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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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kalt.
    „Versprich mir, Chrissy, dass du hier bleibst. Du musst hier bleiben. Ja?“
    Gelangweilt hob sie den Kopf.
    „Wohin soll te ich denn auch abhauen?“

37

    Um halb vier am Nachmittag betrat Carol zögernd Shanes Apartment . Shane bot ihr Kaffee an, doch sie lehnte ab. In den wenigen Stunden, die die letzte Begegnung zurücklag, schien sie sich, wenigstens was ihre äußere Erscheinung anging, unter Kontrolle gebracht zu haben. Sie hatte ihr Haar gewaschen, sich sorgfältig geschminkt und trug über einer hellblauen weiten Hose ein weißes , makellos gebügeltes Poloshirt. Sie verströmte einen angenehmen Duft und er fühlte sich wieder von ihrer Körperlichkeit angezogen.
    Carol nahm auf einem Sessel platz und sah ihn ernst an.
    „Ich brauche Ihre Hilfe.“
    Das hatte sie auch am Telefon gesagt. Shane setzte sich in den anderen Sessel. Dass sie ihn noch vor ein paar Stunden nicht gerade freundlich weggeschickt hatte, hatte sie ganz offensichtlich vergessen .
    Sie strich sich langsam über ihr blondes Haar, zögerte und sagte: „ Es gibt ein Problem. Mein Alibi...“
    „Der Ballettabend mit Helen Shapiro?“
    Sie war nicht überrascht, dass er schon davon wusste. „Ja.“
    Ihr Blick wandte sich nicht ab. „Ich war nicht dort.“
    Der Satz stand kalt im Raum. Was erwartete s ie? Dass er ihr Tipps gab, wie sie weiterlügen könnte? Er u nterdrückte nur mühsam seinen Ärger und Enttäuschung. Irgendwie hatte er gehofft, sie wäre zum ihm gekommen, um sich ... zu entschuldigen, oder ... um sich trösten zu lassen ... Mein Gott, Shane... hörte er seine innere Stimme – und fragte:
    „Haben Sie es meinen Kollegen gesagt?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Was wollen Sie dann von mir?“
    Ihr Mund zuckte nervös. „Helens Mann hat ihr Fragen gestellt, und da ist sie umgefallen. Er verlangt, dass sie zur Polizei geht und ihre Aussage widerruft.“ Ihre Stimme bekam etwas Verzweifeltes.
    „Und warum haben Sie gelogen?“
    Jetzt senkte sie den Blick, spielte mit ihren Händen. Er hörte draußen das Meer rauschen und Autos unten vorüber fahren. Als sie wieder aufblickte, sagte sie:
    „Ich weiß nicht. Es schien mir einfacher zu sein.“
    „Einf acher? Einfacher als was?“, herrschte er sie an.
    S ie zuckte zusammen, kaum merklich, doch ihm war es nicht entgangen.
    „Einfacher als...“ Sie brach ab.
    „...als die Wahrheit?“, fragte er kalt.
    Sie nickte erleichtert. „Ich hatte Angst, dass es mich verdächtig machen würde, wenn ich sagte...“ sie brach wieder ab und betrachtete ihre Finger, die sich ineinander hakten. Dann hob sie den Kopf. „Ich hatte eine Verabredung.“
    Das hatte er sich gedacht. Mit einem Mann natürlich.
    „ U nsere Ehe ist nicht mehr besonders... Ich hab’ ihn an einem der Abende mit Helen kennen gelernt. Wir haben uns hin- und wieder getroffen, mein Gott, hö chstens fünf mal. Er ist viel unterwegs, als Pilot...“ Sie wirkte , als ob ihr der Mann völlig gleichgültig wäre.
    Er dachte an den Abend zurück, als er ihr zum ersten Mal begegnet war. Wie ihre Erscheinung ihn elektrisiert hatte und er sah sie vor sich in diesem Sommerkleid, das der Wind zwischen ihre Schenkel drückte ...
    „Und was erwarten Sie nun von mir?“ , sagte er kühl.
    „Mein Gott, Shane, sagen Sie mir, was ich tun soll?“ Sie sah ihn mit großen Augen an, und schluckte trocken .
    Er ertappte sich dabei, ihre Hilflosigkeit zu genießen. Und für die Worte, die aus seinem Mund kamen, schämte er sich, denn sie klangen kalt und zynisch:
    „Es gibt nur eins, Carol: Sagen Sie die Wahrheit. Einfach nur die Wahrheit.“ Er hasste sich dafür und noch mehr für das angestrengte Lächeln, das ganz sicher auf seinem Gesicht stand.
    Aus ihrem Blick verschwand die Hilflosigkeit. An ihre Stelle trat - war das wirklich Verachtung? Oder Enttäuschung?
    „Haben Sie doch etwas zu trinken?“, fragte sie.
    Er nickte und wollte sich erheben. Sie machte mit den Händen eine abwehrende Geste.
    „Nein, Sie müssen nicht aufstehen.“
    Während er ihr nachsah, dabei bemerkte, dass sich ihre Unterwäsche unter den Kleidern abzeichnete, dachte er darüber nach, warum s ie zu ihm gekommen war. Wollte sie ihn benützen? Erwartete sie von ihm, dass er Partei für sie und gegen seine Kollegen ergriff? Wollte sie ihn korrumpieren? Was würde sie ihm anbieten? Welchen Preis war er ihr wert?
    Mit zwei Gläsern Whisky kam sie zurück. Sie setzte sich wieder und sch weigend tranken sie. Durch die schräg gestel lte

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