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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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und schon gar nicht durfte er aussehen, als sei er völlig aus dem Lot. Und er durfte sich auf keinen Fall fragen, wie er gerade in diesem Augenblick, da sein Leben ein einziges Trümmerfeld war, dazu kam, dieses Wagnis einzugehen.
    Zwei schlaflose Nächte und zwei endlose Tage hatten ihm reichlich Zeit gegeben, sich zu überlegen, was er sagen wollte. Und in der Tat hatte Julian den größten Teil der beiden Nächte und Tage nach Nicola Maidens unglaublicher Enthüllung mit wohldurchdachten Phantasiegesprächen gefüllt, gerade mit so viel Besorgnis unterlegt, daß keiner auf den Gedanken kommen konnte, er fühle sich in irgendeiner Weise persönlich betroffen.
    Und nun, nach achtundvierzig Stunden ununterbrochener Selbstgespräche, trieb es Julian, die Sache endlich auf den Weg zu bringen, auch wenn er keine Garantie dafür hatte, daß seinen Worten das gewünschte Gewicht beigemessen würde.
    Er wandte sich vom Spiegel ab und nahm seine Autoschlüssel von der Kommode. Die feine Staubschicht, die sonst meist das mattglänzende Holz bedeckte, war entfernt worden. Samantha, seine Cousine, hatte sich also wieder einmal in eine Putzorgie gestürzt, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie bei ihrem wildentschlossenen Bemühen, seinem Vater das Trinken auszutreiben, erneut gescheitert war.
    In ebendieser Absicht, ihren Onkel vor dem Alkohol zu retten, war Samantha vor acht Monaten nach Derbyshire gekommen, ein guter Engel, der eines Tages in Broughton Manor erschien, um eine Familie wiederzuvereinen, die seit mehr als drei Jahrzehnten zerstritten war. Sie hatte in dieser Richtung allerdings kaum etwas erreicht, und Julian fragte sich, wie lange sie den Kampf noch weiterführen würde.
    »Wir müssen ihn trocken kriegen, Julie«, hatte Samantha erst an diesem Morgen gesagt. »Dir muß doch klar sein, wie wichtig das gerade jetzt ist.«
    Nicola andererseits, die seinen Vater seit acht Jahren kannte und nicht erst seit acht Monaten, vertrat schon lange den Standpunkt, ihn in Ruhe zu lassen. Mehr als einmal hatte sie gesagt:
    »Wenn dein Dad sich zu Tode trinken will, kannst du nichts dagegen tun, Jule. Und Sam genausowenig.« Aber Nicola hatte ja auch keine Ahnung, was das für ein Gefühl war, wenn man zusehen mußte, wie der eigene Vater langsam, aber sicher dem Alkohol verfiel und immer tiefer in trunkenen Wahnvorstellungen von einer romantischen Vergangenheit versank. Sie war in einer Umgebung groß geworden, wo die Dinge das waren, was sie zu sein schienen. Sie hatte Eltern, deren Liebe unerschütterlich war. Sie hatte nicht die bittere Erfahrung machen müssen, zuerst von der Mutter im Stich gelassen zu werden, weil die sich den »Blumenkindern« angeschlossen hatte und am Abend vor dem zwölften Geburtstag ihres Kindes auf und davon war, um bei einem Guru in wallenden Gewändern zu »studieren«, und dann vom Vater, dessen Liebe zum Alkohol anscheinend stärker war als die Liebe zu seinen drei Kindern. Ja, dachte Julian, hätte Nicola sich auch nur einmal über die unterschiedlichen Verhältnisse, in denen sie beide aufgewachsen waren, Gedanken gemacht, so hätte sie vielleicht erkannt, daß jede ihrer verdammten Entscheidungen – Er dachte nicht weiter. Diese Gedanken würde er nicht zulassen. Er konnte es sich nicht erlauben. Er durfte sich nicht von dem Vorhaben, das jetzt in Angriff genommen werden mußte, ablenken lassen.
    »Jetzt hör mir mal zu!« Er nahm seine Brieftasche und schob sie ein. »Du bist für jede gut genug. Sie hat Scheißangst gekriegt. Sie hat den falschen Weg genommen. Und damit basta. Behalt das im Kopf. Und denk dran, daß jeder weiß, wie gut ihr beide immer zueinander gepaßt habt.«
    Daran glaubte er. Nicola Maiden war seit Jahren genauso ein Teil von Julian Brittons Leben wie er ein Teil von ihrem. Wer sie kannte, wußte längst, daß sie zusammengehörten. Nicola war die einzige, die das offenbar nicht akzeptierte.
    »Ich weiß ja, daß wir nicht verlobt sind«, hatte er ihr an dem Abend vor zwei Tagen gesagt, als sie ihm eröffnet hatte, daß sie für immer aus dem Peak District fort wolle und von nun an nur noch zu Kurzbesuchen zurückkehren würde. »Aber zwischen uns hat es doch immer eine stillschweigende Vereinbarung gegeben, oder nicht? Ich würde nicht mit dir schlafen, wenn ich das nicht ernst nähme ... Komm schon, Nick! Verdammt noch mal, du kennst mich doch!«
    Es war nicht der Heiratsantrag, wie er ihn sich vorgestellt hatte, und sie interpretierte seine Worte auch nicht

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