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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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anscheinend sehr eilig, wegzukommen.
    Shane sah die Straße hinauf. Wie anders hatte er den Anblick in seinem Gedächtnis gespeichert. Jedes Mal, wenn er sich den Abend in Erinnerung rief, war die Straße dunkler und enger geworden. Die Fassaden waren allesamt grau oder dunkelbraun, schroff und hoch, so hoch, dass sie bedrohlich wankten, zusammen zu stürzen und die Straße unter sich zu begraben drohten. Doch nichts davon entsprac h dem Bild, das sich ihm jetzt bot. Die Wolken waren noch in weiter Ferne, die Sonne schien von einem blauen Himmel und ließ die Häuser der einen Straßenseite in freundlichen Farben leuchten. Die andere Seite war in kühlen Schatten getaucht, der jedoch keineswegs beängstigend wirkte. So heruntergekommen, wie er geglaubt hatte, waren die Häuser gar nicht. Manche hätten einen neuen Anstrich vertragen, aber sie machten nicht den Eindruck, vernachlässigt oder baufällig zu sein. Die meisten Gebäude waren dreigeschossige Flachbauten, Büro- und Wohnhäus er, vor denen Häuser parkten.
    Shane humpelte langsam, auf seinen Krücken gestützt, voran. Neben einer Haustür waren untereinander drei Schilder angebracht, auf denen er die Namen von las. Ein Import-Export-Büro, ein Schreibbüro, eine Psychotherapie-Praxis. Am nächsten Haus hing das Schild eines Arztes für Chiropraktik, auf dem die Sprechzeiten genannt wurden. Dann folgte in einem Haus mit dunkelviolettem Anstrich ein Musikstudio. Auf der anderen Straßenseite konnte er ebenfalls solche Firmenschilder erkennen. Der Hauseingang, an dem es geschehen war, lag nur noch zwanzig oder dreißig Meter entfernt. Mit jedem Schritt, den er näher kam, wurde er langsamer, als ob sich seine Beine weigerten, ihn dorthin zu bringen. Immer schwerer fiel ihm das Abstützen auf die Krücken, seine Oberarme, an denen die Krücken rieben, schmerzten, und die Wunde in seinem Bein pochte. Wie heiß es doch war. Aus jeder Pore se iner Haut trat Schweiß. Kehle, Mund, waren ausgetrocknet und die Handflächen so nass, dass sie auf den Griffen der Krücken abrutschten. Schritt für Schritt, Meter für Meter kämpfte er sich vorwärts, gegen den Willen seines Körpers und gegen die Angst, die Begegnung nicht aushalten zu können. Aber er musste weiter. Er hatte es sich vorgenommen. Nur so könnte er sich vielleicht an etwas erinnern, das ihm helfen könnte, den Mörder zu finden. Also hinkte er weiter, setzte erst die Krücken auf, zog dann die Beine nach, hielt das verletzte Bein leicht angewinkelt, dass es nicht auftreten würde. Wie ein Kriegsheimkehrer fühlte er sich, ein Invalider, der nach Hause zurückkam, mit den Bildern vom Krieg im Kopf und den Erinnerung en, wie es zu Hause gewesen war . Hier war das Schaufenster des Internetshops. Zu viert waren sie nebeneinander hergegangen. Der Bürgersteig war breit. Noch drei, vier Schritte. Hier hatte Jack etwas gesehen. Was? Aufglimmende Zigaretten? Hatte die Spurensicherung dort etwas gefunden? Vielleicht war Jack durch die Zigaretten aufmerksam geworden? Er sah zu dem nach hinten versetzten Hauseingang. Hinkte näher. Genau hier hatte ihn die Kugel erwischt. Auf dem Asphalt konnte er noch Kreidespuren erkennen, verwischte Umrisse liegender Körper. Das da war Jack, dachte er, und das, das war ich...
    Er hob den Kopf und entdeckte zwei vertrocknete rote Rosen neben den beiden Stufen vor dem Eingang, und er dachte an Ann und an die Frau von Evans und die Freundin von Hawking , die ihn heiraten wollte. Wenn der Schütze dreißig Zentimeter höher gezielt hätte, hätte sein Leben auch hier geendet, hier, in dieser ruhigen Bürostraße, die so friedlich und harmlos wirkte. Oft strahlten Orte, an denen ein Unglück geschehen war, dan ach eine besondere Stille und Ruhe aus, das machte sie noch erschreckender.
    Ein paar Mal atmete er tief durch, dann hatte er s ich wieder unter Kontrolle und ging langsam auf den Eingang zu. Am grauen Verputz der Fassade bemerkte er zwei längliche Tafeln aus weißem Kunststoff. Er ging noch ein wenig näher, bis er die Aufschri ft lesen konnte. Dr. P.M. Fleer , Rechtsanwalt stand auf dem unteren und darüber: Artconcept – Agentur für Kunst.
    Am Eingang befanden sich neben den Klingelknöpfen auf verkratzten Metallverblendung zwei weitere Namenschilder. Hatten die beiden Männer mit einem von den Bewohnern zu tun? Waren sie alle überprüft worden? Natürlich, dachte er, sicher hatte man alle Bewohner der Straße befragt, schließlich war jeder Kollege versessen darauf,

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