Undercover Lover
Stirn.
„Ich wollte dich nicht so weit treiben. Ich habe nicht nachgedacht.“
„Lass es gut sein, Kay. Es ist passiert, und solange wir beide damit umgehen können, ist alles gut.“
Er hatte gehofft, dass sie sich nicht zu viele Gedanken darüber machen würde, wusste es allerdings besser. Dafür kannte er sie zu gut.
„Ich hätte auch Nein sagen können.“
„Hättest du?“
Sie sah ihn lächelnd an, und ihre rechte Augenbraue zuckte empor. Nevin schüttelte den Kopf.
„Du hast recht, ich hatte keine Chance.“
Er beobachtete, wie sie ständig an ihrem rechten Mittelfinger rieb. Er nahm ihre Hand, betrachtete die helle Linie an ihren sonst gebräunten Fingern.
„Wo ist dein Ring?“
Seufzend löste sie sich von ihm und griff nach der Weinflasche.
„Verkauft.“
Bevor er fragen konnte, erzählte sie ihm von ihrem ganzen Tag, von all den verdammten Dingen, die auf einmal wie ein Kartenhaus über ihr zusammengefallen waren. Ihr nüchterner Tonfall schien sie selbst zu überraschen.
„Es ist nur ein Ring, auch wenn er mir viel bedeutet hat. Der Händler wollte mich noch übers Ohr hauen. Er sagte, die Gravierungen in Großmutters Ring würden den Preis drücken. Ich hab ihm Prügel angedroht, falls er weiter versucht, mich zu verarschen.“
Nevin lachte freudlos auf, denn die Vorstellung wie diese kleine zierliche Irin drohend vor dem Schmuckhändler stand, wirkte amüsant. Der Grund jedoch war weniger zum Lachen. Kaylin liebte diesen Ring, nahm ihn niemals von ihrem Finger und ihn jetzt nicht mehr dort sehen zu können, wohin er gehörte, machte ihn nachdenklich. Sie wirkte dennoch fröhlich, auch wenn er wusste, wie schwer ihr diese Trennung gefallen sein musste.
„Das nächste Mal wird er sich zweimal überlegen, eine Irin aufs Kreuz legen zu wollen.“
„Ja, das wird er wohl.“
Sie trank einen Schluck, stopfte den Korken wieder in die Öffnung und stellte die Flasche auf den Boden. Nevins Blick haftete noch immer auf ihrem ringlosen Finger.
„Wenn du Geld brauchst …“
Vehement schüttelte Kaylin den Kopf.
„Nein, es wird schon gehen. Das Geld für die Ringe wird uns eine Weile über Wasser halten, bis ich einen anderen Weg gefunden habe. Ich will kein Geld von dir.“
„Ich habe einige Ersparnisse, und ich würde es gern tun. Ich weiß, wie viel dir die Bar bedeutet.“
„Danke, aber nein!“
Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und knurrte leise.
„Ich bin so wütend auf ihn, und gleichzeitig fühle ich mich mies deswegen. Ich möchte ihn anschreien und auf ihn eindreschen, weil er nichts gesagt hat. Aber Tote kann man nicht schlagen, und ich hasse es, wütend auf ihn zu sein. Oh Gott, das klingt verrückt, oder?“
„Nein, das klingt sehr normal.“
Nevin lächelte aufmunternd, auch wenn er in Gedanken bereits seit seiner Ankunft mit sich rang. In Wirklichkeit war er nicht nur wegen eines freundschaftlichen Abendessens auf dem Dach hergekommen.
„Ich muss für einige Tage weg. Der Fall, an dem ich arbeite, wird mir kaum Zeit lassen.“
Kaylin nickte, den Blick auf die Stadt gerichtet, und plötzlich lachte sie auf.
„Ich kenne alle deine intimsten Fantasien. Du hast mir sogar von den peinlichsten Jugendsünden erzählt. Wie kommt es, dass ich überhaupt nichts über deinen Job weiß?“
Ihr Gesicht wandte sich ihm zu, und sie sah ihn fragend an.
„Du bist Polizist, aber welche Abteilung? Was genau machst du?“
Nevin rieb sich über die Bartstoppeln und lehnte seine Ellbogen entspannt auf seinen Schenkel. Das Schweigen war nicht unangenehm, dennoch erwartete sie eine Antwort.
„Ich würde dir gerne mehr darüber erzählen, aber ich kann nicht.“
Wissend, dass diese Antwort ihre Neugier nur noch mehr schüren würde, seufzte Nevin. Sie schmunzelte ihn an.
„Kannst du nicht oder willst du nicht?“
„Ich darf nicht, trifft es besser. Ich arbeite in einer Sondereinheit.“
„Sniper?“
„Du meinst die Scharfschützen? Nein. Ich bin zwar der beste Schütze meiner Einheit, aber zum Sniper hat es bei mir dann doch nicht gereicht. Ich steh auf klein und handlich.“
Mit den Worten klopfte er sich unter die Brust. Seine Lederjacke verbarg das Schulterholster mit seiner Dienstwaffe, die er stets bei sich trug..
„Dann bist du ein …“
Der Satz klang eher wie eine Frage, und sie hob dabei die Augenbrauen, wohl in der Hoffnung, er würde den Satz mit einer Antwort beenden. Doch Nevin schüttelte den Kopf.
„Kay, bitte frag nicht weiter. Ich darf
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