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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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Kante strich er sorgfältig glatt.
    »Was tust du da?« Ich wollte ihm das Papier wegnehmen, doch er war schneller.
    »Ich habe eine Idee.«
    »Dann mach dir eine Kopie und zerstöre nicht das Original.«
    »Reg dich ab! Und sieh einfach zu.«
    Er faltete den Zettel ein zweites Mal, so dass nur noch eine Buchstabenreihe sichtbar war. Diesen schmalen Streifen knickte er einige weitere Male, jedoch stets so, dass die Buchstaben sichtbar blieben.
    »Machst du Origami?«
    »Wenn du es so nennen willst. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie wir Shuriken gefaltet haben?«
    Jetzt, da ich ihn beim Falten beobachtete, fielen mir die Mittagspausen auf dem Schulhof und die freien Stunden in der Bücherei wieder ein. Dort hatten wir drei uns Botschaften geschrieben, indem wir zwei Zettel in kleine, spitz zulaufende Päckchen falteten.
    »Chinesische Wurfsterne?«
    Er nickte. »So haben wir in der Schule doch immer Nachrichten ausgetauscht. Außer dass die Schrift bei uns normalerweise innen war. Nimm du den anderen Zettel, wenn du noch weißt, wie es geht. Du musst es genau spiegelverkehrt zu diesem machen. Du hattest Recht damit, dass Jack dir keine Aufgabe stellen würde, die sich mit einem Entschlüsselungsprogramm lösen lässt. Er hat bewusst etwas ausgesucht, was du ohne weitere Hilfsmittel lösen kannst. Ich hätte mich gar nicht einmischen sollen.«
    Er wartete, bis ich fertig war, nahm dann mein gefaltetes Konstrukt und legte es quer über seins. Dabei schob er die Spitzen ein wenig ineinander wie die Klappen eines Kartons, wenn man ihn ohne Klebeband schließen will. Richtig ausgeführt würde so ein vierstrahliger Stern entstehen. Ich beugte mich vor und gab ihm Ratschläge, die er nicht hören wollte, während ich ungeduldig beobachtete, was er tat.
    Als der Stern fertig war, blickten wir beide enttäuscht darauf. Die Buchstaben waren noch lesbar, ergaben aber nach wie vor keinen Sinn. »Dir ist schon klar, dass du gerade alles ruiniert hast.«
    Ohne auf meine Bemerkung zu reagieren, nahm Noah den Stern wieder auseinander. Er drehte die beiden Teile um und setzte sie neu zusammen.
    Dann grinste er triumphierend. »Hier.« Er hielt den Shuriken so, dass ich die Schrift lesen konnte.
    Auf jeder Seite befand sich ein halbes Wort und zusammengesetzt ergaben sich daraus vier ganze Wörter:
    Peace
Tower
Nord
West
    Plötzlich empfand ich die abgestandene Luft in dem Raum als stickig. »Der Peace Tower! Dorthin haben wir einen Ausflug gemacht, weißt du noch? Mit dem Französischkurs von Mr Montclaude.«
    Ich erinnerte mich noch an die Freude, einen Tag schulfrei zu haben und über die Grenze nach Kanada zu fahren. Ottawa lag unmittelbar nördlich von Watertown. Wir hatten den ganzen Tag im kanadischen Parlament verbracht, wo viel Französisch gesprochen wurde. Zum Programm gehörte auch eine Besteigung des Peace Towers.
    »Aber bis dorthin sind es mindestens zwei Stunden Fahrt.«
    »Na und. Dort müssen wir aber hin.«
    »Und warum? Um Jack zu finden? Meinst du, er wartet dort die ganze Zeit auf einer Bank, bis du seine Botschaft entschlüsselt hast und kommst?«
    Er würde meinen gelben Ballon nicht zum Platzen bringen. »Hast du einen Pass?«
    »Ich schon, aber was ist mit dir? Ohne lassen sie dich nicht über die Grenze.«
    Ich erhob mich, griff in die Tasche meiner Jeans und zog zwei Karten heraus. »Ich habe immer ein Ausweisdokument bei mir, für alle Fälle. Das habe ich gelernt, nachdem Melody das letzte Mal abgehauen ist. Siehst du? Mein Führerschein und ein Personalausweis.«
    Letzteren hielt ich ihm unter die Nase. »Damit komme ich über jede US-Grenze. Meine Pflegeeltern haben ihn vor einigen Monaten für mich ausstellen lassen, als wir die Niagara-Fälle besucht haben.«
    Noah stieß einen Seufzer aus. »Dich kann also nichts davon abbringen, nach Ottawa zu fahren?«
    »Stimmt, und du wirst mich natürlich dort hinbringen. Du bist schließlich genauso neugierig, wohin das führt, wie ich. Sieh es einfach als kleinen Ausflug.«
    Von Noahs unwirscher Reaktion bekam ich nichts mit, da ich den Stern umdrehte und auf der Rückseite noch mehr Wörter erblickte.
    Siehe
HaLL
OLbIL
RR
K
    »Sieh dir das mal an!«
    »Was oder wer ist Hall Olbil?«, überlegte er. »Sagt mir gar nichts.«
    »Mir auch nicht, aber wenn es wichtig ist, werden wir es herausfinden, sobald wir dort sind.« Ich nahm den Stern und legte ihn in den Umschlag zu den Puzzleteilen. Dann lächelte ich Noah an. »Danke für deine Hilfe. Ich bin mir

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