Undercover
sagte Frank. Kim gab ihre Pose auf, kam auf die Veranda und küsste Shane auf die Wange. Die Missstimmung vom Nachmittag war offenbar verflogen. Frank war bereits zum Tisch mit den Getränken unterwegs.
„Shane!“ Sie muster te ihn. „Was ist los? Heute Mittag hast du besser ausgesehen. Hast du Schmerzen ?“
„Nur Kopfschm erzen. Aber nicht der Rede wert “ , log er. Die Stelle, an der der Typ ihn am Hinterkopf erwischt hatte, tat höllisch weh, dabei hatte er sich gleich Eis drauf gelegt. Er sollte ins Krankenhaus, es röntgen lassen, wusste er, aber er konnte sich nicht dazu aufraffen.
„Bist du sicher, dass du nicht lieber heim fahren und dich ins Bett legen willst?“
„ Wo ich zum ersten Mal bei dir und Frank eingeladen bin? Nein!“
Sie seufzte. „Ich weiß, dass ich dich nicht dazu überreden kann.“
„Genau. Sag’ mal Kim, wer hat noch einen Schlüssel zum Apartment?“
Ihr Blick wurde misstrauisch.
„Wir, sonst niemand. Der Portier natürlich, der wird einen Generalschlüssel haben. Aber warum willst du ...“
Beschwichtigend legte Shane ihr die Hand auf den Arm und sie sprach nicht weiter.
„Und Champagner für die Dame!“ Frank kam zurück und reichte Kim ein gefülltes Glas, die sich daraufhin mit einem Kuss bedankte, bei dem sie sich auf die Fußspitzen stellte, während Frank ihr seine haarigen Pranken um die Hüfte legte. In dem Augenblick verschwand Shanes Gefühl, irgen dwie doch dazu zu gehören, und er fragte sich, warum er so früh gekommen war.
Da eilte Kim ins Haus.
„Ist es nicht seltsam“, Frank nahm einen kräftigen Schluck Bier , „dass wir erst unser halbes Leben mit dem falschen Menschen verbringen müssen, bis wir endlich wissen, was wir wollen? Meine erste Frau war eine echte Kratzbürste!“
„Meine auch“, sagte Shane, und Frank brauchte einen Moment, bis er verstand, dann brach er in lautes Lachen aus.
„Kim!“, rief Frank ins Haus, „du hast mir nie gesagt, dass Shane so einen trockenen Humor hat!“
„Staubtrocken, ja!“
„Ha, ha, Schatz!“ Er lachte immer noch als Kim herauskam und erschrak.
„Aber Frank!“
„Was denn Schätzchen?“
„Die Windlichter sind ja noch gar nicht angezündet!“
„Nur mit der Ruhe, Schätzchen. Frank macht das schon.“ Frank schenkte ihr ein Lächeln , zwinkerte Shane zu und machte sich dann mit dem Feuerzeug an das Anzünden der Fackeln und Windlichter, die auf der Terrasse und im Garten verteilt waren. Ein kurzer Momen t der Stille entstand zwischen Shane und Kim, in dem Shane sich vorstellte, sie sei eigentlich mit ihm verheiratet und lebe mit ihm in diesem Haus. Aber er fühlte sich damit nicht glücklicher, merkte er.
Es klingelte, und Kim ging, um die Tür zu öffnen. Auf die Krücken gestützt beobachtete Shane die seitliche Veranda, über die die neuen Gäste hereinkamen. Eine farblose Frau Ende d reißig, in einem langen Leinenkleid, am Arm eines breitschultrigen, abgehärtet wirkenden Mannes mit einem zu kleinen Gesicht. Carol und Tim Wilcox?
„ Bethany und Mike aus London“, stellte Kim die beiden vor, „Shane, mein Exmann. Die beiden sind gerade dabei einzuwandern. Ist das nicht aufregend?“
„Ja, unser Einwanderungsverfahren läuft“, sagte Bethan y in einem seltsam sperri g klingenden Englisch und lächel te Shane an.
„Das Leben dort kann man ja gar nicht mehr bezahlen! Und das Wetter ist es auch nicht wert! Aber was ist Ihnen denn passiert?“ Sie deutete auf Shane s Bein .
„Betriebsunfall“, sagte Frank, bevor Shane etwas sagen konnte und schlug Shane freun dschaftlich auf die Schulter, „e r ist nämlich ein Cop!“
Kim warf Shane einen entschuldigenden Blick zu.
„Tatsächlich? Welche Abteilung?“ Mike zog die Augenbrauen in seinem sonnengegerbten Ä ffchengesicht hoch, während Bethan y Shane mit ihren wässrig blauen Augen interessiert betrachtete.
„Mordkommission“, antwortete Shane und entschuldigte sich. Er hatte nicht die geringste Lust mit diesem Ehepaar auch nur einen Satz mehr als nötig zu wechseln. Ein anderes Paar kam über die Veranda spaziert, das sich mit Ralph und Barbara Osborne vorstellte. Shane sah sich nach Kim um. Er entdeckte sie in der Küche.
„Na, amüsierst du dich?“, fragte sie als er hereinhumpelte.
„ Ich dachte, du hättest auch die Wilcox’ eingeladen.“
Sie zwinkerte. „Wieso interessierst du dich so für sie, Darling?“
Darling? Woher kamen plötzlich ihr Charme, ihr Humor , ihr Interesse für ihn ? Hatte er denn in
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