Undank Ist Der Väter Lohn.
erreichte Lynley unter seiner Handynummer in der Notaufnahme des Chelsea and Westminster Hospitals. Lynley berichtete ihm in kurzen Worten vom neusten Stand der Dinge:
Vi Nevin war in der Wohnung, die sie mit Nicola Maiden geteilt hatte, brutal überfallen und zusammengeschlagen worden.
»Wie geht es ihr?«
Ein Durcheinander von Geräuschen im Hintergrund, Stimmengewirr, das schnell lauter werdende Sirenengeheul eines Krankenwagens.
»Thomas?« rief Hanken. »Wie geht es ihr? Haben Sie irgendwas von ihr bekommen?«
»Nichts«, antwortete Lynley endlich. »Wir konnten noch gar nicht mit ihr sprechen. Wir können nicht einmal in ihre Nähe. Sie wird seit einer Stunde behandelt.«
»Und, was denken Sie? Hat die Geschichte mit unserem Fall zu tun?«
»Ich halte es für sehr wahrscheinlich.« Lynley berichtete ihm, was er seit ihrer letzten Unterhaltung in Erfahrung gebracht hatte; er begann mit seinem Gespräch mit Shelly Platt, fuhr mit einer Zusammenfassung seines Besuchs bei MKR Financial Management fort und schloß mit seiner Begegnung mit Sir Adrian Beattie und seiner Frau.
»Es ist uns also gelungen, den Londoner Liebhaber aufzustöbern, aber er hat ein Alibi – das allerdings noch überprüft werden muß. Aber selbst wenn er keines hätte, kann ich mir, offen gesagt, nicht vorstellen, daß er kilometerweit übers Moor marschiert, um zwei Menschen zu töten. Er ist meiner Ansicht nach weit über siebzig.«
»Dann hat Upman also die Wahrheit gesagt«, stellte Hanken fest, »zumindest, was den Pager betrifft und die Anrufe, die die Maiden in der Kanzlei bekam.«
»Ja, so sieht es aus, Peter. Aber Beattie behauptet, sie müßte jemanden in Derbyshire gehabt haben, der sie aushielt, sonst wäre sie gar nicht erst raufgefahren.«
»Na, soviel kann Upman mit seinen Scheidungsgeschichten sicher nicht verdienen. Er behauptet übrigens, er sei im Mai nicht in London gewesen; er könne es anhand seines Terminkalenders nachweisen.«
»Was ist mit Britton?«
»Den hab ich noch auf meiner Liste. Mir ist nur das Messer dazwischengekommen.« Hanken setzte Lynley ins Bild und berichtete ihm auch gleich von den neuesten Erkenntnissen über die Schulterblattverletzung Terry Coles. Die stamme, sagte er, eindeutig von einer anderen Waffe als dem Schweizer Armeemesser.
»Von einem anderen Messer?«
»Möglich. Und Maiden hat eines. Er hat es mir sogar gezeigt.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Maiden so dumm wäre, Ihnen eine der Mordwaffen zu zeigen. Peter, er war bei der Polizei! Er ist doch kein Kretin.«
»Moment mal. Als mir Maiden sein Messer zeigte, dachte ich erst, das könnte nicht die Waffe sein, die wir suchen, weil die Klingen zu kurz waren. Aber dabei dachte ich an die anderen Verletzungen, nicht an die Absplitterung am Schulterblatt. Wie tief sitzt eigentlich das Schulterblatt unter der Haut? Ich meine, wenn der Kubowsky zufolge das eine Armeemesser nicht für die Schulterblattverletzung in Frage kommt, muß daraus doch nicht zwingend folgen, daß nicht ein anderes sie verursacht haben kann.«
»Sie vergessen das Motiv, Peter. Andy Maiden hat keines. Aber jeder andere Mann in Nicola Maidens Leben – und möglicherweise auch ein oder zwei Frauen – wird mit Sicherheit eines haben.«
»Moment, Moment, nicht so schnell«, protestierte Hanken.
»Das ist noch nicht alles. Diese Substanz, die wir an diesem merkwürdigen Chromzylinder aus dem Kofferraum ihres Autos gefunden haben, ist identifiziert. Was glauben Sie, was es ist?«
»Sagen Sie’s mir.«
»Sperma. Und es waren auch noch zwei andere Spermaablagerungen da. Nur eines konnte mir die Kubowsky nicht sagen – was dieser verdammte Zylinder eigentlich darstellen soll. Ich hab noch nie so was gesehen, und sie auch nicht.«
»Es ist ein Hodenspanner«, klärte Lynley ihn auf.
»Ein was?«
»Warten Sie einen Moment, Pete.« Am anderen Ende der Leitung hörte Hanken murmelnde Männerstimmen vor dem Hintergrund wirrer Geräusche. Dann meldete sich Lynley wieder.
»Sie wird durchkommen, Gott sei Dank.«
»Können Sie mit ihr sprechen?«
»Im Moment ist sie noch nicht bei Bewußtsein.« Und dann zu irgendeiner anderen Person: »Überwachung rund um die Uhr. Keine Besuche ohne meine Genehmigung. Und verlangen Sie die Ausweispapiere, wenn jemand aufkreuzen sollte ... nein, ich habe keine Ahnung ... gut.« Dann war er wieder da. »Tut mir leid. Wo waren wir stehengeblieben?«
»Beim Hodenspanner.«
»Ach ja, richtig.«
Hanken hörte
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