Und weg bist du (German Edition)
bisschen herum. Erinnerst du dich noch an die Schnitzeljagd, die ihr beide für unseren dreizehnten Geburtstag ausgeheckt habt?«
»Ja, dunkel, wann war das noch?«
»Am 1. Juli. Wusstest du, dass Jack und ich in Toronto geboren sind? Das bedeutet, dass wir bis zu diesem Sommer, wenn wir achtzehn werden, beide Staatsbürgerschaften haben. Unser Geburtstag fällt auf den kanadischen Nationalfeiertag, der dort groß gefeiert wird.«
»Das habe ich nicht gewusst.«
»Mir hat es gefallen, wenn wir zufällig an unserem Geburtstag in Kanada waren. Dann gab es immer große Paraden und Feuerwerk. Egal, in dem Jahr, als wir in Seale House waren, sind wir jedenfalls dreizehn geworden. Ich habe Jack ein Buch mit den Logikrätseln geschenkt, die er so liebte. Doch das war nichts im Vergleich zu der Schnitzeljagd, die ihr für mich vorbereitet hattet. Erinnerst du dich jetzt wieder?«
»Ja, du warst vollkommen begeistert.«
»Es war der beste Geburtstag, den ich je hatte. Auch wenn es den ganzen Nachmittag gedauert hat, bis ich alles gelöst hatte. Keiner von euch beiden hat mir geholfen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass ihr eine der geheimen Botschaften in Mr McCloskeys Garten versteckt hattet. Fast hätte mich sein Hund gebissen.« Ich hielt inne und lächelte, während ich an den unvergesslichen Tag dachte. »Aber das war es wert.«
»Für das Zeugs von der Resterampe, das du schließlich als Geschenk bekommen hast?«
Mein Lächeln schwand und ich musterte Noah. Ich fragte mich, wie er so hatte abstumpfen können. »Für mich war es ein Schatz.«
»Ich glaube, wir sehen die Dinge unterschiedlich.«
»Wahrscheinlich. Du hast deine Bücher und die Computersachen, aber du bist allein. Bist du glücklich, Noah?«
»Hör auf, die Seelenklempnerin zu spielen. Das passt nicht zu dir.«
Der Computer piepte und wir beide wandten den Blick zum Monitor. In einer Box erschien die Mitteilung, dass es Keine Treffer gebe. Noah eilte zur Tastatur und tippte etwas ein, worauf sich der Bildschirm leerte. »Ich habe noch ein älteres Entschlüsselungsprogramm, aber es ist viel langsamer. Und wenn es diesem hier nicht gelungen ist, bezweifele ich, dass das andere funktioniert.«
Also wandte ich mich wieder den Zetteln zu, nahm einen Bleistift und begann die sinnlosen Wortfetzen zu einzelnen Wörtern zusammenzufügen. Während der Computer die Daten verarbeitete, fing auch Noah an mit dem Bleistift Anagramme und Ähnliches zu notieren. Während wir so nebeneinander arbeiteten, hatte ich das Gefühl eines Déjà-vu.
Als Nächstes erstellte ich zwei Listen mit den Wortfragmenten, eine für diejenigen, die mit einem Großbuchstaben begannen, und eine andere für Wörter, bei denen vorn ein kleiner Buchstabe stand. Nichts ergab Sinn. Dann sortierte ich sie nach der Richtung, in der sie geschrieben waren. Wieder nichts. Ich probierte mehrere Varianten und las sie auch rückwärts. Dennoch erhielt ich nichts Greifbares. Mehr als eine Stunde verging und Noah stand auf, um sich ums Mittagessen zu kümmern, während ich weitergrübelte. Ich bekam Kopfschmerzen, konnte mich aber nicht losreißen, um mir eine Tablette zu holen.
Noah kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem Getränke und Schinkensandwiches standen. »Du kaust ja immer noch an den Fingernägeln, wie ich sehe.«
»Die haben zumindest keine Kalorien«, konterte ich, fühlte mich aber dennoch ertappt und ließ die Hand sofort sinken.
Während wir schweigend aßen, flogen meine Augen immer wieder zu den verschlüsselten Botschaften. »Warum hat Jack es bloß so schwer gemacht?«
»Vielleicht endet das alles mit einer großen Enttäuschung.«
Als ich aufblickte, merkte ich, dass seine Augen auf mich und nicht auf die Zettel gerichtet waren. Fast hatte ich den Eindruck, dass er mehr daran interessiert war, mich zu entschlüsseln als das Rätsel. »Warum sollte es? Glaubst du, er führt mich in eine Sackgasse? Das würde Jack niemals tun. Alles, was er tat, hatte einen bestimmten Grund. Irgendwo hier drin steckt eine Botschaft. Ich muss sie nur finden.«
Als das zweite Computerprogramm auch nichts entdeckte, schaltete Noah den Rechner aus. »Tut mir leid, Jocelyn.«
»Wirklich überraschend ist es nicht. Diese Botschaft ist schließlich nicht für deinen Computer gedacht, sondern für mich.«
Noah griff nach einem der Zettel und betrachtete ihn nachdenklich. Dann legte er ihn gerade vor sich auf den Tisch und faltete ihn einmal in der Mitte, parallel zur Schrift. Die
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