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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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pfiffen. Zwei ungeheuer aufwendige Produktionen waren untergegangen wie mit Kanonen überladene Schlachtschiffe. Und David King-Ryder hatte das zweifelhafte Vergnügen gehabt, sich anhand zahlloser Analysen über das Nachlassen seiner schöpferischen Kraft belehren lassen zu müssen. Worte wie »Ein Leben ohne Chandler« waren noch das Freundlichste, was ihm ein wohlwollender Kritiker zuteil werden ließ. Die übrigen Schmierfinken spitzten morgens am Frühstückstisch ihre Giftpfeile und warteten dann wochenlang auf eine Gelegenheit, sie abschießen zu können. Da blieb alle Sachlichkeit auf der Strecke, die Schlagzeilen reichten von »Scharlatan des Kunstbetriebs« bis zu »Ein Schatten, der sich in vergangenem Glanz sonnt«. Und jener Glanz entsprang natürlich nur einer Quelle: dem Genie Michael Chandlers.
    David King-Ryder fragte sich, ob andere Musikerpartner- schaften ebenso scharf unter die Lupe genommen wurden wie seine Zusammenarbeit mit Michael Chandler. Er bezweifelte es. Seinem Eindruck zufolge war es Musiker- und Librettistenduos wie Gilbert und Sullivan oder Rice und Lloyd-Webber gestattet, ohne das Begleitgeheul der Schakale, die ständig nach ihm schnappten, aufzuleuchten und zu verblassen, zu Glanz und Ruhm emporzusteigen, Fehlschläge zu landen, die Kritiker zu überwältigen, zu straucheln und zu triumphieren.
    Natürlich hatte der romantische Aspekt einer Verbindung mit Michael Chandler zu diesen Analysen Anlaß gegeben. Wenn der eine Partner eines Gespanns, das zwölf der erfolgreichsten Produktionen des West End auf die Bühne gebracht hat, auf so grauenvolle Weise ums Leben kommt, muß aus diesem Tod eine Legende wachsen. Ja, Michaels Tod hatte sich dafür prächtig geeignet: Er hatte sich in einer Unterwasserhöhle vor der Küste Floridas verirrt, die schon zahllose Taucher das Leben gekostet hatte, nachdem er sämtliche Tauchregeln mißachtet hatte. Er hatte den Ausflug allein unternommen, bei Nacht, in betrunkenem Zustand. Zurückgeblieben war nur sein Boot, das draußen vor Anker gelegen und die Stelle markiert hatte, wo er ins Wasser gesprungen war. Er hinterließ eine Ehefrau, eine Geliebte, vier Kinder und sechs Hunde. Und einen Partner, mit dem er seit der gemeinsamen Kindheit in Oxford, wo sie beide als Söhne von Fließbandarbeitern aufgewachsen waren, von Ruhm, Reichtum und Erfolg am Theater geträumt hatten.
    Das Interesse der Medien an David King-Ryders seelischer und künstlerischer Wiederherstellung nach Michael Chandlers allzu frühem Tod war daher nur verständlich gewesen. Nach seinem ersten Alleingang auf der Musicalbühne fünf Jahre später hatten die Kritiker ihn unter Beschuß genommen, aber sie hatten nur das leichte Geschütz aufgefahren, als meinten sie, ein Mann, der mit einem Schlag den langjährigen Partner und lebenslangen Freund verloren hatte, dürfe einmal scheitern, ohne für sein Bemühen, einen eigenen künstlerischen Weg zu finden, öffentlich gedemütigt zu werden. Bei seinem zweiten Mißerfolg allerdings waren sie nicht mehr so gnädig gewesen.
    Aber das war jetzt vorbei. Das gehörte der Vergangenheit an.
    »Wir haben es geschafft, David! Wir haben es geschafft, verdammt noch mal!« rief Ginny, die neben ihm saß, überschwenglich. Sie freute sich, daß sie – allen absurden Vorwürfen von Vetternwirtschaft zum Trotz, die man gegen sie und ihren Mann erhoben hatte, als er ihr die Regie des Stücks anvertraut hatte – soeben einen Status erreicht hatte, den Künstler wie Hands, Nunn und Hall in Anspruch nahmen.
    Und Matthew, der als Manager seines Vaters nur zu gut wußte, wieviel für sie alle mit dieser Produktion auf dem Spiel stand, packte seinen Vater bei der Hand und sagte rauh: »Bravo, Dad. Das hast du grandios gemacht.«
    Gern hätte David sich an diesen Worten gewärmt, bedeuteten sie doch, so wie er es verstand, daß Matthew sich von seinen anfänglichen Zweifeln an dem Vorhaben, Shakespeares größte Tragödie zu einem Musicaltriumph zu machen, entschieden abwandte. »Willst du das wirklich wagen?« hatte er gefragt und die zweite Frage unausgesprochen gelassen: Forderst du damit nicht den endgültigen Absturz heraus?
    David war klargewesen, daß er genau das zu tun im Begriff war, aber er hatte es nur sich selbst eingestanden. Hatte er denn eine andere Möglichkeit gehabt, als alles auf eine Karte zu setzen, um seinen Ruf als Künstler wiederherzustellen?
    Und das Wagnis war gelungen. Nicht nur das Publikum lag ihm zu Füßen, nicht nur das

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