Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
schwächeren Auge schießen.
    Keine andere Wahl. Der Wechsel von links nach rechts hätte eine halbe Sekunde gedauert. Fünfhundert Milliarden Pikosekunden. Zu lange. Der Arm des Mannes war schon beinahe hoch genug. Als das Handy auf Kniehöhe angelangt war, klatschte meine rechte Hand von unten gegen den MP -Lauf. Ich drehte mich leicht zur Seite, richtete mich auf und zog den Griff etwas an die Brust. Meine Rechte beendete ihre Aufwärtsbewegung und umfasste den Lauf. Mein linker Zeigefinger betätigte übertrieben ruhig den Abzug. Halb links vor mir bewegte sich Lila. Sie trat in den Raum hinaus. Mein Finger krümmte sich ganz, und die MP 5 schoss, und mein letzter Schuss traf den zwanzigsten Mann ins Gesicht.
    Das Handy prallte auf den Fußoden. Mit einem Geräusch wie das Vorhängeschloss.
    Die letzte leere Patronenhülse wurde ausgeworfen und rollte klackend über den Holzboden.
    Der zwanzigste Mann brach zusammen, war nach einem Treffer ins Kleinhirn tot, bevor er den Boden erreichte.
    Ein Kopfschuss. Ein Volltreffer. Für die linke Hand nicht schlecht. Nur hatte ich auf seine Rumpfmitte gezielt.
    Lila bewegte sich weiter. Glitt vorwärts, beugte sich herab, schnappte sich etwas.
    Sie kam mit der Pistole des toten Kerls hoch. Eine weitere Sig Sauer P220, ebenfalls mit Schalldämpfer.
    Made in Germany.
    Mit einem Griffmagazin für neun Schuss.
    Stürzte Lila sich auf die Pistole, war das die einzige Schusswaffe in dem Apartment. Dann waren aus ihr mindestens drei Schüsse durch die Zimmerdecke abgegeben worden.
    Maximal sechs Schuss übrig.
    Sechs gegen null.
    Lila zielte mit der Pistole auf mich.
    Ich zielte mit der MP 5 auf sie.
    Sie sagte: »Ich bin schneller.«
    Ich fragte: »Glauben Sie?«
    Weit links von mir sagte Swetlana: »Ihr Magazin ist leer.«
    Ich sah zu ihr hinüber. »Sie sprechen Englisch?«
    »Ziemlich gut.«
    »Ich habe oben nachgeladen.«
    »Bockmist. Ich sehe von hier aus, dass Feuerstöße zu drei Schuss eingestellt sind. Aber Sie haben nur noch einen Schuss abgegeben. Folglich war das Ihre letzte Patrone.«
    So standen wir uns scheinbar endlos lange gegenüber. Die P220 in Lilas Hand war unerschütterlich stabil. Lila befand sich knapp fünf Meter von mir entfernt. Hinter ihr breitete sich das Blut des toten Kerls über den ganzen Boden aus. Swetlana war in der Kochnische. In der Luft hingen alle möglichen Gerüche. Durchs offene Fenster wehte eine Brise herein, brachte die Raumluft in Bewegung und zog im Treppenhaus nach oben und durch das Loch im Dach ab.
    Swetlana sagte: »Weg mit der Waffe!«
    Ich sagte: »Sie wollen den USB -Stick.«
    »Sie haben ihn nicht.«
    »Aber ich weiß, wo er ist.«
    »Das wissen wir auch.«
    Ich schwieg.
    Swetlana sagte: »Sie haben ihn nicht – aber Sie wissen, wo er ist. Also haben Sie ein deduktives Verfahren benutzt. Glauben Sie etwa, einzigartig begabt zu sein? Glauben Sie, dass andere keine deduktiven Verfahren anwenden können? Wir besitzen alle dieselben Informationen. Daher können wir alle zu denselben Ergebnissen gelangen.«
    Ich schwieg.
    Sie sagte: »Als Sie uns erklärt haben, Sie wüssten, wo er sei, haben wir nachzudenken begonnen. Sie reden zu viel, Reacher. Sie haben sich überflüssig gemacht.«
    Lila sagte: »Legen Sie die MP weg. Beweisen Sie ein bisschen Würde. Stehen Sie nicht wie ein Idiot mit einer leer geschossenen Waffe im Anschlag da.«
    Ich blieb unbeweglich stehen.
    Lila senkte ihren Arm und schoss in den Fußboden vor meinen Füßen. Sie traf einen Punkt dicht vor den Zehenkappen meiner Stiefel und genau gleich weit von beiden entfernt. Kein einfacher Schuss. Sie war eine erstklassige Schützin. Der Holzboden splitterte. Ich fuhr leicht zusammen. Der Schalldämpfer der Sig Sauer war lauter als der meiner H & K. Als schlüge man mit einem Telefonbuch auf einen Tisch, statt es nur fallen zu lassen. Ein dünner Rauchfaden von verbranntem Holz schlängelte sich in die Höhe. Die leere Patronenhülse wurde in weitem Bogen ausgeworfen und rollte klackend davon.
    Noch fünf Schuss.
    Lila sagte: »Weg mit der Waffe.«
    Ich streifte den Gurt über meinen Kopf. Hielt die MP am Griff neben meinem Bein hängend. Sie nützte mir nichts mehr, außer ich verwendete sie als drei Kilo schwere Metallkeule. Und ich bezweifelte, dass ich nahe genug an eine der beiden Frauen herankommen würde, um eine Keule einsetzen zu können. Und falls das gelang, würde ich mich lieber auf meine Fäuste verlassen. Eine drei Kilo schwere Metallkeule ist gut.

Weitere Kostenlose Bücher