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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Schwärze gähnte mich an: ewig, unverrückbar, eingefroren. Zu viel Distanz, die bloß das Reisen erschwerte. Ich schloss die Augen, denn je länger ich hinaus in die Dunkelheit sah, desto mehr wurde mir bewusst, dass sie ihre Spiegelung in meinem Innern fand.
    Ich musste wohl doch noch ein wenig geschlafen haben, denn als ich aufwachte - ziemlich groggy und noch immer schlecht gelaunt - und zum Pilotensitz ging, war ich bereits im Anflug auf den Zerstörer der Tartaros-Klasse der Enclave Limited, den Stewart, Exec der Justifier-Einsatztruppen im Konzern Enclave Limited, momentan als bewegliche Basis nutzte. Der Autopilot manövrierte mich in Sichtweite. Ich aktivierte den Bordfunk. »Shuttle Echo Charlie Fünf Sieben Null Jelly an Apathos Vierhundert. Bitte um Andockerlaubnis. Code Echo Sierra Tango Neun Vier Zwo Null Eins Null. Bitte bestätigen.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich eine Antwort bekam. Dann teilte mir eine leidenschaftslose Stimme zwischen intensivem Rauschen mit: »Code bestätigt. Übermittlung der Andockdaten eingeleitet. Apathos Vierhundert heißt Sie willkommen, Jelly. Willkommen zu Hause.«
    »Danke, Apathos Vierhundert«
    Mein Shuttle glitt in einem sanften Bogen träge durch das All. Auf der einen Seite erstreckte sich die deprimierende Schwärze des Weltalls, auf der anderen Seite baute sich der Zerstörer in all seiner Pracht vor mir auf. Im Gegensatz zur Hyperion-Klasse mochte er winzig sein, doch verglichen mit meinem Shuttle wirkte er gigantisch. Ich fand, diese Tartaros-Klasse sah aus wie eine liegende, lauernde Echse - ein Waran oder wie diese Viecher hießen. Ein Riesenschädel machte den Anfang. Hinter einer Einschnürung folgte der gigantische Körper, an dem sich rechts und links Ausleger mit Waffenphalanxen befanden, die ein bisschen den Eindruck von angelegten Beinen erweckten. Der Rumpf endete in einem stumpfen Aufbau, in dem die Kommandozentrale saß.
    Im Kampf machte der Zerstörer dem Eindruck einer urtümlichen Bestie alle Ehre, hatte ich gehört. Ich überprüfte die zufriedenstellend grün schimmernden Anzeigen und überließ die langwierige Annäherungsprozedur dem Autopiloten und der Leitstelle der Apathos.
    Dann schmiegte ich mich tiefer in den löchrigen Pilotensessel, rückte das schwarz-pinke Kissen mit dem Aufdruck Do or die zurecht, das mir Kaufmann augenzwinkernd geschenkt hatte, und beobachtete, wie der waffenstarrende Koloss aus Stahl immer näher kam. Der Anflug würde sicher noch eine halbe Stunde dauern. Sonst nutzte ich die oft für ein Nickerchen, doch heute weigerte ich mich, die Augen wieder zuzumachen.
    »Do or die« war inzwischen so etwas wie mein Lebensmotto geworden.
    Am Anfang der vier Jahre, die ich nun für Stewart arbeitete, hatte alles so einfach ausgesehen. Ich hatte in der Zwickmühle gesessen - zwanzig Jahre Gefängnis auf dem Gefängniskontinent Australien sind nicht gerade ein Zuckerschlecken, besonders, wenn man noch achtzehn davon vor sich hatte.
    Ich war auf der Erde vom Müll- und Dekontaminierungskonzern WasteLand im Abrissgeschäft ausgebildet worden
    - unter dem Strich hatte ich gelernt, Gebäude in die Luft zu jagen, die entweder baufällig waren oder beim Bau von Speichereinheiten störten. Von Anfang an hatte ich ein echtes Talent im Umgang mit Sprengstoffen besessen. Wo andere abwiegen und messen muss-ten, hatte ich im Gefühl, wie viel Material für welche Sprengwirkung nötig war und in welchem Abstand ich mich aufhalten musste, um nichts abzukriegen. Das hätte mich eigentlich früh misstrauisch machen müssen.
    Wie auch immer, ich hatte kaum ein Jahr in dem Beruf gearbeitet, bis etwas schiefgegangen war. Menschen waren gestorben, und ich war dafür verurteilt worden. Sie wollen wissen, ob zu Recht? Fragen Sie den Schnellrichter, der mich verurteilt hat.
    Wenig später hatte Stewart mir einen Ausweg geboten: den Eintritt in den Dienst von Enclave als Mitglied seines Justifiers-Teams. Das bedeutete in der Regel die Erkundung und Erforschung eines neuen Planeten für den Konzern.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Was auf den ersten Blick wie ein Leben voller Abenteuer klingt, bedeutete in der Realität üblicherweise unkalkulierbare Lebensgefahr ohne Rückfahrtschein. Niemand, der gesunden Verstandes ist, wird freiwillig ein Justifier.
    Nach zwei Jahren harter Zwangsarbeit in Australien allerdings hatte das als Alternative gar nicht schlecht ausgesehen. Die einzige Bedingung war der Sprengsatz in meinem Kopf gewesen, um

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