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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Michaela sich.
    »Na ja, bis heute morgen«, gab Tanja zu. »Beim Morgenkaffee, als ich den gestrigen Abend noch einmal überdachte und überlegte, ob ich nicht wirklich abreisen sollte. Da erinnerte ich mich an die zärtlichen Berührungen deiner Hände, als wir uns küssten, an deine deutlich fühlbare Erregung. Das war das erste Mal, dass du dich so gehenlassen und mir gezeigt hast, was du wirklich fühlst.« Tanja schmunzelte jetzt. »Ich weiß, es war ein Versehen, wie du es auszudrücken vorzogst. Aber ich bitte dich: So küsst man nicht aus Versehen. Keine Ahnung, warum du es in dir zu begraben versuchst. Doch ich werde alles tun, es dir so schwer wie möglich zu machen. Deshalb bin ich, vielleicht zu deiner Enttäuschung, immer noch hier.«
    Michaela hörte beklommen Tanjas Erklärung. Sie hatte geahnt, dass ihre Unbeherrschtheit Folgen haben würde. Bereits gestern auf der Heimfahrt schimpfte sie mit sich selbst, weil sie sich so hinreißen ließ. Nun hast du den Salat! Tanja hatte, einmal mehr, glasklar erkannt, was hinter den Kulissen vorging. Darin war sie nun mal ungeschlagen. Es würde nahezu unmöglich sein, sie davon zu überzeugen, dass der Kuss keinerlei Bedeutung für Michaela gehabt hätte, sie nicht im geringsten an Tanja interessiert wäre. Sie brauchte es gar nicht erst zu versuchen, weil sie sich nur noch mehr verhaspeln würde.
    »Und was willst du jetzt tun?« fragte Michaela.
    »Es ruhig angehen, auch wenn es mir nicht leichtfallen wird«, erklärte Tanja. »Lass uns den gestrigen Abend vorläufig vergessen. Ich freue mich darauf, mit dir zu arbeiten. Das ist alles.«
    »Du meinst, das funktioniert?« Michaela war da eher skeptisch. Sie konnte sich schwer vorstellen, diesen Abend zu vergessen. Tanja ging es da ganz sicher nicht besser. Was sollte so ein von außen auferlegtes Vergessen bringen? Nichts! Seit wann war es Tanjas Art, sich und anderen etwas vorzumachen?
    »Versuchen können wir es doch«, meinte Tanja.
    »Also gut«, willigte Michaela ein. Weniger aus Überzeugung, sondern mangels einer besseren Idee.
    »Dann wäre das ja geklärt«, sagte Tanja. »Soll ich dann den Entwurf für die Menükarte fertig machen, damit sie in Druck gehen kann?«
    »Ja. Und ich bräuchte dich heute auch als Empfangskomitee. Du musst um zehn Uhr zum Flughafen fahren und einen Gast abholen. Frau Brandt ist einer unserer Stammgäste. Sie und ihre Hundedame gastieren ein Wochenende im Monat bei uns und genießen die Vorzüge unseres Wellnessbereiches.«
    »Wie jetzt? Der Hund auch?«
    »Frau Brandt lässt einen Hundefrisör kommen.«
    »Kann ich davon ausgehen, dass die Dame etwas exzentrisch ist?«
    »Allerdings. Aber bei deiner Diplomatie dürfte das kein Problem sein.« Ein feines Schmunzeln legte sich um Michaelas Mund.
    »Mit welcher Maschine kommt sie?«
    »Flug aus München, zehn Uhr fünfzehn. Wenn du Frau Brandt wohlbehalten hierher gebracht hast, wartet der Restaurantchef auf dich. Eine Inventur des Getränkelagers steht auf dem Plan. Er wird dir alles Notwendige erklären. Damit dürftest du den Rest des Tages zu tun haben.«
    Tanja nickte. »Alles klar.«
    »Gut. Ich muss jetzt zu einer Besprechung wegen des Wohltätigkeitsessens. Wir sehen uns sicher später.« Michaela griff sich eine Mappe mit Unterlagen und verschwand.
    Tanja sah ihr nachdenklich hinterher.
    Die Tage bis zum Wohltätigkeitsessen vergingen wie im Flug. Michaela stellte immer wieder erstaunt fest, wie effizient Tanja arbeitete. Sie nahm jede ihr gestellte Aufgabe gleich ernst. Ob es nun das Flaschenzählen bei der Inventur war oder die Bestell- und Lieferüberwachung der Lebensmittel für den Restaurantbereich. Wenn sie Tanja an andere Abteilungen auslieh, kamen von dort stets Worte der Anerkennung für ihre Arbeit, und man lobte ihr ruhiges, angenehmes Auftreten. Was Michaela mit Stolz erfüllte.
    Dass es ein Fehler war, dies Tanja zu sagen, bemerkte sie zu spät. Tanja schniefte gereizt. »Du fühlst dich auf mir unerklärliche Art immer noch für mich verantwortlich! Kannst du das bitte endlich lassen? Ich weiß, dass ich im Leben zurechtkomme. Nun musst du das auch endlich akzeptieren.«
    »Entschuldige. Ich wollte doch nur sagen, wie gut alles läuft.«
    »Ja, das tut es. Was hast du erwartet?« fragte Tanja mit leicht bitterem Unterton. »Dass ich rund um die Uhr Betreuung brauche, damit ich keinen Schaden anrichte? Dachtest du, ich führe mich liebeskrank auf, lümmele nur hier rum und stehle deine Zeit? Bist du

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