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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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überlegen, beinahe automatisch, begann er eine Arie zu spielen, die er liebte, eine Melodie aus seinem größten musikalischen Mißerfolg – Mercy. Er summte vor sich hin, während er die Tasten anschlug, und versuchte vergeblich, sich an den Text zu erinnern. Das Lied war einmal der Schlüssel zu seiner Zukunft gewesen.
    Beim Spielen ließ er seinen Blick über die Wände schweifen, die ihn wie Monumente seines Erfolgs umgaben. Preise und Auszeichnungen auf Borden, gerahmte Urkunden, Plakate und Programmhefte zu Produktionen, die selbst heute noch in allen Teilen der Welt aufgeführt wurden. Und Dutzende von Fotografien in silbernen Rahmen, Dokumente seines künstlerischen Lebens.
    Auch Michael war auf vielen dieser Foto. Und als Davids Blick auf das Gesicht seines alten Freundes fiel, wechselte sein Spiel wie von selbst von der halbvergessenen Arie zu dem Lied aus Hamlet, von dem er wußte, daß es der neue Musicalhit werden würde.
    »Welche Träume auch kommen mögen« war sein Titel, dem berühmten Monolog Hamlets entnommen.
    Vor Müdigkeit hörte er auf zu spielen, bevor er zum Ende kam, die Hände glitten ihm von den Tasten. Als ihm die Augen zufielen, sah er immer noch Michaels Gesicht vor sich.
    »Du hättest nicht sterben dürfen«, flüsterte er. »Ich habe geglaubt, ein Erfolg würde alles ändern, aber er macht die Angst vor dem Mißerfolg nur noch größer.«
    Er nahm sein Glas und ging aus dem Zimmer. Mit einem Schluck spülte er den Wodka hinunter und stellte das Glas neben eine Blumenvase in einem kleinen Alkoven. Er merkte gar nicht, als das Glas, das er nicht weit genug nach hinten geschoben hatte, auf den teppichbespannten Boden fiel.
    Irgendwo über sich in dem riesigen Haus konnte er das Rauschen fließenden Wassers hören. Wahrscheinlich saß oben Ginny in der Wanne, um den Streß des Abends und die Spannung der letzten Monate wegzuspülen. Er wünschte, er könnte es ihr gleichtun. Ihm schien, er habe soviel mehr Grund dazu.
    Noch einmal rief er sich den herrlichen Moment des Triumphs ins Gedächtnis: den begeisterten Applaus des Publikums, das sich von seinen Plätzen erhoben hatte, noch ehe der Vorhang gefallen war, die Ovationen, die lauten Bravorufe.
    All das hätte ihm eigentlich genügen müssen. Aber so war es nicht. Es konnte nicht genügen. Es stieß auf taube Ohren oder, genauer gesagt, auf Ohren, die einer ganz anderen Stimme lauschten.
    »Petersham Mews und Elvaston Place. Punkt zehn.« »Aber wo – wo sind sie?«
»Oh, das kriegen Sie schon raus.«
    Und während David jetzt versuchte, das Lob und die Komplimente, das aufgeregte Geplapper, die Elogen, die ihm Luft, Licht, Speise und Trank hätten sein sollen, zu hören, vernahm er einzig diese letzten fünf Worte: Das kriegen Sie schon raus.
    Und es war Zeit.
    Er ging nach oben ins Schlafzimmer. Hinter der Verbindungstür genoß seine Frau ihr Bad. Sie trällerte mit einer verbissenen Heiterkeit vor sich hin, die ihm verriet, wie tief besorgt sie in Wirklichkeit um ihn war.
    Sie ist ein feiner Mensch, dachte David. Sie war die beste seiner Ehefrauen. Er wollte bis zum Ende seiner Tage mit ihr verheiratet bleiben. Er hatte nicht geglaubt, daß dieses Ende so frühzeitig kommen würde.
    Mit drei schnellen Bewegungen war es getan.
    Er nahm die Pistole aus der Nachttischschublade. Er hob sie. Er drückte ab.
     
    SEPTEMBER DERBYSHIRE
     

1
    Julian Britton war sich im klaren darüber, daß er bisher nichts aus seinem Leben gemacht hatte. Er züchtete Hunde, er verwaltete den Familiensitz, der kaum noch mehr war als eine bröckelnde Ruine, und er versuchte mit täglichen Vorträgen, seinen Vater vom Alkohol fernzuhalten. Das war auch schon alles. Zur Meisterschaft hatte er es einzig darin gebracht, Gin in den Ausguß zu kippen, und so fühlte er sich jetzt mit seinen siebenundzwanzig Jahren als völliger Versager. Aber heute abend durfte er nicht klein beigeben. Er mußte sich durchsetzen.
    Er begann mit den Vorbereitungen bei seiner äußeren Erscheinung. Vor dem Ankleidespiegel in seinem Zimmer unterzog er sich einer gnadenlosen Musterung, zupfte seinen Hemdkragen gerade, schnippte einen Fussel von seiner Schulter. Stirnrunzelnd betrachtete er sein Gesicht und bemühte sich, den Ausdruck in seine Züge zu legen, den er am Abend zeigen wollte. Ernsthaftigkeit wäre angemessen, meinte er. Und auch eine gewisse Besorgnis, denn die war vertretbar. Aber keinesfalls durfte er den Anschein erwecken, mit einem inneren Konflikt zu kämpfen,

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