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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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verwundert, dass ich ernsthaft arbeite?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Was dann?«
    »Ja, nichts, ich freue mich eben nur. Warum bist du so gereizt?« fragte Michaela, völlig überrumpelt von Tanjas Angriffslaune.
    »Ich werde ja wohl auch mal einen schlechten Tag haben dürfen.«
    »Es ist wegen dem Abend bei dir«, vermutete Michaela.
    »Welcher Abend?« fragte Tanja demonstrativ.
    »Tu nicht so, du weißt genau, was ich meine.«
    »Wollten wir das nicht vergessen?«
    »Ja, aber offensichtlich fällt dir das schwer«, sagte Michaela. Nun lag auch in ihrer Stimme ein gereizter Unterton.
    »Entschuldige, dass ich meine Gefühle für dich nicht so einfach abstellen kann.«
    Das Telefon klingelte. Michaela meldete sich, hörte zu, ohne ein Wort zu sagen. Nur ein »Danke«, dann legte sie auf. Sie sah Tanja an. »Dein Vater ist gerade angekommen.«
    »Was?« Tanja schaute entsetzt.
    »Der Vorsitzende des Wohltätigkeitsfonds ist krank geworden. Dein Vater hält heute Abend statt seiner die vorgesehene Rede«, gab Michaela weiter, was sie eben erfahren hatte.
    »Ich muss sofort verschwinden«, sagte Tanja.
    »Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, deinem Vater zu sagen, was du die letzten zwei Wochen gemacht hast?«
    »Nein! Auf keinen Fall«, wehrte Tanja heftig ab.
    »Warum nicht?«
    »Na, das ist doch sonnenklar«, sagte Tanja aufgeregt. »Er wird mich sofort präsentieren wollen. Stell dir vor, wie die Kollegen darauf reagieren werden. Die kommen sich doch total veralbert vor. Nein. Ich melde mich krank. Ab sofort, bis zur Abreise meines Vaters.«
    »Wenn du meinst.«
    »Allerdings.« Tanja wandte sich zum Gehen, öffnete die Tür und – stand ihrem Vater direkt gegenüber.
    »Tanja!« rief er verwundert. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist in Italien.«
    Tanja brachte außer »Hallo Vater« keinen Ton heraus. Hilfesuchend drehte sie sich zu Michaela um. Die zuckte nur mit den Schultern. Tanja seufzte ergeben. »Erklär du es ihm bitte«, sagte sie und ging. Nach dem Streit mit Michaela hatte sie keine Muße, ihrem Vater die Dinge zu erklären. Sie würde jetzt in ihre Wohnung fahren und warten, bis er dort aufkreuzte, um seinen wie auch immer gearteten Kommentar abzugeben.
    Auf halbem Weg zum Fahrstuhl fiel Tanja aber ein, dass Michaela von ihrem Chef sicher die bittersten Vorwürfe zu hören bekam, weil sie ihm auf Tanjas Bitte hin nichts von der Arbeit seiner Tochter hier im Hotel gesagt hatte. Also machte sie kehrt, um ihrem Vater den Wind aus den Segeln zu nehmen. Tanja stellte fest, dass sie die Tür zum Büro wohl nicht richtig geschlossen hatte, denn schon beim Näherkommen auf dem Flur konnte sie das Gespräch zwischen ihrem Vater und Michaela mithören.
    »Frau Dietz, Sie haben wirklich meine kühnsten Erwartungen übertroffen. Dass unser Plan so gut funktionieren würde, wer hätte das gedacht«, hörte Tanja ihren Vater sagen.
    Dann Michaelas Stimme: »Ich habe kaum etwas dazu getan. Glauben Sie mir.«
    Tanjas Schritte wurden langsamer. Plan? Was für ein Plan?
    Wieder ihr Vater: »Ach was. Natürlich haben Sie. Tanja ist Ihretwegen hier. Das wissen Sie.«
    Tanjas Schritte wurden immer zögerlicher. Unschlüssig blieb sie neben der Tür stehen. Sollte sie eintreten, wo die beiden gerade über sie sprachen? Und worum ging es da eigentlich?
    Aber so schwer war das nicht zu erraten: Michaela wurde offenbar von ihrem Vater nach Hamburg versetzt, um sie, Tanja, hierherzulocken. Walter Kanter hatte darauf spekuliert, dass seine Tochter ihrer Freundin nachreisen, dass sie sich für Michaelas Arbeit interessieren würde. Dieser gerissene alte Mann! Am Ende hatte ihr Vater Michaela den Job in seinem Unternehmen nur angeboten, weil er plante, sie für seine Zwecke auszunutzen.
    Und Michaela? Hatte sie es zu spät bemerkt? Aber nein. Sie war offenbar eingeweiht, hatte mitgespielt! Wenn auch passiv. Das versetzte Tanja einen Stich ins Herz.
    »Ich wusste, es würde meiner Tochter guttun, eine Freundin zu haben«, sagte Walter Kanter jetzt.
    »Ich war mehrmals kurz davor, ihr die Wahrheit zu sagen«, bemerkte Michaela daraufhin.
    »Um Gottes willen! Sind sie verrückt? Tanja darf niemals erfahren, dass ich Sie angeheuert habe, damit Sie einander kennenlernen.«
    Tanja erstarrte. Nein! Das konnte nicht sein! Das hatte ihr Vater kein zweites Mal getan. Und Michaela – nie würde sie bei so etwas mitmachen!
    »Ich weiß. Doch es fällt mir wirklich schwer, Tanja so belügen zu müssen.«
    »Es ist

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