Undercover
verletzter Eitelkeit erschossen.“ Sie nahm ihr Glas . „Jetzt bin ich fertig.“
„Hat sie das gestanden?“
„Sie kann gerade nicht gestehen, sie ist noch immer nicht über dem Berg!“ Sie seufzte wieder und bestellte ein weiteres Bier. „Ich weiß auch nicht, Shane. Ich fühle mich irgendwie schuldig an Chrissys Selbstmordversuch. Wir hätten sie eher finden müssen.“
Wenn sie ein Mann wäre, hätte er ihr jetzt kumpelhaft auf die Schulter geklopft. Doch er vermied seit dem Anfang ihrer gemeinsamen Arbeit jeglichen Körperkontakt bis auf einmal ... Also mussten Worte gefunden werden –
„Das scheint unser Schicksal zu sein, Tamara, zu spät zu kommen . Wenn wir immer rechzeitig kämen, gäbe es kein Verbrechen, keinen Mord, keinen Selbst...“
Sie winkte ab und er war sicher, ein Schulterklopfen wäre tröstender gewesen. Schweigend tranken sie ihr Bier. Die vertrauten Geräusche eines Pubs, Gemurmel, Gelächter, Klirren von Gläsern – und das zweite Bier - besänftigten ihn allmählich. Als sich die Erinnerung an Al Marlowes Geburtstag aufdrängen wollte, schob er sie rasch beiseite.
„Trinken wir noch eins?“
Sie betrachtete ihr noch halbvolles Glas Bier.
„Okay, aber dann Alkohol mit weniger Flüssigkeit.“
Er lachte und bestellte zwei Whisky.
„Wie war dein Besuch bei diesem Glaskünstler?“, fragte er und nahm einen Schluck.
„ Es war interessant ...“
„Ja?
Sie berichtete ihm, dass Ray Morrison eine seltsame Andeutung gemacht habe, er arbeite verdeckt.
„Ein Undercover?“
Tamara nickte. „Das Problem ist nur, ich bekomme keine eindeutigen Informationen, wie immer in solchen Fällen.“
Er selbst hatte Andrew Ward gefragt, auch der hatte sich nur vage geäußert. Wir haben doch immer was am Laufen, hatte er gesagt.
„Ich weiß wirklich nicht...“, Tamara fuhr sich durch ihr lockiges Haar, „ich fühl’ mich wie in einem Sumpf. Je mehr ich strample, um festen Boden unter die Füße zu bekommen, umso tiefer sinke ich.“
Das Gefühl hatte er auch.
„Sag’ mal“, sagte sie irgendwann, „hast du eine Idee, was Mick Lanski beabsichtigt?“
„Warum?“
„Er war bei Chrissy im Krankenhaus. Was ist denn eigentlich damals zwischen euch beiden passiert?“
„Ein anderes Mal, Tamara“, sagte er. „Mick will mir eins auswischen.“
„Ach, Shane, glaubst du wirklich? Vielleicht hältst du dich auch für wichtiger als du bist?“
Um kur z nach elf gingen sie . Tamara stieg in ein Taxi und er in den Aufzug. In der Nacht schlief er miserabel. Er träumte, in einen Sumpf geraten zu sein, in den er immer tiefer sank. Jedes Mal wenn er bis zu den Nasenlöchern im Schlamm versunken war, schreckte er schweißgebadet a uf. Sobald er wieder einschlief begann der Traum von Neuem.
Als endlich der Morgen graute, und er einen Kaffee auf dem Balkon getr unken und sich geduscht hatte, meldete sich Tamara und teilte ihm mit, der Mord an Wilcox sei wohl endlich aufgeklärt.
„Chrissy hat gestanden. Schriftlich.“
Er war sofort hellwach und beschloss, gleich bei Tamara vorbeizufahren. Als sein Wagen aus der Tiefgarage schoss, war der Himmel blau und die Sonne brannte.
63
Im Büro im Maroochydore Headquarters packte Tamara Unterlagen zusammen als er klopfte. Es war stickig und heiß.
„Jetzt haben wir’s schwarz auf weiß.“ Sie schob ihm eine Fotokopie über den Tisch. Er ließ sich auf den Besucherstuhl sinken, legte die Krücke ab und las.
„Ich bin am Samstaga bend zu Tim Wilcox’ Haus gefahren und habe ihn mit zwei Schüssen getötet. Chrissy Wagner.“
„War in der Post“, erklärte sie bevor er fragen konnte, „wird im Moment auf seine Echtheit hin geprüft. Damit bekommt ihr Selbstmordversuch natürlich einen Sinn.“
Tamara rieb sich mit beiden Handflächen über die Wangen, als müsse sie en dlich wach werden. „Tja.“ Sie se ufzte und nahm den Brief wieder an sich . „Ich habe ihn schon mindestens dreißig Mal gelesen, und denke jedes Mal, ich muss darin etwas finden, das Chrissy für unschuldig erklärt.“ Sie schüttelte den Kopf . „Aber ich finde nichts. Ich muss warten, bis sie vernehmungsfähig ist. Die Ärzte sind immer noch besorgt. Ich fahre übrigens bei Carol Wilcox vorbei, um ihr Bescheid zu geben. Willst du mitkommen?“
„Darfst du mich denn mitnehmen?“
Tamara hob die Brauen. „Haben wir uns denn immer an die Vorschriften gehalten, Shane O’Connor?“
„Ich habe einen schlechten Einfluss auf dich, Tamara.“
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher