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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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früher regelmäßig geöffnet und geschlossen hatten, gab es eindeutig auch einige neue. Noah schien sie nicht zu bemerken, doch mir gaben sie ein klein wenig Hoffnung, als ich den Schraubenzieher ansetzte, um den Kasten aufzuhebeln.
    Schließlich löste sich das Brett und Noah bewegte das Licht, so dass ich sehen konnte, ob sich etwas darin befand. »Ich habe es dir doch gesagt!«, rief ich, griff hinein und zog Jacks verbeulte Metallkassette hervor.
    »Aha.«
    Plötzlich wurde mir bewusst, wie nahe Noah mir war, während wir beide zusammengekauert unter den Stufen hockten, und meine Nervosität verstärkte sich. Warum? Spürte ich dieses Kribbeln nur, weil er hinter mir kniete – wenn auch so nah, dass mir sein Atem Haarsträhnen gegen die Wange blies? Zumindest war er nicht das Kellermonster.
    »Du hast also eine alte Blechkiste gefunden. Das beweist noch gar nichts.«
    Er bewegte sich rückwärts und auch ich kroch mit der verschlossenen Kassette unter den Stufen hervor. Gerade wollten wir die Treppe wieder hinaufsteigen, als uns ein Geräusch innehalten ließ. Über uns erschallte für mehrere Sekunden ein schrilles Heulen. Anschließend hörte man Schritte.
    Gereizt stöhnte ich: »Nicht schon wieder!«
    »Was meinst du damit?«
    »Mach das Licht aus!«
    Im nächsten Moment standen wir im Dunkeln, doch das konnte Noah nicht aufhalten. Er griff nach meinem Arm und flüsterte: »Komm, lass uns nachsehen, was hier vor sich geht.«
    Unwillkürlich musste ich an Georgie und seine unheimlichen Freunde denken. Georgie war tot, doch die anderen konnten nach wie vor gefährlich für uns werden. »Ich glaube nicht, dass wir das tun sollten.«
    Wir waren die Treppe schon halb wieder oben, als die Tür über uns zugeschlagen und der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, begleitet von einem langen Schluchzen. Wir waren im Keller gefangen. Lähmende Angst stieg in mir auf und ich wollte schreien, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Nur leise krächzende Geräusche kamen heraus, die mir peinlich gewesen wären, wenn ich mich nicht so gefürchtet hätte.
    Ich befreite mich aus Noahs Griff, drängte an ihm vorbei die Stufen hinauf und fingerte an dem Knauf. Dann begann ich gegen die Tür zu hämmern. Plötzlich knipste Noah das Licht an und ich fuhr zusammen. Er drehte mich zu sich, so dass ich ihm in die Augen sehen musste. Im Licht der Taschenlampe wirkten seine Züge verzerrt und ich fühlte mich an seine Vampirphase erinnert.
    »Beruhige dich.«
    »Wir sind hier unten gefangen! Sie haben die Tür abgeschlossen!«
    »Ich weiß. Du musst langsamer atmen, sonst hyperventilierst du noch.«
    Er griff nach dem Schraubenzieher in meiner Hand. »Nimm du die Taschenlampe.«
    Ich nahm sie ihm ab und bemühte mich sie ruhig zu halten. Das Zittern meiner Hand war mir unangenehm. Während er sich an dem Schloss zu schaffen machte, spitzte ich die Ohren, doch wer auch immer dort oben geschluchzt und die Tür abgeschlossen hatte, war jetzt still. Ich hoffte nur, dass er oder sie auf der anderen Seite nicht mit weiteren teuflischen Plänen wartete.
    Noah hatte den Knauf in Rekordzeit auseinandergenommen. Ich war beeindruckt. »Warum hast du mir das nie beigebracht?«
    »Ich habe selbst erst rausgefunden, wie das geht, als du schon weg warst.«
    Er öffnete die Tür und leuchtete in den Raum. Niemand war zu sehen. Keine Stimmen waren zu hören, nur das Geräusch einer sich schließenden Tür. Wir beide ließen den Blick durch die Küche wandern.
    »Bleib hier«, sagte er.
    »Jetzt hör aber auf!«
    Noah gab mir abermals den Schraubenzieher. »Du bist meine Verstärkung, falls sie hier langkommen. Stich ihnen ruhig in den Hintern, wenn du magst.«
    Seine Furchtlosigkeit ärgerte mich, während er mich stehenließ und ich ihm nur nachblicken konnte und mich dabei fragte, warum er nie Angst hatte. Alle Seale-House-Kinder hatten unterschiedliche Formen der Angst erlebt, von Eckzahns nur gespieltem Mut bis zu dem grässlichen Zittern des kleinen Dixon, der bei dem kleinsten Problem angelaufen kam und sich auf meinen Schoß kuschelte. Jeder von uns war in emotionalem Treibsand versunken und alle hatten bei Noah Sicherheit gesucht.
    Hazel Frey hatte Seale House wie eine militärische Befehlshaberin geführt. Wir wurden von Tabellen beherrscht, in denen unsere wechselnden Aufgaben festgehalten waren: die Schichten bei der Hausarbeit, was wir zu essen bekamen und selbst wann und wie lange wir duschen durften. Und wehe dem, der die Tabelle

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