Undercover
hörte sie kommen, barfüßig, und sah auf.
Sie trug ein frisches T-Shirt von ihm, das er ihr aufs Bett gelegt hatte und eine von seinen Boxershorts. Wie dünn sie war.
„Hunger?“ Er deutete auf sein Sandwich, das er gerade zuklappte.
Sie schüttelte den Kopf. Ihr nasses Haar lag auf ihren Schultern. Schwer und dunkel-kupferrot. Langsam ging sie auf ihn zu. Er fühlte sich unsicher, sein Körper spannte sich.
Er blieb stehen. Wartete. Tief tauchte ihr Blick in seine Augen und verwirrte ihn. Sie blieb stehen als ihr Gesicht seinem ganz nah war.
„Eigentlich bist du ziemlich sexy“, sagte sie.
„Ich?“
„Ist sonst noch jemand hier?“ Ihr Blick ließ ihn nicht los und ihre Hand glitt zwischen seine Beine. „Du hast einen geilen Körper, Josh.“
Hitze schoss in seine Lenden. Alle Gedanken waren auf einmal gelöscht. Sie beugte sich langsam vor. Ihre Lippen berührten seine, er schloss die Augen. Er spürte nur noch ihren Kuss, ihre Lippen, ihre Zunge, er zog sie fester an sich. Jetzt waren seine Hände unter ihrem T-Shirt, streichelten ihre Brüste.
„He“, flüsterte sie und griff in seine Shorts. Endlich dachte er nur noch, endl ich. Hastig zog er ihr das T-Shirt aus und streifte seine Shorts ab. Er sah sie an, berauscht, fiebrig.
„He, das geht ja ganz schön schnell bei dir...“.
Er spürte, wie ihre Lippen von der Wange zu seinem Hals glitten. Seine Lenden waren heiß und pochten. Jetzt erfüllte sich, wovon er tage- und nächtelang geträumt hatte, was ihn besessen hatte – er nahm sie und ihm Moment seines Höhepunkts... war er Tim Wilcox .. . an der Fensterscheibe ...
Danach zog er sich schweigend an. Für ein paar Sekunden trafen sich ihre Blicke, und er erschrak. Plötzlich war sie wieder die Mörderin - und er ein geiler Spanner. Jetzt hatte er also mit ihr Sex gehabt. Und was nun? Würde er immer zu Tim Wilcox werden, wenn er mit ihr schlief?
Er suchte etwas in ihrem Blick, in ihrer Gestik, irgendetwas, mit dem sie ihm zeigte, dass gerade etwas zwischen ihnen geschehen war. Doch er konnte nichts finden, gar nichts. Ihre Augen waren leer.
Sie zog ihre Kleidung zurecht.
„Bei deinem Nachbar ist `ne Schraube locker. Der pfeift schon wieder und immer dasselbe. Wenn’s wenigstens ein Song wäre oder irgen deine Melodie!“, sagte sie, als ob gerade nicht s geschehen wäre. Josh war frust r ier t – und enttäuscht.
„Ich hör’s schon gar nicht mehr.“ Tatsächlich hatte er sich an das Pfeifen von Pete gewöhnt, das morgens begann und abends endete. Er war in Afghanistan gewesen und mit dem Tick zurückgekommen.
„Schon wieder! “, schrie sie auf, „i ch knall’ ihn ab! Sag’ mir, wo du die Waffe vergraben hast! Er hört nicht auf! Ich will die Scheißkanone! “
Er packte sie am Handgelenk. Da spürte er sie schon wieder, die Lust. Abrupt ließ er sie los.
„Ich brauch ein Messer, wenn du mir schon nicht die Kanone gibst! Ich schneide deinem bescheuerten Nachbarn die Kehle durch!“ Sie riss eine Schublade im Küchenschrank auf.
„Chrissy!“ Er warf die Schublade wieder zu. Sie sah ihn ausdruckslos an.
„Hast du Schokolade?“
„Chrissy, verdammt noch mal, komm endlich runter ! Wir müssen uns was ausdenken! Wenn die Polizei kommen sollte.“
Aufstöhnend ließ sie sich auf den Stuhl fallen.
„Vorher gibst du ja doch keine Ruhe.“ Chrissy begann mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln.
„Hör auf!“
„Aber deinen Nachbarn lässt du pfeifen!“ Sie trommelte weiter und begann dann eine Strähne ihres Haares zu drehen und vor sich hin zu summen. Da hielt er es nicht mehr aus, knallte ihr seine Hand auf die Wange.
„Du hast schon wieder dieses verdammte Zeug genommen, stimmt’s?“
Sie lachte laut . Seine Hand war als rote Flamme auf ihrer Wange abgebildet. Er hatte sie zum zweiten Mal geschlagen.
„Joshy, du entwickelst dich ja noch zu einem echten Macho!“ Sie lachte wieder, „Josh – der Macho, Macho-Josh! He, klingt gut! Macho-Josh!“
„Chrissy! Halt die Klappe! Halt deine verdammte Klappe!“
Sie hörte nicht auf zu lachen.
„Woooh! Josh! Willst du nochmal Sex? Komm’ schon, du willst es doch, oder?“
Schon hatte er zu einem weiteren Schlag ausgeholt, als ihn plötzlich die Wut verließ. Sie verschwand einfach, als hätte sie nie existiert, was blieb war Ernüchterung. Er ließ die Hand sinken und wandte sich ab. Sie hatte wieder dieses Zeug genommen, war nicht mehr sie selbst. Aber wer war sie überhaupt? Er versuchte, seine
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