Undercover ins Glück
aufkam. Sie ließ es sich gefallen, weil sie Martin mochte. Aber mit Ausnahme von ihm und ein paar engen Freunden vermied sie es für gewöhnlich, mit anderen über ihre Finanzen zu sprechen.
Aber es war schließlich kein Geheimnis: Ihr Vater war reich. Okay, außergewöhnlich reich. Sie war jedoch nicht mit Geld aufgewachsen. Es war etwas, in das ihre Familie hineingestolpert war. Ihr Vater war im Grunde genauso ein Computerfreak wie ihr Bruder. Seine Karriere war eine dieser Erfolgsgeschichten, die Forbes und die Newsweek gerne aufs Titelbild packten. Nach seinem Masterabschluss in Computerwissenschaften an der University of Illinois war Grey Rhodes auf die Kellogg Business School der Northwestern University gegangen. Danach hatte er in Chicago seine eigene Firma gegründet und ein Antivirenprogramm entwickelt, das weltweit wie eine Bombe eingeschlagen war. Innerhalb von zwei Jahren nach seiner Veröffentlichung wurde jeder dritte Computer in Amerika von Rhodes Antivirenprogramm geschützt (eine Tatsache, die ihr Vater in jedem Interview erwähnte). Und dann war das Geld gekommen. Eine Menge davon.
Jordan wusste, dass die Öffentlichkeit angesichts des finanziellen Erfolgs ihres Vaters bestimmte Vorstellungen von ihrem Lebensstil hatte. Einige dieser Vorstellungen trafen zu, andere nicht. Als ihr Vater seine erste Million verdient hatte, waren Richtlinien geschaffen worden, und die wichtigste bestand darin, dass sich Jordan und ihr Bruder Kyle ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen sollten, genau wie er es getan hatte. Als Erwachsene waren die Geschwister finanziell vollkommen unabhängig von ihrem Vater. Sie hätten es auch gar nicht anders gewollt. Andererseits war ihr Vater für seine extravaganten Geschenke bekannt, besonders seit ihre Mutter vor neun Jahren gestorben war. Ein gutes Beispiel dafür war der Maserati Quattroporte, der in Jordans Garage stand. Dabei handelte es sich wahrscheinlich nicht um das typische Geschenk zum Studienabschluss.
»Wir hatten diese Unterhaltung doch schon mal, Martin. Es ist das Geld meines Vaters, nicht meines.« Jordan wischte den Staub der Weinflaschen an ihren Händen mit einem Handtuch ab, das zu diesem Zweck unter dem Tresen hing. »Das hier gehört mir.« In ihrer Stimme lag eindeutig Stolz. Sie war die alleinige Besitzerin des DeVine Cellars , und das Geschäft lief richtig gut. Tatsächlich lief es noch viel besser, als sie es in ihrem Zehnjahresplan prognostiziert hatte. Natürlich war sie noch weit von den eins Komma zwei Milliarden Dollar entfernt, die ihr Vater wert sein könnte oder auch nicht (sie machte niemals konkrete Angaben zu seinem Vermögen), aber sie verdiente prächtig. Genug, um ein über dreihundertsiebzig Quadratmeter großes Haus in der gehobenen Nachbarschaft von Lincoln Park zu bezahlen, auf Reisen in teuren Hotels übernachten zu können und dann immer noch jede Menge Kohle übrig zu haben, um sich tolle Schuhe zu leisten. Mehr konnte sich eine Frau nicht wünschen.
»Vielleicht. Aber du kommst trotzdem in jedes Restaurant, in das du willst«, beharrte Martin.
»Das stimmt wohl im Großen und Ganzen. Auch wenn ich bezahlen muss, falls du dich dadurch besser fühlst.«
Martin schnaubte. »Ein wenig. Und, wirst du es tun?«
»Werde ich was tun?«, fragte Jordan.
»Mit Cal Kittredge ausgehen.«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.« Sie hatte noch nicht entschieden, ob er zu charmant war oder nicht. Aber er kannte sich mit Essen und Wein aus und er kochte . Damit war er für sie praktisch ein Renaissancemensch.
»Ich denke, du solltest Kittredge eine Weile hinhalten«, dachte Martin laut nach. »Lass ihn noch ein paarmal wiederkommen, bevor du zusagst. Vielleicht kauft er dann noch ein paar Kisten mehr.«
»Tolle Idee. Vielleicht sollten wir Bonuskarten austeilen«, schlug Jordan vor. »Sechs Einkäufe und man bekommt eine Verabredung mit der Besitzerin, so etwas in der Art.«
»Ich bemerke einen gewissen Sarkasmus«, erwiderte Martin. »Aber die Idee mit der Bonuskarte ist gar nicht schlecht.«
»Wir könnten ja dich als Prämie aussetzen«, sagte Jordan.
Martin seufzte und lehnte sich gegen den Tresen. Die Fliege, die er heute trug, war rot, was, wie Jordan fand, sehr gut zu seinem dunkelbraunen Tweedjackett passte.
»Traurigerweise werde ich nicht ausreichend gewürdigt«, sagte er schicksalsergeben. »Ich bin ein leichter Pinot in einer Welt voller großer, kühner Cabernets.«
Jordan legte ihm mitfühlend eine Hand auf die
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