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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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nahm an . . . du hättest es dir anders überlegt. Dass du doch mit mir schlafen willst.«
    Michaela hörte fassungslos, was Tanja sagte. Wie kam sie nur darauf?
    Und vor allem, wie konnte sie so pragmatisch an die Sache herangehen? Sie behandelte das Ganze wie eine Gleichung mit zwei Unbekannten.
    »Und da hast du mir den Vorzug gegenüber Christian gegeben? Ich fühle mich geschmeichelt. Aber es geht hier nicht darum, mir oder sonstwem einen Gefallen zu tun.«
    »Ich weiß.«
    »Und du musst es nicht übers Knie brechen und gleich bei der ersten Gelegenheit . . . ich meine, du hast doch Zeit. Hat dir Christian denn nicht seine Telefonnummer gegeben?«
    »Doch.«
    »Na also«, sagte Michaela. Das leichte Ziehen in der Magengegend ignorierte sie.
    »Hast du mich deshalb zurückgerufen? Weil ich zu schnell an die Sache rangegangen bin? Hattest du Angst um mich?«
    »Natürlich. Wir wissen doch gar nicht, wer dieser Junge ist. Aber wenn du willst, finden wir es heraus.«
    »Dann habe ich deine Blicke aber deutlich missverstanden«, meinte Tanja unglücklich. »Ich dachte wirklich, du . . . Entschuldige, dass ich dich so in Verlegenheit gebracht habe. Ich wollte dir zeigen, dass ich, na ja, aufgeklärt bin. In Wirklichkeit habe ich nur auf den Putz gehauen. Ich meine, natürlich bin ich aufgeklärt, aber . . .«
    »Schon gut«, unterbrach Michaela sie. »Im Endeffekt ist es ja gut so. Ist dieser Christian ein Arschloch, hat es dir viel Kummer erspart. Taugt er was, wartet er auf deinen Anruf.« Michaela zwinkerte Tanja zu. »So oder so. Du hast alles richtig gemacht. Ich hatte zwischendurch nur die Befürchtung, ich hätte ein Monster geschaffen.«
    Jetzt lachten sie beide. Tanja umarmte Michaela. »Ich liebe dich.«
    Michaela hielt Tanja fest, streichelte sanft ihren Rücken. »Nein Tanja, wir sind Freundinnen. Liebe ist etwas anderes.« Dennoch durchströmte wohlige Wärme Michaelas Herz.
    »Wie ist es, wenn man liebt?« hörte sie Tanja zaghaft fragen.
    »Darauf gibt es keine generelle Antwort.«
    »Wie antwortest du darauf? Du liebst doch Vanessa. Wie ist das?«
    »Es hat viel mit Vertrauen zu tun, Toleranz, und dass man den anderen mag natürlich.«
    »Also liebe ich dich«, meinte Tanja schlicht.
    »Dann hat es auch was mit Sex zu tun«, ergänzte Michaela.
    »Das wäre kein Problem für mich«, sagte Tanja prompt. Fügte dann aber doch hinzu: »Glaube ich.«
    Michaela grinste. » Kein Problem ist nicht genug. Du musst dich danach sehnen.«
    »Oh. Nun, dann liebe ich dich ohne Sex.«
    Michaela lachte, löste sich aus Tanjas Umarmung. »Damit kann ich leben.«
    Tanja gähnte. »Ich bin müde.«
    »Ich auch. Ich rufe mir ein Taxi«
    »Aber du kannst wirklich hier schlafen. Mein Bett ist breit genug.«
    Michaela zweifelte, dass das eine so gute Idee war. Obwohl eine Menge Irrtümer, die im Laufe des Abends entstanden waren, aufgeklärt waren, war eine Sache vom Irrtum ausgeschlossen: Tanjas Berührung, während sie miteinander tanzten, war Michaela unter die Haut gegangen. Was sollte das erst werden, wenn sie neben Tanja im Bett lag? –
    Eine Viertelstunde später bekam Michaela die Frage beantwortet. Tanja drehte sich mit dem Gesicht zu ihr, lächelte sie müde an. »So jemanden wie dich habe ich noch nie gekannt. Du bist eine echte Freundin.« Sie schlang ihren Arm um Michaela und kuschelte sich an sie. »Gute Nacht«.
    Obwohl Michaela sehr müde war, dauerte es lange, bis sie einschlief.

6.
    M ichaela wachte auf, sah Tanja neben sich liegen und erkannte glasklar: Die Sache entwickelte sich völlig verkehrt. Und zwar egal, wie sie es anging.
    Tanja fasste mehr und mehr Vertrauen zu ihr, was gut war, aber bedenkliche Situationen schaffte, wie die gestern Abend. Hätte Tanja wirklich mit ihr geschlafen, wenn sie dem nicht einen Riegel vorgeschoben hätte? Um anschließend – was? Es als Erfahrung abzuhaken? Ihr eine Liebeserklärung zu machen? Ha! Dazu brauchte Tanja nicht mit ihr schlafen. Sie hatte es auch so getan.
    Natürlich wusste sie nicht, was sie da sagte. Meinte es nicht so – und dennoch. Das alles machte für Michaela das Zusammensein mit Tanja sehr anstrengend. Zumal da auch noch diese verwirrenden Gefühle waren, die sie für Tanja empfand. Woher kamen die auf einmal? Was bedeuteten sie? Warum hatte sie die überhaupt?
    Sie war doch glücklich mit Vanessa. Also – so glücklich, wie man eben nach dem Abklingen der großen Leidenschaft sein konnte. Wobei das Abklingen mehr auf

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