Undercover ins Glück
und all das.«
Nick deutete auf seinen Wagen. »Stimmt. Und ich muss nach Hause. Für meinen Tarnjob morgen sollte ich frisch und ausgeruht sein.«
»Na dann.«
»Ja.«
Keiner von beiden bewegte sich.
»Dann bis bald«, sagte Jordan. Sie wandte sich zur Tür um – wenn auch nur, damit ihre Füße nicht einfroren.
Nick ergriff ihre Hand. »Jordan.«
Er sagte ihren Namen so leise, dass sie es überhört hätte, wäre es nicht so still gewesen. Als sie sich wieder herumdrehte, blickten seine Augen in ihre, als ob sie etwas suchen würden.
Dann war der Moment plötzlich vorbei. Er nickte ihr kurz zu. Sein Gesichtsausdruck wirkte wieder verschlossen. »Ich ruf dich an.« Er ließ ihre Hand los und ging die Stufen herunter, ohne sich umzudrehen.
20
Am nächsten Morgen verbrachte Jordan die erste Stunde im Laden damit, Inventur zu machen und Bestellungen für den nächsten Monat aufzugeben. Sie würde am Freitag nach Napa Valley fliegen, eine Reise, die sie schon vor Monaten geplant hatte. Während sie im Allgemeinen versuchte, das Weinanbaugebiet drei- bis viermal im Jahr beruflich zu besuchen, freute sie sich auf diesen Ausflug ganz besonders. Sie hatte einen Termin in einer neuen Winzerei, deren Debüt-Cabernet sie für ihren Weinclub in Betracht zog.
Außerdem musste sie mal ein Wochenende raus aus Chicago, weg vom FBI , verdeckten Ermittlungen und dem ganzen Kram. Ein paar Tage allein würden ihr guttun und ihren Kopf frei machen. Und vielleicht würde sie dann auch aufhören, darüber nachzudenken, ob Nick sie am Abend zuvor hatte küssen wollen.
Irgendwie waren in ihrem Kopf die Grenzen dafür, was in ihrer Situation echt und was nur vorgetäuscht war, verschwommen. Aber wenn es eine echte Verabredung gewesen wäre, hätte er sie geküsst, anstatt sie mit einem »Ich ruf dich an« abzuspeisen und stehen zu lassen. Und doch war sie hier und dachte über ihn nach.
Jordan schüttelte den Kopf und zwang sich dazu, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Um die Extraschichten zu kompensieren, die ihre Angestellten schieben mussten, während sie in Napa war, hatte sie es so eingerichtet, dass sie den Laden morgens öffnete und abends wieder schloss. Glücklicherweise ging es Andrea besser, und sie würde um eins dazukommen. So musste Jordan die Abendschicht nicht wieder allein bestreiten.
Nachdem sie die Bestellungen aufgegeben hatte, postete sie auf der Facebook-Seite des Ladens etwas über das Angebot, das am Wochenende laufen würde: Wer drei Rotweine kaufte, den vierten für die Hälfte. Dann wandte sie sich ihrer Lieblingsaufgabe zu: Rechnungen bezahlen. Als sie die Gasrechnung sah, verzog sie schmerzerfüllt das Gesicht. Nicht zu fassen, wie viel es kostete, einen großen Laden im Winter warm zu halten. Offenbar dachten die Leute von den Gaswerken, dass ihr eine halbe Milliarde Dollar zur Verfügung stand.
Ein kleiner Erbinnenscherz.
Kurz vor Mittag erklang die Türklingel, als der erste Kunde des Tages hereinkam. Jordan sah vom Tresen auf und lächelte die Frau an, eine attraktive Brünette, die eine Fleecejacke und eine Yogahose trug, die ihre Kurven betonte.
Entweder war sie auf dem Weg ins oder auf dem Rückweg vom Fitnessstudio, schätzte Jordan. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Die Frau schien einen Moment lang über diese Frage nachzudenken. »Ich schau mich erst mal um.« Dann ließ sie den Blick durch den Laden schweifen, als würde sie feststellen wollen, ob sonst noch jemand da war.
Jordan fragte sich, ob Martin endlich eine Frau gefunden hatte, die einen leichten, Fliege tragenden Pinot zu schätzen wusste. »Lassen Sie sich Zeit. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich einfach an mich.«
Die Frau hielt inne. »Ach, was soll’s. Ich habe eine Frage.« Sie marschierte zum Tresen. »Ist das zwischen Ihnen und Nick was Ernstes?«
Diese vollkommen unerwartete Frage überrumpelte Jordan. »Wie bitte?«
»Nick McCall. Ist es was Ernstes zwischen Ihnen?«
Jordan brauchte einen Moment, um ihre Worte sorgfältig abzuwägen. »Ich kenne einen Nick Stanton, aber keinen Nick McCall.« Sie betrachtete die Frau genauer. »Verzeihung, ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«
»Lisa. Und der Name des Typen, der gestern Abend in Ihrem Laden war, ist Nick McCall. Glauben Sie mir, ich weiß es. Ich kenne Nick sehr gut.«
Es mochte nicht die vernünftigste Reaktion sein, aber so langsam ging Jordan diese Unterhaltung gehörig gegen den Strich. »Wenn Sie Nick so gut kennen, warum müssen Sie
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