Undercover ins Glück
Brille und einen beigefarbenen Trenchcoat trug, räusperte sich. »Sind Sie Jordan Rhodes?«
Sie wusste nicht, ob sie darauf antworten sollte. Aber der Blonde schien ungefährlicher zu sein als der große dunkle Typ. »Das bin ich.«
Er zog eine Marke aus seinem Mantel hervor. »Ich bin Agent Seth Huxley, und das ist Agent Nick McCall. Wir sind vom Federal Bureau of Investigation.«
Sie war überrascht. Das FBI ? Das letzte Mal, dass sie jemanden vom FBI gesehen hatte, war bei Kyles Anklageverlesung gewesen.
»Wir würden mit Ihnen gerne eine Angelegenheit besprechen, die mit Ihrem Bruder zu tun hat«, fuhr der blonde Mann fort. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien es sich um etwas sehr Ernstes zu handeln.
Sofort verkrampfte sich Jordans Magen. Aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Noch.
»Ist Kyle verletzt worden?«, fragte sie. In den vier Monaten, die ihr Bruder nun schon im Gefängnis war, hatte es bereits mehrere Vorfälle gegeben. Offenbar dachten sich ein paar andere Insassen im Metropolitan Correctional Center, dass ein reicher Computerfreak ein leichtes Ziel wäre. Kyle versicherte ihr zwar bei jedem ihrer Besuche, dass er sich behaupten könne, aber seit dem Tag, an dem er seine Haftstrafe angetreten hatte, fürchtete sie sich vor dem Anruf, mit dem man ihr mitteilte, dass er falschgelegen hatte. Und wenn das FBI während eines Schneesturms zwei Agenten in ihren Laden schickte, konnte das, was sie ihr zu sagen hatten, nicht gut sein.
Nun sprach der dunkelhaarige Mann zum ersten Mal. Seine Stimme war tief, doch weicher, als Jordan erwartet hatte.
»Ihrem Bruder geht es gut. Jedenfalls soweit wir wissen.«
Jordan legte den Kopf schief. Was für eine seltsame Antwort. »Soweit Sie wissen? Sie lassen es so klingen, als ob er vermisst wird oder so etwas.« Sie überlegte kurz und verschränkte die Arme vor der Brust. Oh … nein. »Bitte sagen Sie mir nicht, dass er geflohen ist.«
Kyle war doch nicht so dumm. Nun ja, einmal war er so dumm gewesen, und es hatte ihn ins Gefängnis gebracht, aber er würde bestimmt kein zweites Mal so dumm sein. Darum hatte er sich ja schuldig bekannt, anstatt eine Verhandlung anzustreben. Er hatte für seinen Fehler geradestehen und die Konsequenzen akzeptieren wollen.
Sie kannte ihren Bruder besser als sonst jemand. Es stimmte, er war ein technisches Genie, und angenommen, dass es einen Computer in Reichweite der Häftlinge gab, hätte er wahrscheinlich einen Code oder Virus oder sonst etwas hochladen können, der die Zellentüren öffnete und die Gefangenen in einer wilden Stampede freiließ. Aber das würde Kyle nicht tun. Hoffte sie.
»Geflohen? Wie interessant.« Agent McCall musterte sie. »Gibt es etwas, das Sie uns sagen möchten, Ms Rhodes?«
Etwas an diesem Special Agent ging ihr gehörig gegen den Strich. Sie hatte das Gefühl, einem Gegner mit einem Royal Flush bei einer Partie Poker gegenüberzusitzen, von der sie nicht mal gewusst hatte, dass sie sie spielte. Und sie war gerade nicht in der Stimmung, mit dem FBI Spielchen zu spielen. Oder überhaupt jemals. Sie hatten ihrem Bruder die Höchststrafe verpasst, ihn im MCC eingeschlossen und behandelten ihn wie eine Bedrohung für die Gesellschaft. Und zwar für etwas, das ihrer voreingenommenen Meinung nach einfach nur ein dämlicher Fehler gewesen war. Von jemandem ohne Vorstrafenregister, wie sie gerne betonte. Es war ja nicht so, dass Kyle jemanden umgebracht hätte, um Himmels willen. Er hatte lediglich ein bisschen Panik und Chaos verbreitet. Unter etwa fünfzig Millionen Menschen.
»Sie sagten, es gehe um meinen Bruder. Wie kann ich Ihnen helfen, Agent McCall?«
»Leider bin ich nicht befugt, Ihnen die Einzelheiten hier mitzuteilen. Agent Huxley und ich würden es vorziehen, dieses Gespräch an einem sicheren Ort fortzuführen. Im FBI -Büro.«
Und sie würde es vorziehen, dieses Gespräch mit dem FBI gar nicht fortzuführen, und hätte das auch gesagt, wenn sie ihr nicht mit dieser Sache über Kyle vor dem Gesicht herumgewedelt hätten. »Ich bin sicher, dass der Chardonnay das, was Sie zu sagen haben, für sich behalten wird.«
»Ich vertraue Chardonnay niemals«, erwiderte Agent McCall.
»Und ich vertraue dem FBI nicht.«
Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft. Eine Pattsituation. Agent Huxley griff ein. »Ich verstehe Ihr Zögern, Ms Rhodes, aber wie Agent McCall schon angedeutet hat, handelt es sich um eine vertrauliche Angelegenheit. Draußen steht unser Wagen, und wir
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