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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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werde nicht zünden!«
    Der Mann, der vor dem Eingang zum Stollen telefoniert hatte, schien das Gespräch beendet zu haben und wandte sich um. Offenbar wollte er sich wieder zu den anderen gesellen.
    Eine kleine Pause entstand, in der ich Stewart am anderen Ende der Leitung einen Atemzug machen hörte. »Wie du willst, Alpha One«, sagte er.
    Dann machte er die Bombe in meinem Kopf scharf.
    In meinem oberen rechten Sichtbereich erschien plötzlich ein kleines Icon, das im Nichts zu schweben schien. Als hätte der Programmierer der Technik in meinem Kopf einen gesunden Grad an Ironie besessen, zeigte das Bildchen eine funkensprühende, schwarze und runde Bombe, die einer Karikatur hätte entsprungen sein können. Daneben erschien die kleine Zahl 40.
    Normalerweise verwaltet der Anführer meiner Gruppe Justifier den Zündmechanismus für den Sprengsatz in meinem Kopf - in der Regel Estyxia, unsere Schakalbeta. Das soll die Hierarchie in der Einheit sicherstellen, schätze ich. Wenn ich nicht im Team arbeitete, gab es natürlich auch niemanden, der dieses Gerät mit sich führte.
    Deshalb existiert ein Fernzünder, der auf die Weiterleitung des Signals per Relais-Satelliten angewiesen ist. Und bevor Sie fragen - nein, ich habe noch keinen Störsender gefunden, der die Frequenz dieses Funksignals hätte unterbrechen können.
    Stewart, mein Chef, war im Augenblick der Einzige, der die aktivierte Mikrosprengladung an meiner Medulla oblongata wieder ausschalten oder aber den Countdown durch eine sofortige Sprengung unterbrechen konnte. Dann würden mit dem Ding so nebensächliche Funktionen wie die Regulierung von Atmung und Blutkreislauf ausgeschaltet. Nicht schön, weil man meist sofort tot war.
    Stewart meinte es ernst.
    Jetzt, wo ich mich darauf konzentrierte, spürte ich die erbsengroße Ladung in meinem Kopf mit meinen anderen Sinnen, wie ich im Stollen die Sprengladung gespürt hatte. Sie summte in der nervigen Tonhöhe einer Mücke. Je länger ich mich darauf konzentrierte, desto lauter wurde das Summen, und die Ziffer machte einen spontanen Satz von der 40 auf die 35. Gänseblümchen. Rote Gänseblümchen. Ich atmete langsam ein und aus, um mich zu beruhigen. Verstehen Sie jetzt, warum ich mir wünschen würde, Sprengsätze nicht nur anheizen, sondern auch ausschalten zu können? Leider funktioniert meine Gabe so herum nicht.
    »Elephant an Alpha One. Dies ist ein wichtiger Auftrag. Drücke bitte innerhalb der nächsten dreißig Sekunden auf deinen Knopf, dann deaktiviere ich deinen Sprengsatz. Elephant out.« Damit klickte es in der Leitung, und ich blieb mit der Entscheidung allein auf dem Berghang von Pherostine zurück.
    35. 34. 33. Und so weiter.
    Ich hatte diese Situation schon einmal erlebt, vor ziemlich genau vier Jahren. Damals war ich frisch aus dem Gefängnis zu dem Team aus Justifiern bei Enclave Limited gekommen. Stewart hatte mir den ersten Soloauftrag erteilt, der mich zum Planeten Sharidon geführt hatte. Dort sollte ich eine Frau mit »größtmöglicher Brutalität«
    töten - Erica Brooks.
    Ich hatte sie beobachtet. Sie hatte mit ihrem Mann in einem kleinen Vorstadthaus mit Garten gelebt. Am Tag des Zugriffs hatte sie alles für eine Grillparty vorbereitet. Ich hatte herausgefunden, dass ihr Mann erst später dazustoßen wollte. Ich war in das Haus eingedrungen und hatte mir den Hammer gegriffen. Dann war ich in den Garten gegangen. Erica hatte sich ihr Telefon mit schiefem Kopf an die Schulter geklemmt, weil sie dabei war, das letzte Laub wegzuharken. Ich weiß bis heute nicht, warum sie keinen Ohrhörer benutzt hat. »Ja, hier Erica«, hatte sie gesagt. Und »Oh, das ist ja schade, wir haben uns so auf euch gefreut. Ja, natürlich verstehe ich das. Dann vielleicht ein anderes Mal! Bye!«

    Mit diesen schlichten, unberechenbaren Worten war der Auftrag für mich vorbei gewesen. Jetzt hatte das Opfer nicht nur einen Namen, sondern ein Gesicht und eine Stimme. Und ich hatte mich geweigert, sie zu töten.
    Stewart war ein netter Kerl, der mir sonst alle Freiheiten gelassen hatte. Doch damals hatte er mir wie heute unmissverständlich klargemacht, dass er in letzter Instanz nicht mit sich spaßen ließ. Er hatte den Sprengsatz in meinem Kopf aktiviert und mir zwei Minuten gegeben, mich mit einem Foto der Leiche zurückzumelden. Dann hatte er die Funkverbindung gekappt. Mit der
    blinkenden Bombe vor Augen war ich bei 1:19 in den Garten gegangen und hatte Erica erschlagen.
    Jetzt und hier auf Pherostine

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