Undercover Lover
hoffte, der Schmerz in ihrem Innern würde dadurch endlich vergehen.
„Es tut mir so leid!“
Nevin erstarrte in ihren Armen bei diesen Worten. Langsam hob er seinen Kopf, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie wusste, was sie ihm angetan hatte. Er hatte ihr von seiner Angst erzählt, die Kontrolle völlig zu verlieren, weil er nicht wusste, wie weit er dann gehen würde. Sie hatte ihn dazu gebracht, sich zu vergessen, und nun schämte sie sich dafür.
„Ich bin egoistisch und …“
„Shhh. Schon gut.“
Er küsste sie, doch es linderte nicht das schlechte Gewissen. Er wollte ein Freund für sie sein, doch sie hatte ihn dazu gedrängt, wissend, wie schlecht er sich hinterher fühlen würde. Kaylin kannte seine dunklen Seiten, wusste von seinen tief schlummernden Fantasien, die sie teilte. Darüber zu reden, als Freunde, intime Freunde, war erregend, doch sie hatte die Grenze diesmal deutlich überschritten. Auch wenn es das war, was sie gebraucht hatte, gab ihr das nicht das Recht, ihn für ihre Zwecke zu benutzen.
„Shhh. Es ist okay.“
Nevin betrachte sie zärtlich, rieb ihre Tränen mit den Daumenkuppen von ihren Schläfen. Kaylin konnte nicht anders, sie lächelte und bewegte ihre Hüften unter ihm. Sein Geschlecht steckte noch in ihr, und die sanften Wellenbewegungen ihrer intimen Muskeln erregten ihn erneut. Mit festem Blick in ihre Augen spannte Nevin sich an und folgte ihrem sachten Rhythmus. Kaylin sah ihn an, spürte, wie ihr Herz zu zerspringen drohte.
„Ich …“
Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich selbst bremsen. Über Liebe zu sprechen hatten sie immer vermieden, und sie war sich nicht sicher, ob es nur die Trauer war, die sie so intensiv für ihn empfinden ließ. Kaylin zog Nevin am Nacken zu sich hinunter, presste ihre Lippen fest auf seinen Mund und hörte nicht auf, ihn zu küssen, bis die sanfte Art, wie sie sich liebten, ihren Körper mit dem nächsten Orgasmus erschütterte.
Nevin zog sich auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer an und fand dort Tara zusammengerollt schlafend auf dem Sofa. Sie musste die Wohnung betreten haben, ohne dass Kaylin oder er es gemerkt hatten. Die roten Ränder unter den Augen der rotblonden Irin zeugten davon, dass sie viel geweint hatte. Der Schlaf schien wie eine Erlösung für sie zu sein. Nevin griff nach der Wolldecke, die über dem Sessel hing, und breitete sie über Tara aus. Sanft streichelte er der Köchin über den Kopf. Auch für sie war Erics Tod ein Schock gewesen.
Leise verließ er Kaylins Apartment und fuhr mit dem Lift hinunter. Nachdem er die Straße überquert und seinen Wagen in der Sackgasse, wo er ihn sicherheitshalber geparkt hatte, erreicht hatte, meldete sich sein Handy.
„Wo zum Teufel steckst du? Ich warte seit Ewigkeiten auf dich.“
Sein Partner klang angesäuert, und Nevin konnte es verstehen.
„Bin gleich da.“
Er fuhr zu dem verlassenen Lagerhaus, dem Treffpunkt, den sie ausgemacht hatten. Während der Einsätze gab es keinerlei Kontakt zu den Kollegen, bis auf den Supervisor der Aktion und die Treffpunkte änderten sich stetig. Jason Wong erwartete ihn mit den Händen in die Seiten gestemmt und fixierte Nevin, zuerst ohne ein Wort zu sagen. Der großgewachsene Halbjapaner schüttelte den Kopf. Nevin hob die Hände, bevor er mit seiner Moralpredigt über Pünktlichkeit beginnen konnte. Doch Jason verzog verärgert sein Gesicht.
„Vergiss es, Seymoore, du wirst mir jetzt gut zuhören. Wir haben zu lange und zu hart dafür gearbeitet, dass du jetzt alles riskierst. Was denkst du dir eigentlich dabei, dich in diese Mordsache einzumischen? Du riskierst damit, dass deine Tarnung auffliegt. Bist du von allen guten Geistern verlassen? Der Delany-Mordfall hat nichts mit unserem Job zu tun. Halt dich da raus, und lass die Jungs ihre Arbeit machen.“
Nevin schnaubte abfällig.
„Waters und Williams? Die beiden sind Stümper, und das weißt du.“
„Es ist nicht deine Aufgabe, den Mord am Bruder deiner kleinen Bettgefährtin aufzuklären.“
„Hey!“
„Schon gut, tut mir leid. Aber versteh mich bitte auch. Wir sind nicht nur Partner, wir sind wie Brüder, und dieser Job ist verdammt gefährlich. Ein falscher Schritt, ein falsches Wort und du bist tot.“
Nevin sah die Besorgnis in den Augen seines Partners und nickte. Er hatte recht, mit seiner Einmischung riskierte er verdammt viel.
Jason kam auf ihn zu, legte ihm beide Hände auf die Schultern und sah ihm direkt ins Gesicht.
„Ich muss dir deinen Job nicht
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