Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
es Tanjas blassem Gesicht an, ihrer Körperhaltung, dem Ausdruck ihrer Augen. Tanja log für sie, aber leider nicht besonders gut. Und sie fand es unheimlich süß von Tanja, die sich normalerweise lieber die Zunge abbiss, bevor eine Lüge über ihre Lippen kam.
    In Gedanken an Tanjas traurige Augen fuhr Michaela nach Hause, wo sie sich schon mal daran machte, ihre Sachen zu packen. Vanessa sah ihr gelassen dabei zu.
    Michaela kam eine Idee. »Was meinst du? Vielleicht sollte ich ein kleines Abschiedsessen geben?« Ja, sie würde Jana und ein paar andere Freundinnen einladen, und Tanja natürlich. Die Idee gefiel Michaela, besonders dass sie dann vor ihrer Abreise Tanja noch einmal sehen würde.
    »Wenn du unbedingt willst«, stimmte Vanessa wenig begeistert zu. »Allerdings halte ich es für etwas übertrieben, so einen Aufriss zu machen. Du gehst für eine Weile nach Hamburg, na und?«
    Michaela unterdrückte einen deprimierten Seufzer. Vanessa schien ihre Abreise ja förmlich herbeizusehnen. Zumindest betrachtete sie Michaelas Abreise sehr gelassen. Zu gelassen, wie sie fand. Fehlte nur noch, dass sie sagte: Gott sei Dank, bald bist du weg. Es schien Vanessa nichts auszumachen, die nächsten Wochen ihre Abende allein zu verbringen.
    Aber wahrscheinlich würde sie die gar nicht allein verbringen. Sie würde im Gegenteil reichlich Abwechslung haben. Nun brauchte sie nicht einmal mehr Rücksicht zu nehmen und am nächsten Tag Michaelas Fragen zu beantworten.
    Michaela beschlich ein ungutes Gefühl. Wie weit würde Vanessa im Genuss ihrer Freiheit gehen? Dass sie jede Menge Angebote hatte, daran zweifelte Michaela seit dem Abend in der Disco nicht mehr. Und wenn sie Jana und Tanja glaubte . . .
    Aber die beiden, besonders Tanja, kannten Vanessa lange nicht so gut wie sie, versuchte Michaela sich selbst zu beruhigen. Vanessa war nicht besonders sensibel, das mochte stimmen, aber das war lange nicht gleichbedeutend mit kalt.
    Wie verschieden Vanessa und Tanja doch waren, kam es Michaela plötzlich in den Sinn. Vanessa, die große, schlanke, selbstbewusste Frau, mit enormem Drang zur Freiheit und Unabhängigkeit, attraktiv durch Schönheit und Gelassenheit.
    Tanjas Attraktivität machte etwas ganz anderes aus. Sie war weniger groß, wirkte dadurch weniger schlank, und ihr krankes Bein passte schon gar nicht in die übliche Schablone einer schönen Frau. Dafür strahlte Tanja Wärme aus, besaß einen klaren Blick für das, was sie umgab und scheute sich nicht, auszusprechen, was sie sah und empfand. Sie ließ Einsicht in ihre Gefühle zu. Etwas, das sich nicht viele trauten.
    Das ist ja alles gut und schön, Michaela. Aber warum vergleichst du die beiden miteinander? Mit der einen Frau lebst du zusammen, und die andere . . . ja, was ist mit der anderen? Tanja, das vertrauensvolle, liebe Geschöpf. Tanja, die ihre Nähe vermisste und es offen zugab, während Vanessa sich nur Sorgen um die Verzögerung ihres Umzuges nach Gomera machte. Tanja, kleine süße Tanja. Ich werde dich auch vermissen, viel mehr, als ich bisher annahm.
    Michaela seufzte tief. Vanessas forschender Blick rief sie zurück in die Gegenwart. »Aber ich werde wenig Zeit haben, meine Freunde zu besuchen, wenn ich nur gelegentlich am Wochenende hier bin«, erklärte Michaela ihrer Geliebten. Das musste selbst Vanessa verstehen. Wo sie doch so viel Wert auf die Unternehmungen mit ihren Freundinnen legte.
    »Na, so viele sind es nun auch wieder nicht. Und sonst seht ihr euch doch auch nicht jede Woche«, war Vanessas trockener Kommentar. »Außerdem ist es vielleicht auch ein bisschen kurzfristig, so von heute auf morgen«, gab sie zu bedenken.
    »Wir werden sehen. Ich rufe Bea und Lilly an, und Jana natürlich. Und Tanja. Oder hast du was dagegen, wenn sie dabei ist?«
    »Warum sollte ich?« Ein gleichgültiges Schulterzucken unterstrich Vanessas Antwort.
    »Gut. Aber bitte verkneif dir diesmal so merkwürdige Anspielungen ihr gegenüber.«
    Vanessa winkte ab. »Ja, ja.«
    Michaela ließ Koffer Koffer sein und schnappte sich das Telefon. Bea, Lilly und Jana sagten sofort zu, nur Tanja, bei der Michaela fest damit rechnete, dass sie kam, druckste am Telefon herum. »Ich weiß nicht. Ich kenne die anderen doch gar nicht.«
    »Doch, du kennst Jana. Und Vanessa.«
    »Ja, ich kenne Vanessa«, sagte Tanja mit deutlichem Unbehagen in der Stimme.
    Michaela hatte es geahnt. Tanja lag ihre letzte Begegnung mit Vanessa noch im Magen. Bei den beiden passte die

Weitere Kostenlose Bücher