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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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worden, und jeder Beamte habe jeden Punkt jeder Liste auswendig lernen müssen.
    Ich sagte: »Ihre Schwester hat sich eigenartig benommen, Jake. Sie hat sämtliche Alarmsignale schrillen lassen, hat wie eine Selbstmordattentäterin ausgesehen.«
    »Unsinn«, meinte er, wie’s ein guter Bruder tun sollte.
    »Offenbar war sie keine«, sagte ich. »Aber Sie hätten das Gleiche gedacht. Mit Ihrer Ausbildung hätten Sie gar nichts anderes denken können.«
    »Die Liste handelt also eher von Selbstmorden als von Bombenanschlägen.«
    »Anscheinend.«
    »Susan war kein unglücklicher Mensch.«
    »Das muss sie aber gewesen sein.«
    Er gab keine Antwort. Wir tranken noch etwas Kaffee. Um uns herum kamen und gingen Leute. Rechnungen wurden bezahlt, Trinkgelder gegeben. Der Verkehr auf der Eighth Avenue nahm allmählich zu.
    Ich sagte: »Erzählen Sie mir von ihr.«
    Er fragte: »Welche Waffe hat sie benutzt?«
    »Eine alte Ruger Speed-Six.«
    »Der Revolver unseres Dads. Sie hat ihn geerbt.«
    »Wo hat sie gewohnt? Hier in der Stadt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Annandale, Virginia.«
    »Haben Sie gewusst, dass sie hier war?«
    Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Weshalb war sie wohl hier?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum hat sie eine Winterjacke getragen?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich sagte: »Ein paar Federal Agents waren da und haben mich ausgefragt. Danach wurde ich von Typen eines privaten Sicherheitsdienstes angehalten, bevor Sie gekommen sind. Alle haben von einer Frau namens Lila Hoth gesprochen. Hat Ihre Schwester jemals diesen Namen erwähnt?«
    »Nein.«
    »Wer ist John Sansom?«
    »Ein Kongressabgeordneter aus North Carolina. Will Senator werden. Scheint ein harter Bursche zu sein.«
    Ich nickte. Der Name weckte vage Erinnerungen. Die nächsten Wahlen standen bevor. Ich hatte Zeitungsmeldungen gelesen und Fernsehberichte gesehen. Sansom, der erst spät in die Politik gegangen war, galt als zukünftiger Star, wurde als hart, kompromisslos und ehrgeizig beschrieben. Er war als Geschäftsmann erfolgreich gewesen – und zuvor beim Militär, in der Army. Ohne Einzelheiten zu nennen, sprach er in Andeutungen von einer glänzenden Karriere in den Special Forces. Karrieren in den Special Forces sind immer nützlich. Was sie machen, ist größtenteils geheim – oder kann als geheim ausgegeben werden.
    Ich fragte: »Hat Ihre Schwester jemals von Sansom gesprochen?«
    Er sagte: »Ich glaube nicht.«
    »Hat sie ihn gekannt?«
    »Ich wüsste nicht, woher.«
    Ich fragte: »Womit hat sie sich ihr Geld verdient?«
    Das wollte er mir nicht sagen.

12
     
    Er brauchte es mir nicht zu erzählen. Ich wusste bereits genug, um mir den Rest zusammenzureimen. Ihre Fingerabdrücke waren gespeichert, und drei ehemalige Stabsoffiziere waren die I-85 heraufgerast, aber schon nach wenigen Minuten wieder abgezogen. Folglich arbeitete Susan Mark irgendwo in der Verteidigungsbranche, aber nicht in gehobener Position. Und sie wohnte in Annandale, Virginia. Südwestlich von Arlington, wie ich mich erinnerte. Seit meinem letzten Besuch hatte es sich bestimmt verändert. Aber es war vermutlich noch immer ein netter Wohnort, von dem aus das größte Bürogebäude der Welt für Pendler leicht zu erreichen war. Auf der Route 244, von einem Ende zum anderen.
    »Sie hat im Pentagon gearbeitet«, sagte ich.
    »Sie durfte eigentlich nicht über ihren Job reden«, meinte Jake.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wäre er wirklich geheim gewesen, hätte sie Ihnen erzählt, sie arbeite bei Wal-Mart.«
    Jake äußerte sich nicht dazu. Ich sagte: »Ich hatte mal ein Dienstzimmer im Pentagon. Ich kenne mich dort aus. Stellen Sie mich auf die Probe.«
    Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit, dann zuckte er mit den Schultern und sagte: »Sie war eine Zivilangestellte. Aber sie hat ihre Arbeit immer als aufregend hingestellt und bei einer Dienststelle mit dem Kürzel CGUSAHRC gearbeitet. Von der hat sie mir nie viel erzählt. Ich hatte den Eindruck, ihre Arbeit sei ziemlich geheim. Und seit dem elften September darf ohnehin nicht mehr so viel geredet werden.«
    »Das ist keine Dienststelle«, erklärte ich. »Das ist ein Kerl. CGUSAHRC heißt ›Commanding General, United States Army, Human Resources Command‹. Und dort passiert nichts besonders Aufregendes. Das ist eine Personalabteilung. Papierkram und Personalakten.«
    Jake gab keine Antwort. Ich ahnte, dass er gekränkt war, weil ich die berufliche Tätigkeit seiner Schwester herabgesetzt hatte. Vielleicht hatte ich in dem

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