Undercover Lover
Essen aus der Hand. Das Porzellan zersprang auf dem Boden, und das Irish Stew richtete eine Sauerei an.
„Mist, sorry, Tara!“
Auch die Köchin starrte die zwei gorillaähnlichen Männer an, die sich der Theke näherten. Kaylin spürte, dass das nicht gut enden würde, setzte jedoch ihr Gastgeberlächeln auf und nickt den beiden zu.
„Guten Abend, willkommen im Tristans . Was kann ich Ihnen Gutes tun?“
Mit aufgesetzt freundlicher Mimik sah sie die Männer abwechselnd an. Breite, braun gebrannte Pranken legten sich auf die blank polierte Theke, und als einer der Kerle sich vorbeugte, entblößte er eine winzige Lücke zwischen den Schneidezähnen.
„Bist du die Besitzerin?“
„Ich bin Kaylin Delany.“
Noch immer rang sie innerlich dagegen an, nicht in Panik auszubrechen. Die Männer wirkten unheimlich und bösartig.
„Mein Boss hat ein großes Problem, Schätzchen.“
Kaylin sah aus dem Augenwinkel zu, wie sich hinter dem Gorilla Lenny leise in eine Ecke des Gastraumes verkroch und sein Handy aus der Schürze zog. Um nicht die Aufmerksamkeit auf den Schotten zu lenken, blickte sie dem Mann erneut direkt ins Gesicht.
„Und Sie sind hier, um das zu klären?“
„Ganz genau, Herzchen.“
„Nun, ich bin weder Ihr Schätzchen noch bin ich ein Herzchen. Was für ein Problem auch immer Ihr Boss haben sollte, ich denke, Sie haben sich in der Adresse geirrt.“
Während der andere Typ sich am Eingang postierte und sich dort noch breiter machte, lehnte sich der Mann mit der Zahnlücke weiter über die Theke und schob seine Sonnenbrille ein Stück den Nasenrücken hinab. Es sollte wohl wie eine lässige Geste wirken. Kaylin fand es einfach nur albern und unterdrückte den Wunsch, ihn auszulachen, auch wenn es mehr aus aufsteigender Hysterie geschehen würde. Seine kräftigen Muskeln zuckten unter der Anzugjacke und mahnten sie, nichts Falsches zu tun. Sein höhnisch grinsendes Gesicht sprach Bände. Der Kerl würde nicht zögern, die Bar zu Kleinholz zu verarbeiten.
„Baby, du bist wirklich hübsch, und damit das so bleibt, würde ich vorschlagen, dass du mir jetzt ganz genau zuhörst.“
Kaylin blickte über seine Schulter hinweg zu Lenny, der in einem unbeobachteten Moment seinen Daumen kurz anhob. Die Polizei war auf dem Weg. Sie nickte.
„Okay, ich höre.“
„Dein Bruder schuldet meinem Boss eine Menge Zaster. Pokern war wohl nicht ganz sein Ding, aber er konnte es ja nicht lassen, mit den großen Jungs spielen zu wollen.“
„Er ist tot.“
„Das ist mir durchaus bewusst. Ich sehe vielleicht deiner Meinung nicht so aus, aber ich lese Zeitung. Den Tod deines Bruders bedauere ich sehr. Du hast mein tiefstes Mitgefühl.“
Sein Lächeln sagte etwas anderes.
„Auch mein Boss bedauert sein Ableben, allerdings ändert es nichts an der Tatsache, dass du uns jetzt das Geld schuldest.“
Ihre Augen weiteten sich.
„Bevor du Einwände erhebst … Ich und mein Freund werden Ende der Woche wiederkommen. Ich erwarte von dir fünfzigtausend Dollar, cash.“
Kaylin überkreuzte die Arme vor der Brust und starrte ihn an.
„Und wenn ich das Geld nicht habe?“
Seine Hand schoss vor und umschloss ihr Kinn. Gläser flogen von der Spüle, als er sie dicht zu sich zog und sie fast den Boden unter den Füßen verlor. Sein Griff an ihr Gesicht schmerzte, und sie wimmerte gequält auf.
„Es gibt viele Methoden, die ich anwenden kann, damit du mir das Geld freiwillig übergibst. Ich weiß, wie sehr du an dieser Bude hängst. Deine Angestellten lieben es, hier zu arbeiten. Ebenso ist mir bekannt, wann du nachts die Bar abschließt.“
Der Mann leckte sich über die Lippen und musterte sie eindringlich.
„Es würde dir nicht gefallen, was ich mit dir anstellen kann.“
Wo zum Teufel waren Waters und Williams, wenn sie gebraucht wurden? In der Ferne heulte eine Sirene auf. Der Kopf des Mannes wandte sich wütend um. Er betrachtete die verängstigen Gäste, schließlich blieb sein Blick an Lenny hängen, der sein Handy noch in der Hand hielt. Mit wenigen Schritten überbrückte der Typ die Distanz, packte den Schotten am Kragen. Brüllend hieb Lenny auf den Muskelberg ein, traf ihn hart im Gesicht, doch der wütende Blick des Mannes sagte ihm ohne Worte, welcher Fehler das gewesen war. Mit einem Fausthieb streckte der Geldeintreiber Lenny nieder, kniete sich zu ihm hinab und drosch weiterhin auf ihn ein, bis er regungslos am Boden liegen blieb. Kaylin erschauderte. Der Typ erhob sich, wischte die
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