Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
erinnerte.
». . . und dieser verrückte alte Taxifahrer hat dich beschrieben. Ich meine, natürlich laufen in Minneapolis Millionen von Blondinen herum. Trotzdem. Die Beschreibung passt genau auf dich. Es waren die Schuhe, die mich auf-horchen . . . «
»Nun, ganz offensichtlich war ich es doch nicht«, sagte ich. »Ätsch.«
»Ätsch? Das habe ich das letzte Mal vor fünfzehn Jahren gehört. Trotzdem . . . wahrscheinlich hast du recht. Die ganze Geschichte war so . . . Ich glaube, der Typ war . . .
Ich weiß nicht . . . Vielleicht war einiges davon wahr, und anderes hat er sich eingebildet. Oder er hat es erfunden, damit ihm jemand zuhört. Er wirkte sehr einsam.« Er massierte seine Schläfen. Das machte mich entschieden nervös.
»Ich . . . habe auch manchmal Träume, und die scheinen so real zu sein . . . «
»Das passiert uns allen.« Sollte ich ihn mit meinen Vampirkräften behandeln? War das eine gute Idee? Oder vertrug es sich vielleicht nicht damit, was Sinclair mit ihm angestellt hatte? »Vielleicht brauchst du Urlaub.«
»War schon eine seltsame Sache, die dir letztes Frühjahr passiert ist«, sagte er und wechselte das Thema. Zumindest dachte er, dass er das Thema wechselte. »Nicht jedem widerfährt so eine Verwechslungsgeschichte.«
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»Ich behaupte immer noch, dass meine Stiefmutter mir einen Streich spielen wollte. Manchmal sähe sie mich sicher am liebsten tot.«
»Ja, aber geht man dabei so weit, eine Beerdigung vor-zutäuschen . . . oder hatte wirklich eine stattgefunden?« Er massierte seine Schläfen so heftig, dass sie rot anliefen. »Ich träume davon, aber vor allem . . . ich . . . «
»Nick, Herrgottnochmall«, rief ich laut. »Ich bin sehr beschäftigt. Willst du jetzt aussteigen, oder was?«
Er ließ seine Hände in den Schoß fallen und erwachte aus seinem tranceähnlichen Zustand. »Ich bin untröstlich, Betsy«, sagte er sarkastisch. »Gibt es irgendwo reduzierte Schuhe?«
»Wie der Zufall es will – ja. Also . . . ich hoffe, du findest bald den Schuldigen.«
»Ja, ja, ich bin sicher, du sitzt auf heißen Kohlen. Ist schon gut. Ich habe deinen Wagen gesehen und musste einfach fragen. Aber jetzt muss ich los.«
»Okay. War nett, dich wiederzusehen.«
»Finde ich auch. Pass auf dich auf.« Er lächelte mich an und stieg aus meinem Wagen, ohne den Strohhalm zu bemerken, der an seiner Sohle klebte. »Einen schönen Tag noch.«
»Bye!«, rief ich und wartete, bis er weitergefahren war, bevor auch ich wieder Gas gab. Gerade zur rechten Zeit.
Ich zitterte am ganzen Körper. Der arme Nick war der Wahrheit so nahe und dabei doch völlig ahnungslos. Wie gerne würde ich mich ihm anvertrauen, aber es wussten schon genug Leute über mein schmutziges, kleines, untotes Geheimnis Bescheid.
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Außerdem hatte ich mich ihm schon einmal anvertraut –
mit katastrophalen Folgen. Noch einmal würde ich densel-ben Fehler nicht machen.
Eine Stunde später befand ich mich an dem feinsten und prächtigsten Ort auf Erden: The Mall of America. Oder, für Kaufsüchtige, schlichtweg der Himmel auf Erden.
Zur Aufmunterung beschloss ich, mich durch den ersten Stock bei Macy’s zu arbeiten und anschließend meine Sorgen in zwei oder zehn Daiquiris im vierten zu ertränken.
Wie jede große Erfindung ist auch die Mall (bitte schön immer mit einer kleinen, respektvollen Pause vor »Mall«) die größere Version von etwas, was man in kleinerer Form bereits kennt. Jeder hat schon einmal in einem Parkhaus geparkt, um dann zu Fuß zu einem Geschäft zu gehen.
In der Mall of America musste man erst sehr, sehr lange gehen, ehe man das Geschäft erreichte. Auf dem Weg dorthin konnte man dann versuchen, sich an den Bundesstaat zu erinnern, in dem man geparkt hatte. Die meisten Parkhäuser benennen ihre Stockwerke nach Tieren.
»Ach, Liebling, vergiss bitte nicht, dass wir im Pinseläff-chen geparkt haben.« Die Mall war so groß, dass Tiere unangemessen waren. Tiere waren zu mickrig. Man hatte sich daher für Bundesstaaten entschieden. Nicht kleine wie Rhode Island, sondern riesige wie Kalifornien und Texas.
Ich stellte meinen Wagen in Texas ab und überquerte eine kleine Seitenstraße, um zu Macy’s zu gelangen. Wie immer war ich von der Schönheit des Gebäudes beeindruckt. Die roten Backsteine und hohen Fenster erinnerten mich – bitte 22
nicht lachen! – an eine Kirche. Und der Stern im Logo anstatt des Apostrophs gab dem Ganzen eine geradezu himmlische Note.
Drinnen atmete ich tief
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