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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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den Ehejahren alles in ihr erstickt? Ihm fiel keine Antwort ein, so fragte er nur:
    „Und wo bleibt Pam? Sie wollte doch von Cairns zurück sein.“
    Kim riss eine Packung Cracker auf. „Ach, ja, sie hat angerufen. Es kann etwas später werden. Du weißt ja, Jungs.“
    „Machst du dir denn keine Sorgen? Kennst du denn ihren Umgang?“ Wie konnte Kim nur so unvorsichtig sein?
    „Ach, Shane! Was denkst du!“ Sie schüttete die Cracker in eine Glasschüssel. „Natürlich kenne ich den einen oder anderen. Aber alles weiß ich natürlich auch nicht, dann hätte ich ja keine ruhige Minute mehr!“
    Ihm gingen Bilder von Vergewaltigungen, Morden, Verkehrstoten durch den Kopf. Ich bin derjenige, der hysterisch ist. Dabei war das immer ein Attribut, mit dem er sie bedacht hatte.
    „Drew ist zuverlässig. Er ist neunzehn und fährt vorsichtig“, sagte sie.
    „Er fährt Auto? Sie ist nicht mit dem Bus gefahren? Hier fährt doch ein Bus nach Cairns! Weißt du, wie viele junge Leute auf den Straßen verunglücken, Kim?“
    „Shane! Hör auf!“ Ihr gelassenes Lächeln war verschwunden und einer Falte zwischen ihren Augen gewichen. Hatte ihn wirklich seine Arbeit so werden lassen? Was war normal? Kims Verhalten oder seines?
    Durch die offenen Fenster drang en Gläserklirren und Gelächter herein . Er sah Kim an, die mit der Crackerschüssel in der Hand dastand.
    „Sie wird schon irgendwann antanzen, was?“, sagte er dann.
    „Weißt du, Shane: je länger ich dich kenne, umso rätselhafter wirst du für mich.“ Sie setzte ihr strahlendes Gastgeberinnenlächeln auf und ging mit der Crackerschüssel und einem Brotkorb hinaus auf die Terrasse, wo gerade vier neue Gäste eingetroffen waren.

23

    Die Nacht war hereingebrochen und das Ehepaar Wilcox noch immer nicht da. Shane lehnte sich an die Brüstung. Am Schwarz des Himmels glitzerten unzählige Sterne, die Zikaden zirpten aufgeregt, der Wind fuhr rauschend durch die Bäume, und am Rande zum Meer leuchtete großstädtisch Mooloolaba oder war es der größere, davor liegende Ort Caloundra? Er fühlte sich auf einmal fehl am Platz, dachte an das letzte Fest, Al Marlowes Geburtstag, und dann dräng ten sich die Bilder wieder auf...
    „Carol und Tim Wilcox! Shane, mein Exmann!“, hörte er Kims Stimme. Er fuhr herum, und drei Augenpaare s chau ten ihn an.
    „Hallo !“ Tim, ein schlanker Mittvierziger, mit vollem, m odisch geschnittenem Haar und einem interessanten Gesicht, drückte ihm fest die Hand. „Willkommen im Paradies!“ Er setzte ein breites, freundliches Lächeln auf.
    Tim, der Zuversicht und Erfolg ausstrahlende Anwalt, dachte Shane. Das weiße Langarmhemd hing modern lässig über seinen Jeans, er trug die neuesten Lederschuhe – sofern er, Shane, das beurteilen konnte, und sein schlankes Handgelenk umschloss eine teuer und klassisch aussehende Uhr mit braunem Lederarmband.
    Wäre es möglich, dass dieser Mann von Darren Martins Verwicklung in Drogenangelegenheiten gewusst - und ihn dennoch – oder deshalb - stets zu seinen Partys bestellt hatte?
    „Es ist ziemlich kühl “, sagte Carol Wilcox, rieb ihre nackten Arme und Shane bemerkte zuerst ihre Gänsehaut und die feinen, aufgerichteten blonden Härchen, die sie im Gegenlicht der Fackeln wie ein Glühen umgab. Gleich danach nahm er ihr Dekolletee wahr und musste sich zwingen, nicht zu lange hinzusehen.
    „Liebling, ich hole dir einen Drink, dann wird dir warm “ , sagte Tim. Zu Shane gewand t sagte er: „So ist das mit den Frauen, sie tragen uns zuliebe diese durchsichtigen Fetzen und erkälten sich.“ Er zwinkerte vergnügt und gab Carol eine n Kuss auf ihre nackte Schulter . Sie zuckte zurück, kaum merklich, doch S hane war es nicht entgangen. Auch ihr Mund zuckte. Ein schöner, dezent geschminkter - und enttäuschter Mund.
    „Und für Sie, Shane, noch ein Bier?“, fragte Tim.
    Shane nickte. Dann stand er ihr allein gegenüber. Einer dunkelblonden Frau Mitte vierzig, in einem Hauch von einem Sommerkleid, das die Rundungen über ihren Hüften, und ihre Brüste umschmiegte. Der Wind wehte den Stoff ihres helles Kleid mit den rötlichen Blüten fest an ihre Schenkel.
    „Leben Sie schon lange hier?“, fragte er schließlich. War er wirklich so geistlos, dass ihm keine andere Frage einfiel?
    „Sehr lang e .“ Die Bitterkeit in ihrer Antwort hatte er nicht überhört. Kleine Fältchen bemerkte er in ihren Mundwinkeln. Ihre Haut war hell und glatt. Sie trug kleine, goldene Ohrringe über die ein

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