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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nächtlichen Straßen gegangen. Shane war sicher, dass ihr genau das durch den Kopf gegangen war.
    „ Kommst du zurecht?“, fragte sie schließlich mit belegter Stimme.
    „So einigermaßen . “
    „Aha. Und wer kümmert sich um dich?“
    „Ich.“
    „Und wo ist Eliza?“
    Sie rührte an seinem wunden Punkt.
    „Sie ist mit ihrer neuen Flamme auf den Fidschis .“ Er sagte es bitterer als beabsichtigt. „Wie ist es in Adelaide?“, lenkte er ab.
    „Langweilig.“
    „Ich fehle dir, oder?“ , versuchte er zu spaßen.
    „Nein. So schlecht kann es dir nicht gehen, du bist immer noch ein Chauvi.“
    Sie zögerte einen Moment. „Weiß man schon was über den Täter?“
    „Der einzige Zeuge hat ihn nicht gesehen.“
    „Der einzige Zeuge?“
    „Ja, ich.“
    „Sie werden ihn finden, Shane, bestimmt.“
    „Ja.“
    „Ach, Shane?“
    „Ja?“
    „Du hast doch nicht vor, auf eigene Faust...?“
    „Wie kommst du darauf? Du kennst mich doch.“
    „Eben drum.“
    „Du hast mich in meinem augenblicklichen Zustand noch nicht gesehen, Tamara.“
    „Shane?“
    „Ja?“
    „Ist dir klar, dass du in Gefahr sein könn test? Du bist der einzige Zeuge. “

    Als er auflegte, fragte er sich, was mit Tamara los war. Sie redete doch sonst nicht so m it ihm . Stand sie unter Schock, weil sie auch bei den Toten hätte sein können?
    Er humpelte in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Während der Kaffee durchlief ging er ins Schlafzimmer, zog die Nachttischschublade auf, nahm die Walther, seine Ersatzwaffe , heraus. Seine Hand zuckte als sie das kalte Metall berührte. Er hatte sich nicht im Griff. Die Bilder der schrecklichen Nacht drängten sich auf, er konnte nichts dagegen tun. Er sah sie, auch wenn er die Augen schloss. Er hörte das Explodieren der Schüsse, er sah die toten Körper, Jacks Jacke, auf der liegend er wieder zu sich gekommen wa r. Er roch Jacks Rasierwasser. Nichts würde wieder normal sein. Shane schwitzte. Durchatmen, befahl er sich. Die Nerven behalten. Das Metall wurde warm und feucht. Er ließ das Magazin herausgleiten, kontrollierte es, schob es wieder zurück. Das Klacken dabei kannte er so gut, aber noch nie hatte ihn dabei ein Schauer überfallen. Schweiß tropfte ihm in die Augen und brannte. Jetzt nicht schlapp machen, nicht nachdenken. Er kleidete sich mühsam an, legte sein Schulterhalfter an, und steckte die Waffe hinein. Dann zog er. Er zog und zielte. Steckte die Waffe wieder zurück. Entspannte sich. Und zog und zielte. Das wieder holte er so lang, bis das Zittern fast verschwunden war. Dann zog er ein leichtes Jackett darüber und bestellte ein Taxi. Er musste zum Tatort, auch wenn er sich davor fürchtete.

11

    Der Taxifahrer, ein gedru ngener Mann mit stark behaarten Beinen hielt ihm die Beifahrertür auf, während er sich behutsam, als wäre sein ganzer Körper ein rohes Ei, das beim geringsten Widerstand platzen und auslaufen könnte, auf dem Beifahrersitz niederließ.
    „Geben Sie die Dinger her“, sagte der Taxifahrer und zeigte auf die Krücken.
    Erleichtert gab Shane sie ihm, er hatte vorher nie am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, im Alltag auf Hilfe angewiesen zu sein. Der Fahrer verstaute sie im Kofferraum.
    „Wohin soll’s gehen?“
    „Gordon Street.“
    Der Fahrer warf Shane einen Blick zu . „Dort w ar letzte Woche eine Schießerei. Haben Sie davon gehört ?“
    „Nein.“ Shane wollte nicht wie eine Sensation auf dem Jahrmarkt angestarrt, bewundert oder bedauert werden. Seine knappe Antwort ermutigte den Taxifahrer nicht zu weiteren Fragen und er drehte das Radio auf und fuhr schweigend los. Der Sprecher kündigte für den Nachmittag Sturm und Gewitter an. Die ersten Vorzeichen konnte Shane schon am Himmel sehen. Weiße Wolkenberge warteten am Horizont, und der Wind hatte die Oberfläche des Flusses, an dem sie eben entlang fuhren, aufgeraut, dass sie aussah wie ein Waschbrett.
    Als der Wagen nach einer viertel Stunde an der Ampel nach links in die Gordon Street einbog, verlangsamte der Fahrer das Tempo. Obwohl im Tageslicht alles anders aussah, konnte sich Shane doch erinnern, wie sie an dieser Ecke in die Straße gingen. Die Stelle, an der es geschehen war, lag höchstens hundert Meter weiter.
    „Halten Sie hier .“
    „Hier?“ Der Fahrer warf ihm einen skeptischen Blick zu und fuhr an den Bordstein. Shane zahlte und nahm seine Krücken in Empfang, d er Wagen drehte und bog bei der schon auf Rot umgesprungenen Ampel ab. Der Taxifahrer hatte es

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