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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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zu fragen, was eben mit ihr los gewesen war. Abgesehen davon, dass sie mit Vanessa zusammen war –  wenn ihre Hormone schon bei der Berührung einer anderen Frau verrückt spielten, dann nicht ausgerechnet bei Tanja. Das war das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
    Michaelas Augen glitten zur Tanzfläche, erspähten Tanja und ihren Tanzpartner. Sie unterhielten sich. Da die Musik sehr laut war, musste Tanja, jedesmal wenn sie etwas zu dem jungen Mann sagen wollte, ihr Gesicht dicht neben seines schieben und er umgekehrt ebenso. Dabei berührte Tanjas Hand seinen Arm, oder er legte ihr seine Hand auf die Schulter. Es sah sehr vertraut aus. Und obwohl Michaela wusste, dass dies nur ein äußerer Anschein war, weil sich beide ja eben erst kennengelernt hatten, fühlte sie sich – merkwürdig unbehaglich. Jetzt blickte Tanja in Michaelas Richtung. Für eine Sekunde trafen sich ihre Augen.
    Nach dem Titel gingen der junge Mann und Tanja zu einer der Bars. War Tanja eigentlich Alkohol gewohnt? fragte Michaela sich. Oder sollte sie besser einschreiten? Aber wer war sie denn? Tanjas Babysitter?
    Michaela schüttelte über sich selbst den Kopf. Was war nur los mit ihr? Sie waren doch hier, damit Tanja neue Freunde kennenlernte oder sogar ein romantisches Abenteuer erlebte. Nun lass sie auch! –
    Zwanzig Minuten später stand Tanja wieder neben Michaela. »Süßer Junge«, sagte sie.
    Michaela schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals festsetzen wollte. »Und warum bist du dann nicht bei ihm?«
    Tanja schaute Michaela eindringlich an. »Du hast es ja sehr eilig, mich loszuwerden.«
    Im Gegenteil, dachte Michaela verzweifelt. In ihrem Bauch verkrampfte sich etwas bei dem Gedanken, Tanja irgendeinem unbekannten Mann überlassen zu müssen. Die Vorstellung hinterließ ein ganz schwummeriges Gefühl.
    Doch Babysitter Michaela? Oder woher kommt dieser plötzliche Festhaltezwang?
    Entgegen ihrem Gefühl sagte Michaela: »Ich wollte dir lediglich zeigen, was du mit deinem neuen Outfit erreichen kannst, dass du keinen Grund mehr hast, dich zu verstecken. Du bist jung, sehr hübsch und eine Frau, die von Männern beachtet wird.«
    »Was ist mit dir?«
    »Tanja. Du weißt doch, dass mir die Beachtung von Männern egal ist«, erinnerte Michaela sie.
    »Nein, das meine ich nicht.« Tanjas Augen forschten in Michaelas Gesicht. »Ich meine, was ist mit dir? Beachtest du mich?«
    Michaela spürte, wie der Kloß in ihrem Hals zurückkam, wie sie rot wurde. Gott sei Dank konnte Tanja das bei der Beleuchtung unmöglich sehen. »Was ist das für eine Frage?« Nervosität breitete sich in Michaela aus. Hatte Tanja etwa bemerkt, wie angespannt sie war?
    »Tanzt du noch mal mit mir?« fragte Tanja jetzt.
    Eine heikle Frage. Wenn sie ablehnte, sah Tanja sich vielleicht darin bestätigt, dass sie sie loswerden wollte. Und die Musik war wieder schneller, eigentlich konnte nichts passieren. »Aber ja, wenn du willst.«
    »Ich will.«
    Auf der Tanzfläche wollte Tanja Michaela erneut umarmen, doch die schob sie vorsichtig weg. »Das ist ein schneller Titel. Da tanzt man nicht so eng.«
    Tanja wiegte ihren Körper zur Musik. Ihre Bewegungen waren sehr anmutig. Sie bewegte hauptsächlich ihren Oberkörper und die Arme. Tanjas Augen lächelten Michaela an. Nach dem Titel schlug sie vor: »Komm, wir nehmen einen Drink an der Bar.«
    Michaela bemerkte deutlich die Änderung in Tanjas Verhalten. Ihre zurückhaltende Scheu war verflogen. Michaela fiel auf, dass Tanja in den letzten Minuten die Führung übernommen hatte und sie ihr einfach folgte. Auf die Tanzfläche, zur Bar.
    »Was möchtest du?« fragte Tanja.
    »Bacardi Limón Cola.«
    »Zwei Bacardi Limón Cola«, bestellte Tanja aufgekratzt.
    »Du bist wie ausgewechselt«, stellte Michaela fest. »Was ist los mit dir?« Machte der Alkohol Tanja übermütig? Dann war es vielleicht keine gute Idee, noch einen Drink zu nehmen.
    »Ich amüsiere mich. Wolltest du das nicht?«
    »Ja, aber . . .«
    ». . . aber ich sollte mich lieber an diesen netten Jungen halten. Statt dessen hänge ich hier mit dir herum. Andererseits, was könnte der schon mit mir tun, was du nicht könntest.« Tanjas Augen leuchteten herausfordernd.
    Michaela sah sie ungläubig an. Von Tanjas ängstlicher Schüchternheit fehlte jede Spur. Anscheinend vereinte sie zwei völlig gegensätzliche Charaktere in sich, zwischen denen sie hin- und herwechselte. Oder war es nur der Alkohol, der sowohl ihre Beobachtungsgabe

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