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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Lila zu. Sie fing es geschickt mit der freien Hand am Griff auf. Swetlana stellte sich in die gegenüberliegende Ecke. Damit war ich zwischen ihnen eingeklemmt. Lila stand fünfundvierzig Grad links, Swetlana fünfundvierzig Grad rechts von mir.
    Lila verdrehte den Oberkörper und rammte den Schalldämpfer der P220 in den Winkel, in dem die beiden Wände zusammenstießen. Sie ertastete mit dem Daumen die Sperre am Griff und ließ das Magazin herausfallen. Es knallte in der Ecke auf den Fußboden. Ich sah, dass es drei Patronen enthielt. Also steckte noch eine im Lauf. Lila warf die Pistole in die andere Ecke, hinter Swetlana. Waffe und Magazin lagen nun sechs Meter voneinander entfernt hinter den beiden Frauen.
    »Wie eine Schatzsuche«, erklärte Lila. »Die Pistole schießt nur mit eingeschobenem Magazin. Damit sich kein Schuss lösen kann, wenn versehentlich eine Patrone im Lauf bleibt. Die Deutschen sind sehr sicherheitsbewusst. Also müssen Sie sich die Waffe und dann das Magazin holen. Oder umgekehrt. Aber erst müssen Sie natürlich an uns vorbeikommen.«
    Ich schwieg.
    Sie sagte: »Sollten Sie’s bei einer verzweifelten Attacke verletzt schaffen, rate ich Ihnen, die erste Kugel für sich selbst zu verwenden.«
    Dann lächelte sie und machte einen Schritt nach vorn. Das tat auch Swetlana. Sie hielten ihre Messer tief. Finger unter dem Griff, Daumen auf der Oberseite. Wie Straßenkämpfer. Wie Expertinnen.
    Die langen Klingen glitzerten im Licht der Deckenlampen.
    Ich stand still.
    Lila sagte: »Wir werden dies mehr genießen, als Sie sich vorstellen können.«
    Ich tat nichts.
    Lila sagte: »Verzögerung ist gut. Sie erhöht die Vorfreude.«
    Ich stand still.
    Lila sagte: »Aber wenn uns die Warterei langweilig wird, kommen wir und erledigen Sie.«
    Ich sagte nichts. Stand still.
    Dann griff ich hinter mich und brachte das Benchmade 3300 zum Vorschein, das ich mir mit Gewebeband ans Kreuz geklebt hatte.

83
     
    Ich drückte mit meinem Daumen den Entriegelungsknopf, und die Klinge sprang mit einem Laut heraus, der ein Mittelding zwischen einem Klicken und einem dumpfen Schlag war. Ein in dem stillen Raum ziemlich lautes Geräusch. Ein unerfreulicher Laut. Ich mag keine Messer. Ich habe sie noch nie gemocht. Ich kann nicht wirklich gut mit ihnen umgehen.
    Aber mein Selbsterhaltungstrieb ist mindestens so stark wie der jedes anderen Menschen.
    Vielleicht stärker als bei den meisten.
    Seit meinem fünften Lebensjahr war ich in unzählige Kämpfe verwickelt gewesen, von denen ich nur sehr wenige verloren hatte. Und ich gehöre zu den Typen, die genau hinsehen und lernen. Ich hatte Messerkämpfe in aller Welt beobachtet. In Fernost, Europa, dem trockenen Wüstenland außerhalb von Militärstützpunkten im Süden der USA , auf Straßen, in Hinterhöfen, vor Bars und Spielsalons.
    Die wichtigste Regel lautete: auf keinen Fall frühzeitig verletzt werden. Nichts schwächt rascher als hoher Blutverlust.
    Swetlana war mindestens einen Kopf kleiner als ich, ziemlich stämmig, mit nicht sehr großer Reichweite. Lila war größer, beweglicher, geschmeidiger. Trotzdem rechnete ich mir aus, dass ich mich auch gegen fünfzehn Zentimeter längere Klingen im Vorteil befand.
    Außerdem hatte ich dem Spiel soeben eine neue Wendung gegeben, auf die sie sich erst einstellen mussten.
    Und die beiden kämpften aus Spaß, während ich um mein Leben kämpfte.
    Ich wollte in die Kochnische, deshalb tänzelte ich auf Swetlana zu, die mir den Weg dorthin versperrte. Sie stand auf den Zehenspitzen, hielt das Messer in Kniehöhe, führte Scheinangriffe nach links und rechts. Auch ich senkte meine Klinge und imitierte jede ihrer Bewegungen. Sie stieß zu. Ich wich aus. Die Klinge zischte an meinem Oberschenkel vorbei. Ich verlagerte mein Gewicht nach vorn und traf ihr Gesicht mit einer linken Geraden. Meine Faust streifte ihre Augenbraue und krachte seitlich an ihre Nase.
    Sie glotzte mich verblüfft an. Wie die meisten Messerkämpfer glaubte sie, hier gehe es nur um Stahl. Sie vergaß, dass Leute zwei Hände haben.
    Während sie zurücktaumelte, griff Lila von links an. Mit tief gehaltener Klinge. Zustoßend, täuschend, wieder zustoßend. Ihr Mund zu einer hässlichen Grimasse verzerrt. Hoch konzentriert. Sie begriff, dass dies kein Spiel mehr war. Kein Spaß. Sie griff an, wich zurück, täuschte, wechselte die Richtung, blieb ständig in Bewegung. Einige Zeit lang tänzelten wir so durch den Raum: hektisch, außer Atem, mit ruckartigen

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