern.«
    Ich nahm die Zettel vom Scanner und setzte mich an einen kleinen Tisch neben dem Arbeitsplatz. Als ich nach Notizblock und Bleistift griff, rollte Noah mit seinem Bürostuhl in meine Richtung. »Glaubst du, dass du so schneller bist als mein Programm?«
    »Ich spiele nur ein

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