Undercover Lover
dir nichts erzählen. Es ist nicht nur wegen der Vorschriften, es ist zu deiner eigenen Sicherheit.“
„Wow.“
Sie sank mit dem Rücken zurück gegen die Lehne. Die Neugier brannte in ihrem Innern, das konnte er ihr deutlich ansehen. Natürlich musste das für sie gefährlich, atemberaubend und mysteriös klingen, was hatte er anderes erwartet? Er griff nach der Flasche.
„Eigentlich dürfte ich nicht einmal hier sein.“
Kaylin wusste nicht, was er aufs Spiel setzte, um hier bei ihr zu sein. Aber sie war wie ein Anker in diesem verfluchten Job. Sie war echt, die Realität und Balsam für all die Dinge, denen er tagtäglich draußen begegnete. Undercover zu arbeiten, war nicht nur lebensgefährlich, es war verdammt nah am Abgrund. Nicht wenige seiner Kollegen wurden selbst kriminell. Das schnelle Geld und der rasante, berauschende Lebensstil ihrer Observationsobjekte war verführerisch. Undercover-Polizisten wie er, waren wie Schafe im Wolfspelz, standen mit einem Bein selbst im Knast, während sie versuchten, gesetzestreu die großen Haie aus dem Untergrund zu fischen. Nevin hatte schon viel gesehen, zu viel, um nicht selbst hart zu werden. Kaylin hielt ihn im Hier und Jetzt. Jeder Augenblick, den er mit ihr teilte, gab ihm die Kraft für seinen Job, gab ihm einen Grund dafür, warum er es tat.
„Alles okay? Du siehst aus, als grübelst du über etwas Gruseliges nach.“
Er wischte sich seufzend mit beiden Händen über das Gesicht.
„Ich liebe diese lauen Nächte. Es ist so friedlich hier oben.“
„Ja … das ist es wirklich.“
Für eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und selbst diese Stille zwischen ihnen war angenehm, vertraut und intim. Nevin liebte diese ruhigen Momente mit ihr. Sie gaben ihm das Gefühl, alles wäre gut, es gäbe nichts, worüber man sich Sorgen machen musste und die Welt war perfekt. Natürlich wusste er es besser, aber dennoch würde er diese Augenblicke für nichts in der Welt eintauschen wollen.
Er brachte sie zurück zu ihrer Wohnung und lehnte sich gegen den Türrahmen.
„Wenn etwas ist, du hast meine Handynummer, und über E-Mail bin ich ebenfalls erreichbar.“
Sonst war er nie so besorgt und wusste doch, dass er es nicht extra erwähnen musste. Sie nickte und lächelte ihn an. Ihr Anblick ließ ihn für einen Moment erstarren. Ihn befiel dieses übermächtige Verlangen, sie an sich zu ziehen, leidenschaftlich zu küssen und nie wieder loszulassen. Es fühlte sich an wie ein Abschied, und das gefiel ihm nicht. Dennoch gab er dem Drang nicht nach und lächelte, als Kaylin ihm den Zeigefinger gegen die Brust bohrte.
„Pass auf dich auf, Bulle.“
Er hob amüsiert die rechte Augenbraue und wandte sich zum Gehen um.
„Und vergiss nicht, ordentlich zu essen.“
Kaylin rollte mit den Augen, das wusste er.
„Ich weiß, was du gerade mit deinen Augen machst. Lass das, Frau.“
Sie lachte. Nevin drehte sich nicht noch einmal um, hob aber zum Abschied seine Hand und spürte ihren Blick in seinem Rücken. Erst als er hinter der Treppenbiegung verschwand, hörte er, wie sie die Tür hinter sich schloss.
Kapitel 6
Im Tristans lief alles wie immer. Die Gäste strömten in den Gastraum, genossen Taras irische Küche, und die Stammgäste tranken an der Bar. Manchmal blickte Kaylin aus alter Gewohnheit zur Eingangstür, hoffte, dass Eric mit seinem Gewinnerlächeln hereinkommen würde. Natürlich geschah das nicht, und jeden Tag wurde sie daran erinnert. Viele langjährige Bargäste sprachen über ihn, prosteten der Urne hinter der Theke wehmütig zu und ihre Beileidsbekundungen rissen nicht ab. Alles in dieser Bar erinnerte an ihn, dennoch riss Kaylin sich zusammen. Das Leben ging weiter, wenn auch ohne ihn, und für`s Erste, hatte sie die finanziellen Schwierigkeiten abwenden können. Die Arbeit half ihr dennoch, je beschäftigter Kaylin war, desto weniger drehten sich ihre Gedanken um Erics Mord.
Kaylin blickte sich in dem Gastraum um und beobachtete die wenigen zufriedenen Kunden, die noch an einigen Tischen saßen. Es war schon recht spät am Abend. Tara stellte die letzten beiden Teller auf die Wärmeplatte und betätigte den Klingelknopf.
„Service, bitte!“
Mel huschte sofort heran, griff nach den Tellern und drehte sich um, als plötzlich schwungvoll die Eingangstür aufgerissen wurde. Zwei Männer in schwarzen Anzügen betraten die Bar. Die beiden waren definitiv nicht hergekommen, um zu essen oder zu trinken. Mel fiel vor Schreck eines der
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