Undercover
Cross.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht tun.«
Mein ehemaliger Chef zog die Augenbrauen hoch und schürzte beeindruckt die Lippen. »Dich hat es wohl heftig erwischt, wie? Dass du dich einmal für andere opfern würdest, hätte ich nicht gedacht… Schade, du lässt mir keine Wahl.«
Durch den ganzen Raum ging eine Welle der Anspannung - jeder machte sich zum Sprung oder zum Schuss bereit und wartete nur auf ein Zeichen des jeweilig Verantwortlichen, Stewarts oder mir. Ich konzentrierte mich.
Doch Stewart gab den Befehl nicht. »Weiß der Mann deines Herzens denn, dass du seine Frau getötet hast, Elyzea?
«
Diese Aussage kam so unerwartet und schnell, dass ich nicht mehr eingreifen konnte. Ich hatte mit allem gerechnet, mit einer Schießerei, mit einem schlimmen Blutbad - aber nicht damit.
Cross sah mich verwirrt an. »Du - meine Frau? Er lügt, oder?«
Ich antwortete nicht.
»Elyzea, sag mir, dass er lügt. Er will uns entzweien, nicht? Du hättest mir doch längst etwas davon gesagt, wenn…«
Als ich ihm in die Augen sah, verstummte er, und sein Blick wurde kalt; wütend und kalt, als er begriff, dass ich nicht widersprechen würde. Einen Augenblick lang rang er um Worte, dann spannten sich seine Hände, als wolle er mir hier und jetzt an die Gurgel gehen. Doch er beherrschte sich.
»Das werde ich dir nie verzeihen«, sagte er schließlich mit dunkler Wut in der Stimme.
Damit hatte ich ihn verloren. Stewart hatte mit ein paar Worten mehr Schaden angerichtet als eine ganze Armee mit ihren Kugeln. Ich atmete einmal schwer ein und wieder aus. Ich schenkte Cross einen Blick, in den ich all das Bedauern legte, dass ich für ihn und seine Frau empfand. Auch wenn er mich mit nur mühsam unterdrückter Wut anfunkelte, zwinkerte ich ihm mit einem Auge zu - ein Signal, das wir vereinbart hatten -, bevor ich mich wieder Stewart zuwandte. »Weißt du, Stewart, ich bin mir meiner Fähigkeiten durchaus bewusst.«
Er runzelte die Stirn. »Ja und?«
»Ich weiß, dass ich keinen Deut schauspielern kann, selbst wenn mein Leben davon abhängt.« Jetzt war es an mir zu lächeln, doch ich verspürte keine Freude, nur einen grimmigen Freiheitsdrang. »Ich habe mich darauf verlassen, dass du mir kein Wort glaubst. Wichtig ist allein, dass du gekommen bist.«
Dann schloss ich kurz die Augen und griff nach sämtlichen Quellen, die ich bislang am Rande meines Bewusstseins gehalten hatte, und die nur darauf warteten, mir den Kopf zu füllen. Es war so leicht, und ich fand sie alle. Die Fässer mit Treibstoff, die jeweils mit einem Schluck Xenan aufgewertet worden waren, bevor Grange und Chester sie an den Eingängen platziert hatten, vibrierten begierig. Die Patronen, die in den Gewehren und Pistolen sowie in weiteren Magazinen lagen, summten kaum hörbar, die Granaten in Wauzis Granatwerfern hingegen klangen deutlich tiefer. Kaufmanns Explosivmunition besaß die Lautstärke eines singenden Kindes, und der Inhalt des zerschossenen Zylinders, der sich auf dem Boden ergossen hatte und unter den Schuhen von Browder und seinen beiden Leuten klebte, fauchte nur leise. Das Schwierigste war nur, die beiden lautesten Stimmen in meinem Kopf, die gewaltigen Tanks der Raumschiffe, die nahe am Gebäude standen, sowie die aggressiv summende Wespe des Sprengsatzes in meinem Kopf auszublenden, doch es gelang mir.
Dann öffnete ich die Augen, lächelte Stewart an und sagte: »Bumm.«
Cross und seine Leuten reagierten in dem winzigen Moment der Stille nach diesem Losungswort, das ich ihnen eingeschärft hatte, und damit geschahen fünf Dinge beinahe gleichzeitig.
Wauzi warf seinen Granatwerfer auf die beiden gepanzerten Wachleute.
Swift riss ihm den Gurt mit den Mikrogranaten zum Nachladen vom Gürtel und schleuderte ihn auf Browders Gesicht zu.
Chester griff nach Estyxias Arm und versuchte, ihr die Klinge aus der Hand zu winden.
Grange rammte Stewart Kopf und Schulter in den Brustkorb, um ihn zu Boden zu reißen.
Und neben mir zischte Cross in sein Funkgerät: »Winslow, ist der Chip publiziert?«
Dann entfesselte ich die Gewalten, die ich beschworen hatte. Bislang hatte ich immer nur punktgenaue Explosionen verursacht, jetzt breitete sich das Chaos wellenförmig um mich aus, als wäre ich das Epizentrum eines unsichtbaren Bebens.
Zuerst platzten die kleinen Patronen in den Waffen und Magazinen, doch im Vergleich zu den dann folgenden Granaten klangen sie wie Popcorn in der Mikrowelle. Kaufmann schrie, als ihm die
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