Undercover ins Glück
vier Flaschen in eine Tüte. »Ich kann mich nicht beklagen.« Tatsächlich konnte sie sich beklagen – über diverse Dinge – , aber das würde sie nicht. Jedenfalls nicht vor ihren Kunden.
Die Magen-Darm-Grippe hatte DeVine Cellars erwischt.
Ihre beiden Fachverkäufer waren seit Montag krankgemeldet, und das bedeutete, dass sie und Martin alle Schichten unter sich aufteilen mussten. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, aber sie hatte an diesem Morgen wie gewöhnlich Kyle besucht, also hatte Martin den Laden aufgemacht, und sie musste die Abendschicht – bei Weitem die geschäftigste Zeit – alleine übernehmen. Daher war sie nun seit halb sechs fast ununterbrochen herumgerannt, hatte nichts gegessen und nicht einmal die Gelegenheit gehabt, zur Toilette zu gehen, und war alles in allem ziemlich schlecht gelaunt.
Aber bloß nicht vor den Kunden.
Sie setzte ein neues falsches Lächeln auf, während sie um den Tresen herumging und Richtung Hinterzimmer marschierte. Es sah so aus, als wären alle für die nächsten dreißig Sekunden zufrieden, also war das ihre Chance, mal auf die Toilette zu verschwinden.
Die Klingel an der Eingangstür bimmelte.
So ein Mist.
Wenn noch ein verdammter Kunde durch diese verdammte Tür kam, bevor sie ihre Blase erleichtert hatte, würde jemand einen Korkenzieher in den …
Sie eilte um die Ecke, um nach der Tür zu sehen, und stieß gegen einen großen, muskulösen Körper.
Nick.
Er fing sie mit den Armen auf. »Hoppla. Da hat mich wohl jemand vermisst«, sagte er in neckendem Tonfall.
Jordan sah ihn flehend an. »Bitte hilf mir.«
Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Du brauchst mir nur zu sagen, wie.«
»Oh, danke.« Jordan legte ihre Hände auf Nicks Hüften und drehte ihn herum, damit er den Laden überblicken konnte. »Bleib hier stehen. Pass auf, dass niemand etwas stiehlt oder sich heimlich ein Glas Wein einschenkt.« Sie ging einen Schritt in Richtung Flur, blieb dann aber noch einmal stehen und schaute über ihre Schulter. »Und nichts anfassen.« Sie lief zum Badezimmer, bevor ihre Augäpfel gelb werden und aus ihrem Schädel fließen konnten.
Als sie zurückkehrte, stand Nick immer noch auf seinem Posten.
Er deutete auf die Tür. »Ist es in Ordnung, dass diese beiden Typen mit einer Sackkarre reingekommen sind und ein paar Kisten Wein mitgenommen haben? Sie haben nur das rosafarbene Zeug aufgeladen, also dachte ich, das wird schon nicht so schlimm sein.«
»Ha, ha.« Schnell flitzte Jordan wieder hinter den Tresen. »Danke fürs Aufpassen. Was machst du überhaupt hier?« Dann fiel ihr ein, dass sie nicht allein waren. »Äh, ich meine, was für eine angenehme Überraschung. Liebling .«
Nick zuckte mit den Schultern. »Ich musste heute länger arbeiten und wollte gerade nach Hause fahren, als mich der plötzliche Wunsch überkam, meine Freundin zu sehen.«
Das bedeutet, dass er verfolgt wurde , schätzte Jordan. »In zwanzig Minuten mache ich den Laden dicht. Danach könnten wir was essen gehen.«
Nick sah auf seine Uhr. »Du hast noch nicht zu Abend gegessen? Es ist bestimmt halb zehn, bis du hier raus bist.«
Sie warf ihm ein charmantes Lächeln zu. »Höchstens zwanzig nach neun, wenn mir mein Schatz beim Aufräumen hilft.« Sie sah, wie sich ein Kunde dem Tresen näherte, und ließ Nick allein vor sich hinbrummeln.
Ein paar Minuten später, als sie wieder etwas Luft hatte, bemerkte sie, dass er fort war. Sie sah sich im Laden um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Doch sie hatte keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren, bis der letzte Kunde den Laden verlassen hatte.
Mit einer schwungvollen Geste schloss Jordan die Tür ab. Sie hatte überlebt.
Nichts gegen ihre wundervollen Kunden, die sie über alles schätzte, aber sie hatte schon gedacht, sie würden niemals verschwinden. Sie ließ die Jalousie des Schaufensters herunter und sah sich im Laden um.
Es war eine Katastrophe.
Plötzlich hörte sie ein Klopfen an der Tür. Während sie hinging, bereitete sie sich schon einmal darauf vor, der Person, die dort stand, zu sagen, dass der Laden bereits geschlossen hatte. Stattdessen sah sie Nick durch das Glas. Sie schloss auf und ließ ihn herein.
Er grummelte immer noch vor sich hin. »Du bist ohnehin schon so dürr«, sagte er ungehalten. »Wenn meine Mutter dich sehen könnte, würde sie dich an den Küchentisch fesseln und dich eine Woche lang mit Lasagne mästen.« Er hielt zwei Tüten von Portillo’s hoch. »Ich wusste nicht, ob
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